Siemens Mobility stoppt überraschend sein Neubauvorhaben in Berlin-Adlershof. Statt einer zentralen Firmenzentrale bleiben die beiden bestehenden Standorte bestehen – ein Zeichen für geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und strategische Neuausrichtung.

Der Standort von Siemens Mobility in der Kiefholzstraße 44 in Alt-Treptow wird derzeit für die Produktion genutzt. In Adlershof war geplant, Produktion und Entwicklung an einem gemeinsamen Neubau zusammenzuführen. / © Foto: Wikimedia Commons, Günter Haase, CC BY-SA 4.0

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© Foto Titelbild: Siemens, Realace GmbH

 

Das Bahntechnikunternehmen Siemens Mobility wird seine Berliner Standorte entgegen früherer Pläne nicht zusammenführen. Ein geplanter Neubau im Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof ist vom Tisch. Die Entscheidung markiert das Ende eines Vorhabens, das 2022 öffentlichkeitswirksam angekündigt worden war.

Damals hieß es, das Gebäude an der Wagner-Régeny-Straße werde moderne Büro-, Produktions- und Lagerflächen bieten. Auf dem 26.420 Quadratmeter großen Grundstück wollte Siemens rund 1.200 Mitarbeitende aus den bestehenden Niederlassungen in Treptow und Adlershof zusammenführen. Für Siemens galt das Projekt als klares Bekenntnis zum Standort Berlin – zusätzlich zur Siemensstadt Square in Spandau.

Symbolischer Auftakt, stille Kehrtwende — warum das Projekt nicht umgesetzt wurde

Auch von politischer Seite war das Vorhaben begrüßt worden. Die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nannte die Ansiedlung einen Meilenstein für die Hauptstadt. Siemens Mobility sprach von einem bedeutenden Schritt für die Digitalisierung des Bahnverkehrs. Die Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen in Adlershof sollte zusätzliche Synergien ermöglichen.

Doch nach dem symbolträchtigen Start wurde es ruhig. Das Baufeld an der Görlitzer Bahn blieb unberührt. Hinter den Kulissen kamen Siemens Mobility und der Projektentwickler Beos zu einer anderen Einschätzung. Dem Tagesspiegel zufolge begründete SwissLife, Muttergesellschaft von Beos, die „Planungskonkretisierung“ habe ergeben, dass das Vorhaben nicht mehr realisierbar sei. Ausschlaggebend waren unter anderem die gesamtwirtschaftliche Lage, gestiegene Baukosten und geänderte Flächenbedarfe.

Kein Umzug, kein Neubau — Siemens Mobility bleibt vorerst am alten Standort in Treptow

Ende 2023 beendeten beide Partner das Projekt einvernehmlich. Der Erbbauvertrag mit dem Land Berlin wurde aufgelöst. Die Fläche bleibt daher vorerst unbebaut. Siemens Mobility hält weiterhin am bisherigen Standort in der Kiefholzstraße in Alt-Treptow fest, wo das Unternehmen seit 1991 produziert. Ein langfristiger Mietvertrag liegt vor, akuter Handlungsdruck besteht nicht.

Unternehmenssprecher Claas Belling betont gegenüber dem Tagesspiegel, dass Berlin für Siemens Mobility attraktiv bleibe. Der geplante Neubau in Adlershof habe jedoch nicht mehr den erwarteten Mehrwert geboten. Mit Blick auf die gute Geschäftsentwicklung sei der künftige Flächenbedarf nur schwer zu decken gewesen. In Berlin suche man nun nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten.

Zwei Berliner Standorte: Entwicklung verbleibt in Adlershof und Produktion in Treptow

Die ursprüngliche Idee, ein zentrales Zentrum für Bahntechnik im Technologiepark Adlershof zu errichten, wird demnach nicht umgesetzt. Was mit dem Baugrundstück geschieht, ist offen. Siemens Mobility bleibt mit rund 1.500 Beschäftigten weiterhin in Berlin präsent, vor allem am Standort Treptow. Dort entstehen unter anderem Stellwerkstechnik und Komponenten für das europäische Zugsicherungssystem ETCS.

Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2024 meldete das Unternehmen einen Auftragseingang von 4,6 Milliarden Euro und einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro. Weltweit sind rund 41.900 Personen bei Siemens Mobility beschäftigt. Das Unternehmen ist eine eigenständig geführte Einheit innerhalb der Siemens AG und auf Verkehrstechnik spezialisiert.

Es entwickelt Systeme und Produkte für den Schienen- und Straßenverkehr, darunter Schienenfahrzeuge, Automatisierungs- und Elektrifizierungslösungen sowie digitale Steuerungstechnik. Siemens Mobility ist international tätig und betreut Projekte über den gesamten Lebenszyklus von Verkehrsinfrastrukturen hinweg.

Quellen: Siemens, Tagesspiegel

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