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Neukölln: Ringen um geplantes Friedhofs-Wohnprojekt “Neumarien”

An der Grenze zwischen Neukölln und Tempelhof möchte das Unternehmen BUWOG das Wohnprojekt “Neumarien” fertigstellen. Der zweite Bauabschnitt des Projekts soll auf einer ehemaligen Friedhofsfläche entstehen. Dagegen regt sich Widerstand im Bezirk Neukölln. Nun haben die Berliner Forsten das 3,8 Hektar große baumbestandene Gebiet zudem zum Wald erklärt, doch das Land Berlin hält an den Bauplänen fest.

Noch ist es eine Vision: So soll das neue Quartier “Neumarien” des Bauträgers BUWOG in einigen Jahren einmal aussehen. Doch um das geplante Bauprojekt wird intensiv gestritten. / © Visualisierung: BUWOG

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierung: BUWOG
Text: Björn Leffler

 

Auf dem Gelände der ehemaligen Brandenburgischen Hebammen-Lehranstalt und Frauenklinik im Nordwesten von Neukölln, direkt an der Grenze zum Ortsteil Tempelhof, hat die AVILA-Gruppe das bemerkenswerte Projekt “Wohnpark St. Marien” realisiert.

Insgesamt 600 Wohnungen sind auf einem 37.500 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Silbersteinstraße und Mariendorfer Weg entstanden, auf dem ab dem Jahr 1914 eine Heil- und Krankenanstalt errichtet worden war.

Projekt “Neumarien” soll südlich vom Wohnquartier “St. Marien” entstehen

Südlich vom neu entstandenen Quartier soll ein weiteres Wohnungsbauvorhaben realisiert werden. Dort gibt es Pläne des Wohnungsbauunternehmens BUWOG, insgesamt weitere 654 neue Wohnungen zu errichten. Damit würde in diesem Stadtareal eine zunehmende Verdichtung mit Wohngebäuden erreicht werden. BUWOG hat dem Bauvorhaben den Namen “Neumarien” gegeben.

Bis Anfang 2020 ist der erste Bauabschnitt dieses Projekts entlang des Mariendorfer Wegs abgeschlossen worden. Dabei sind 214 Mietwohnungen entstanden, 147 davon mietpreisgebunden. Der zweite Bauabschnitt sollte ursprünglich im kommenden Jahr begonnen werden, auf der Fläche eines ehemaligen Friedhofs.

BUWOG will weitere 654 Wohnungen in Neukölln errichten

Hier sollen weitere rund 440 Eigentumswohnungen und 214 Mietwohnungen errichtet werden. Aufgrund der damit einhergehenden hohen Wohnungsdichte gab es von Seiten der Bezirkspolitik jedoch Vorbehalte, da auch die Bildungsinfrastruktur entsprechend angepasst werden muss.

Auf einer Sitzung der Senatskommission für Wohnungsbau wurde im Dezember 2022 beschlossen, dass die dringend erforderliche Schulversorgung durch die Errichtung eines Holzmodulergänzungsbaus an einer bereits bestehenden Schule gewährleistet werden soll.

Gegen das Wohnprojekt an der Grenze zu Tempelhof gibt es schon lange Widerstand

Dies war und ist jedoch nicht die einzige Hürde, die das Projekt zu nehmen hat. Denn aus der Bevölkerung regt sich Widerstand gegen die Bebauung der ehemaligen Friedhofsflächen. Die Bürgerinitiative „Emmauswald bleibt!“ kämpft gegen die Realisierung des Wohnprojekts.

Die knapp 200 Leute umfassende Gruppe setzt sich für den Erhalt des Waldes und des Naturraums auf den entwidmeten Friedhofsflächen ein. Die BUWOG argumentiert für das Bauprojekt damit, dass das aktuell umzäunte Areal im Zuge des Vorhabens geöffnet werde, sodass Menschen aus der Umgebung dort spazieren könnten. Dies ist bislang tatsächlich nicht möglich.

