An der Glinkastraße in Berlin-Mitte geht die Erweiterung des historischen Schleiermacherhauses zügig voran. Ein im 17. Jahrhundert errichtetes und 1946 abgebranntes Pfarrhaus wird in Holzbauweise rekonstruiert und mit barocken Fassadenelementen verkleidet.

Am denkmalgeschützten Schleiermacherhaus in Berlin-Mitte wird derzeit ein historisches Pfarrhaus rekonstruiert – und zwar in Holzbauweise. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

An der Glinkastraße in Berlin-Mitte läuft derzeit ein ungewöhnliches Rekonstruktionsprojekt am historischen Schleiermacherhaus. So sollen moderne Büroräumlichkeiten entstehen, die äußerlich eine barocke Baustruktur erhalten werden.

Der Baugrund, auf dem das Projekt derzeit umgesetzt wird, hat eine lange Geschichte. Im 17. Jahrhundert beauftragte Friedrich I., König von Preußen, die Erweiterung der Stadt Berlin außerhalb ihrer Mauern, was zur Entstehung der Berliner Friedrichstadt führte.

Glinkastraße: Im 17. Jahrhundert entstanden drei Pfarrhäuser

Teil dieses Projekts waren drei Pfarrhäuser an der Ecke Glinkastraße / Taubenstraße, die damals für die nahegelegene Dreifaltigkeitskirche erbaut wurden. Die Kirche wurde später abgerissen, ebenso wie eines der Pfarrhäuser, das 1946 einem Brand zum Opfer fiel.

Heute befindet sich auf dem Gelände, das aus den zwei verbliebenen Gebäuden, einer Gartenmauer und einer dahinterliegenden Grünfläche besteht, die Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder. Die Gemeinde beschloss, das Gebäude an der Glinkastraße wiederherzustellen, um die Räumlichkeiten als Büros zu vermieten.

Architekturbüro dRMM rekonstruiert historisches Pfarrhaus in Holzbauweise

Das in London und Berlin ansässige Architekturbüro dRMM setzte sich in dem von der Kirchengemeinde 2021 ausgeschriebenen, nichtöffentlichen Wettbewerb durch. Die Bauarbeiten begannen im August 2023, und die Fertigstellung ist für den kommenden Sommer nach nur einem Jahr Bauzeit geplant.

Die Architekten von dRMM überzeugten die Gemeinde mit der Idee, den Bau als Holzkopie mit modernen Grundrissen wieder aufzubauen, wobei einige Reste des Originals integriert werden sollen. Die Straßenmauer wird dabei durch Stahlbetonträger verstärkt.

Hülle aus Brettsperrholz, Träger aus Buchen- und Fichtenholz

Die Hülle des zukünftigen Gebäudes besteht aus Brettsperrholz, die Träger aus Buchenfurnierschichtholz und Fichtenholz. Vorgefertigte Elemente werden für eine schnelle Bauzeit verwendet, einschließlich der Holzelemente, der Treppe und des Beton-Aufzugsschachts.

Eine digitale Nachbildung des baugleichen Pfarrhauses an der Taubenstraße dient als Vorlage für die aufwendige Fassadengestaltung. Das Dach soll nach aktuellem Planungsstand mit Biberschwanzziegeln gedeckt werden.

Zukünftig sollen im Neubau Büroflächen untergebracht werden

Trotz Denkmalschutzvorgaben gelang es dem Büro, ein zusätzliches Geschoss einzubauen, das jedoch nur als Lager genutzt werden kann. Ein barrierefreier Zugang soll zudem durch die Anpassung des Erdgeschosses auf Straßenniveau möglich gemacht werden.

Flexible Grundrisse ohne tragende Innenwände sollen die Nutzung des Neubaus für die nächsten Jahrhunderte ermöglichen. Ein zentraler Saal ersetzt den Treppenraum, was für den Brandschutz allerdings eine besondere Herausforderung darstellt.

Die Gemeinde investiert über vier Mio. Euro in das Projekt

Eine Terrasse wird rückseitig angelegt, die Gartengestaltung im Innenhof des Ensembles wird vom Büro Gruppe F übernommen. Erdsonden wurden während der Bauarbeiten installiert, um nachhaltige Erd- und Fernwärme zu nutzen.

Das Projektbudget beträgt etwa 4,2 Millionen Euro, das Bauvorhaben liegt derzeit im Zeit- und Kostenrahmen. Auf das Ergebnis darf man in jedem Fall gespannt sein. Der Fortschritt auf der Baustelle ist tatsächlich rasant, die barocken Fassaden sind mittlerweile sehr gut sichtbar.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder, Architektur Urbanistik Berlin, Baunetz, dRMM

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