Im Berliner Bezirk Neukölln steht der Emmauswald am Mariendorfer Weg im Zentrum einer hitzigen Debatte. Während Bürgerinitiativen und Naturschützer für den Erhalt der vier Hektar großen Grünfläche kämpfen, plant das Wohnungsunternehmen BUWOG, dort hunderte neue Wohnungen zu errichten. Nun hat der Senat das umstrittene Bauvorhaben an sich gezogen.
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Seit mehr als zwei Jahren setzen sich die Bürgerinitiative „Emmauswald bleibt!“ und verschiedene Naturschutzverbände für den Erhalt des Emmauswaldes am Mariendorfer Weg in Neukölln ein. Das etwa vier Hektar große Areal, das früher als Friedhof genutzt wurde, ist inzwischen von den Berliner Forsten offiziell als Wald ausgewiesen. Trotzdem verfolgt das Wohnungsbauunternehmen BUWOG die Pläne, auf diesem Areal hunderte Wohnungen zu bauen. Nun hat der Berliner Senat das Vorhaben mit Verweis auf das „Gesamtinteresse des Landes“ an sich gezogen.
Im Anschluss an „Neumarien“: Pläne der BUWOG umfassen nach wie vor 654 Wohnungen
Ziel der BUWOG ist es, auf der Fläche 654 neue Wohnungen zu errichten, darunter 200 Sozialwohnungen. Zudem sollten Ausgleichsmaßnahmen wie Ersatzpflanzungen und die Übernahme von Kosten für soziale Infrastruktur, wie neue Schulplätze, Teil eines städtebaulichen Vertrags werden. Das Unternehmen argumentiert, dass die Fläche durch das Projekt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, da das Areal bisher umzäunt und nicht zugänglich ist.
Das Vorhaben will sich in das größere Bauprojekt „Neumarien“ einfügen, das bereits seit 2020 einen ersten Bauabschnitt mit 214 Mietwohnungen umfasst. BUWOG betonte, dass nur 30 Prozent des Geländes bebaut werden sollen, während der Rest als Grünfläche erhalten bleibe. Auf ihrer Website heißt es nach wie vor, das Projekt werde bald fertiggestellt.
Schwerwiegender Eingriff in Naturraum: Bürgerinitiative „Emmauswald bleibt“ wehrt sich gegen Bauvorhaben
Dennoch bleibt das Vorhaben kontrovers. Die Bezirkspolitik äußerte schon 2023 Vorbehalte wegen der geplanten hohen Bebauungsdichte und der Belastung der Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur. Auch in der Bevölkerung zeigt sich seit jeher Widerstand: Die Initiative „Emmauswald bleibt!“ sieht in dem Vorhaben einen schwerwiegenden Eingriff in den Naturraum. Die Bürgerinitiative fordert eine Neubewertung des Projekts, insbesondere da auf dem Gelände streng geschützte Vogelarten, Fledermäuse und seltene Insektenarten nachgewiesen wurden.
Zwischen Wohnungsbau und Naturschutz: Entscheidung liegt beim Senat
Laut Staatssekretär Alexander Slotty (SPD) sei es grundsätzlich möglich, Bauland auf einer Waldfläche auszuweisen, sofern gesetzliche Anforderungen und Interessen abgewogen werden. Der Senat plane nun, „im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten auf Grundlage des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung einen städtebaulichen Vertrag abzuschließen“. Dieser würde Regelungen zu mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum sowie zu Kostenbeteiligungen umfassen, etwa für soziale und grüne Infrastruktur, neue Schulplätze und Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft, insbesondere auf dem noch genutzten Teil des Emmauskirchhofs.
Wie die Planungen des Senats voranschreiten, den städtebaulichen Vertrag mit der BUWOG abzuschließen, bleibt abzuwarten. Derzeit wird die öffentliche Beteiligung vorbereitet, bevor der Planentwurf dem Abgeordnetenhaus zur Entscheidung vorgelegt wird.
Quellen: Berliner Woche, Bezirksamt Neukölln, BUWOG, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Emmauswald bleibt!