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Buchkritik: Der Invalidenfriedhof in Berlin und seine Wiederherstellung

Der durch die deutsche Teilung stark in Mitleidenschaft gezogene Invalidenfriedhof in Berlin-Mitte wurde nach der Wiedervereinigung vor allem aufgrund des großen Engagements des Fördervereins Invalidenfriedhof in weiten Teilen wiederhergestellt. Das Buch von Autor Dr. Guido Hinterkeuser beschreibt die eindrucksvolle Geschichte des Wiederaufbaus eines der bedeutendsten historischen Berliner Friedhöfe.

Der seit 1748 bestehende Invalidenfriedhof in Berlin, anfänglich nur ein Begräbnisplatz für das benachbarte Invalidenhaus, wuchs im Verlauf zweier Jahrhunderte zu einem der eindrucksvollsten Berliner Friedhöfe heran. / © Foto: Wikimedia Commons

© Fotos Titelbild: Förderverein Invalidenfriedhof e.V., Verlag Schnell & Steiner
Text: Wolfgang Leffler

 

Die vom Förderverein Invalidenfriedhof e.V. anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens veranlasste und vom Verlag Schnell + Steiner herausgegebene Festschrift beschreibt in beeindruckender Weise die intensiven Bemühungen des Fördervereins, den durch die deutsche Teilung stark in Mitleidenschaft gezogenen Invalidenfriedhof Berlin nach der Wiedervereinigung Deutschlands wiederherzustellen.

Bereits 1993 initiierte der Förderverein als bleibende Maßnahme eine Infobroschüre, um Förderer und Investoren zu gewinnen, mit dem Ziel, den bis zur Unkenntlichkeit ramponierten Friedhof als „kulturgeschichtlich hochbedeutenden Friedhof“ und somit als ein Ort der deutschen und speziell preußischen Geschichte, wieder auferstehen zu lassen.

Invalidenfriedhof: Ort preußischer und deutscher Geschichte

In ausreichendem Maße werden mittels Fotografien nicht nur der geschichtliche Hintergrund des 1748 begründeten Invalidenfriedhofs beschrieben, sondern auch der Vorkriegszustand vor 1945 und die Situation nach dem Mauerbau.

Die Grußworte und das Geleitwort des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl verschafften dem Projekt eine hohe Reputation, so dass der Invalidenfriedhof gleich im Jahr 1990 unter Denkmalschutz gestellt und somit der Weg zur umfangreichen Restaurierung frei gemacht wurde.

Seit 1990 steht der Invalidenfriedhof unter Denkmalschutz

Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Energie und Beharrlichkeit der Förderverein mit einem im Jahr 1992 ins Leben gerufenen ‚Gesprächskreis Invalidenfriedhof‘ dafür gesorgt hat, eine Strategie zu entwickeln, um vorhandenes Wissen zu ermitteln und vorhandene Strukturen, wie etwa die Berliner Gartendenkmalpflege, mit ins Boot zu holen und dauerhaft zu integrieren.

Mit dieser wegweisenden Entscheidung schuf man ein Plädoyer zur Berücksichtigung aller historischen Schichten, auch die der jüngeren Vergangenheit.

Das Buch schildert Aufbau und Gestaltung des InvalidenFriedhofs

Das Buch von Autor Guido Hinterkeuser schildert bei der Beschreibung des Aufbaus und Gestaltung des Friedhofs in einer sehr hohen Detailtreue die Grabmäler herausragender Persönlichkeiten des 18. Und 19.Jahrhunderts, mehrheitlich auch Militärangehörige in Diensten des preußischen Hofes, wie Scharnhorst, Tauentzien von Wittenberg, Boyen und von Winterfeld.

Der Invalidenfriedhof gibt neben den beeindruckenden Grabdenkmälern auch Auskunft über bedeutende Künstler der damaligen Zeit wie Schinkel und Stüler, die in nicht unerheblichem Maße an den Entwürfen und deren Umsetzung mitgewirkt haben.

Invalidenfriedhof in Mitte: Monument mit kunsthistorischer Bedeutung

Die Festschrift zur Wiederherstellung des Invalidenfriedhofs zeigt auf, dass der Invalidenfriedhof in seiner jetzigen Form ein Monument preußisch-deutscher Geschichte und mehrerer kunsthistorischer
Epochen hinsichtlich Architektur und Angewandter Kunst ist, angefangen bei Barock und Rokoko bis hin zum jüngeren preußischen Klassizismus.

Der Autor weist allerdings auch darauf hin, dass der Invalidenfriedhof nicht nur ein Friedhof mit einem maßgeblich spezifischen preußisch – militärischen Charakter ist, sondern auch ein Ehrenhain der dort ansässigen Zivilgemeinde und auch der Schwestern des Augusta-Hospitals ist, wo nicht nur Krankenpflege praktiziert, sondern auch Krankenschwestern ausgebildet wurden.

Das Buch beschreibt die Lebensläufe der auf dem Friedhof begrabenen Militärs

Eindrucksvoll beschrieben werden die Lebensläufe der auf dem Invalidenfriedhof beigesetzten hohen Militärs, so dass man durchaus – bei Interesse – auch sehr viel über die Geschichte Preußens
und der von den einzelnen Machthabern durchgeführten Kriege erfahren kann.

Übrigens begegnen uns einige dieser auf dem Invalidenfriedhof bestatteten preußischen Generäle und anderer Zivilpersonen tagtäglich im Berliner Stadtbild als Straßennamen.

Eine sehr gelungene und informative Lektüre zum Invalidenfriedhof als Zeugnis der deutsch-preußischen und Berliner Geschichte und somit auch als nationales Denkmal zur Kultur-, Militär- und Sozialgeschichte.

 

Der Invalidenfriedhof in Berlin und seine Wiederherstellung

Herausgeber: Förderverein Invalidenfriedhof e.V., Verlag Schnell & Steiner
Autor: Dr. Guido Hinterkeuser

Umfang: 16,2 x 20,7 cm, 176 Seiten
Ausstattung: Paperback
Sprache: deutsch
ISBN 978-3795438326

Das Buch könnt Ihr hier bestellen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Weitere Medienrezensionen sind hier zu finden

Quellen: Wikipedia, örderverein Invalidenfriedhof e.V., Verlag Schnell & Steiner, eigene Vor-Ort-Recherche

 

Weitere Buchrezensionen seht Ihr hier: 

Buchkritik – Franco Stella: “Berliner Schloss – Humboldt Forum”

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Buchkritik – Berlin 1943-1948: “Keine Illusionen irgendwelcher Art…”

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