BUWOG: Geschützte Tier- und Pflanzenarten bleiben erhalten

Zudem sollen laut BUWOG geschützte Tier- und Pflanzenarten erhalten und Ersatzpflanzungen auf einem anderen Areal im Bezirk Neukölln vorgenommen werden. Nur 30 Prozent des Areals sollen nach Auskunft des Bauherrn bebaut werden.

Das Gelände neu zu bebauen, könnte für den Bauherrn jedoch mittlerweile noch komplizierter geworden sein, denn mittlerweile haben die Berliner Forsten das knapp vier Hektar große baumbestandene Gebiet offiziell zum Wald erklärt.

Handelt es sich bei dem ehemaligen Friedhof um ein Waldgebiet?

Dass es sich bei dem Baumbestand um einen Wald handelt, hatten die landeseigenen Forstbetriebe vor rund zwei Monaten in einer offiziellen Mitteilung kundgetan. Die Initiative „Emmauswald bleibt!“ verlangt daher eine komplette Neubewertung des Bauvorhabens.

So heißt es in einem offiziellen Statement der Initiative: “Der Emmauswald ist ein Wald und mit seinen knapp vier Hektar der größte Wald Neuköllns.” Und dieser soll nach Ansicht der Initiative geschützt und damit unbebaut bleiben. Doch die Entscheidung über die Genehmigung des Bauvorhabens liegt nicht mehr beim Bezirk Neukölln.

Senatsverwaltung hat das Projekt “Neumarien” bereits an sich gezogen

Denn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat das Projekt mit Verweis auf das “Gesamtinteresse des Landes Berlin” vor einigen Wochen an sich gezogen. Stadtentwicklungssenator Gaebler (SPD) will allerdings am Bauvorhaben festhalten, denn er priorisiert das Thema Wohnungsbau vor dem Schutz der einstigen Friedhofsfläche.

Der Eigentümer des Grundstücks, das Immobilienunternehmen BUWOG, hatte vor rund sieben Jahren das Gelände am Mariendorfer Weg erworben. Im ersten Bauabschnitt des Projekts wurden 214 Mietwohnungen und eine Kita errichtet.

200 der neu geplanten Wohnungen sollen vom Land Berlin gefördert werden

Laut Christian Gaebler gibt es mit der BUWOG die Vereinbarung, dass 200 der geplanten Wohnungen mietpreisgebunden sein sollen, also vom Land Berlin geförderte Sozialwohnungen. Zudem versicherte Gaebler: “Die Historie des Ortes und die Baumalleen werden in den Planungen berücksichtigt.

Katalin Gennburg (Die Linke) sprach hingegen von einem zu erwartenden “Kettensägenmassaker” auf dem verwilderten Gelände. Die aktuelle Einstufung der Berliner Forsten, dass es sich bei der Fläche um einen Wald handele, werde man laut Gaebler aber nicht einfach ignorieren, sondern noch einmal prüfen.

Anschließend soll dann seitens Senatsverwaltung über eventuelle Kompensationsmaßnahmen entschieden werden. Der Senat möchte das kontrovers diskutierte Bauvorhaben aber trotzdem umsetzen, um die Zahl bezahlbarer Mietwohnungen weiter steigern zu können.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Vor über drei Jahren wurde vom Immobilienunternehmen BUWOG die Wohnanlage “Neumarien” fertiggestellt. Diese soll nun auf der Fläche eines ehemaligen Friedhofs erweitert werden. / © Foto: BUWOG

Direkter Nachbar: Auf dem Gelände der ehemaligen Brandenburgischen Hebammen-Lehranstalt und Frauenklinik in Berlin-Neukölln hat die AVILA-Gruppe das bemerkenswerte Projekt “Wohnpark St. Marien” mit 600 Wohnungen realisiert. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Auf dieser Fläche soll das Erweiterungsprojekt “Neumarien” entstehen.

Nördlich vom Quartier “Neumarien” ist das Wohnprojekt “St. Marien” bereits fertiggestellt.

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Quellen: Bezirksamt Neukölln, BUWOG, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin

 

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