In Berlin-Pankow plant der Bezirk eine dringend benötigte Schule, während Investor Christian Gérôme auf dem Grundstück an der Greifswalder Straße ein Wohnquartier errichten möchte. Nach gescheiterten Verhandlungen setzt das Bezirksamt nun auf einen alternativen Standort. Doch auch dieser ist nicht unumstritten.
© Visualisierung Titelbild: Christian Gérôme
Der Bezirk Pankow wächst rasant, was den Bedarf an neuen Schulen erhöht. Eine weiterführende Schule mit Platz für 600 bis 800 Schülerinnen und Schüler sollte ursprünglich auf einem Grundstück am ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße entstehen. Doch das Gelände gehört dem Investor Christian Gérôme, der dort rund 500 Wohnungen errichten möchte. Ein Drittel davon soll als Sozialwohnungen zur Verfügung stehen.
Das Bezirksamt versuchte, durch einen Grundstückstausch eine Lösung zu finden. Gérôme hätte im Gegenzug verpflichtet werden sollen, einen Teil der Wohnungen zu vergünstigten Mieten anzubieten. Doch steigende Bau- und Finanzierungskosten sowie eine Reduzierung der ursprünglich geplanten Hochhaus-Wohneinheiten machten das Modell für den Investor wirtschaftlich unattraktiv. Eine Einigung blieb aus, sodass das Schulbauprojekt ins Stocken geriet.
Machbarkeitsstudie für alternativen Standort: Geplante Schule in modularer Bauweise möglich
Da keine Einigung mit Gérôme erzielt werden konnte, beauftragte das Bezirksamt das Architekturbüro NAK Architektenmit einer Machbarkeitsstudie. Diese untersuchte, ob die Schule auf zwei landeseigenen Grundstücken südlich des Güterbahnhofs an der Lilli-Henoch-Straße realisiert werden könnte. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass der Schulbau dort nach geltendem Planungsrecht möglich wäre – und das ohne die Notwendigkeit, private Grundstücke zu beanspruchen.
Die geplante Schule soll in modularer Bauweise entstehen, um eine zügige Realisierung zu ermöglichen. Untersucht wurden drei Bauvarianten mit vier bis fünf Geschossen. Die Bruttogrundfläche beträgt 11.360 Quadratmeter und umfasst neben Unterrichtsräumen auch Sport- und Erholungsflächen sowie eine Sporthalle. Die Gesamtkosten werden auf rund 64,7 Millionen Euro geschätzt.
Verbindungsbrücke oder Compartmentschule: Studie prüft Nutzungskonzepte
Ein zentraler Aspekt der Studie ist die Organisation des Schulgeländes. Eine Variante sieht eine Verbindungsbrücke über die Straße vor, um die beiden getrennten Grundstücke miteinander zu verbinden. Alternativ könnten die Grundstücke zu einer Einheit zusammengeführt werden, wodurch ein durchgehender Schulhof entstünde. Beide Optionen werden hinsichtlich ihrer baulichen Machbarkeit und schulischen Nutzung geprüft.
Da die verfügbare Fläche begrenzt ist, könne das Konzept einer Compartmentschule – mit kleinen, flexibel nutzbaren Lerneinheiten – nicht umgesetzt werden. Stattdessen wird geprüft, ob die Schule als „Drehscheibe“ fungieren könnte. Ein solches Modell wird bereits an anderen Standorten genutzt, um als Ausweichschule während Sanierungen oder Erweiterungen anderer Schulgebäude zu dienen.
Kritik an Lärmbelastung an der Greifswalder Straße: Ein Problem für den Schulstandort?
Investor Christian Gérôme äußerte erhebliche Bedenken hinsichtlich des neuen Standorts. Eine Lärmkarte der Machbarkeitsstudie zeigt, dass der Lärmpegel an der Greifswalder Straße bei etwa 70 Dezibel liegt. Gérôme hält dies für problematisch und argumentiert, dass eine Schule an einem derart lärmbelasteten Ort nicht mit gesunden Lernbedingungen vereinbar sei. Er vergleicht die Situation mit einem Schulbau an einer stark befahrenen Autobahn.
Als Alternative schlägt er vor, die Schule weiter von der Straße entfernt zu platzieren und den Zugang über einen Weg westlich am Schwimmbad entlangzuführen. Zudem hat er sich endgültig von der Idee eines Grundstückstauschs verabschiedet. Er zeigt sich jedoch bereit, dem Bezirk kostenlos Flächen für Sportanlagen zur Verfügung zu stellen, falls eine gemeinsame Entwicklung des Geländes erfolgen kann.
Bezirk hält an Schulprojekt fest: Schulneubau ist dringend notwendig
Trotz der geäußerten Kritik hält das Bezirksamt an den Schulbauplänen fest. Die auf der Machbarkeitsstudie basierenden Planungen sollen weiterverfolgt und in die Investitionsplanung aufgenommen werden. Denn der Schulbau gilt als dringend notwendig, um dem steigenden Bedarf an Bildungseinrichtungen in Pankow gerecht zu werden.
Quellen: Berliner Morgenpost, Wikipedia, Prenzlauer Berg Nachrichten, Bezirksamt Pankow, Architektur Urbanistik Berlin, Christian Gérôme, Thoban Voss Architekten
Hab ich das richtig verstanden, die Stadt will Gerome weniger Wohnungen bauen lassen als er möchte? Voll ok, wir haben ja genug.