Am Helene-Weigel-Platz in Berlin-Marzahn regt sich Widerstand gegen geplante Hochhausbauten. Eine Anwohnerinitiative hat Unterschriften gesammelt, um sich gegen die Verdichtung mit bis zu 15-geschossigen Wohntürmen zu wehren. Das Bezirksamt setzt auf Beteiligung und Bebauungspläne, doch der Konflikt um die Zukunft des Platzes spitzt sich zu.

So könnten die neuen Wohngebäude am Helene-Weigel-Platz in Berlin-Marzahn künftig aussehen. Die Darstellung basiert auf einer vorläufigen Konzeptstudie. / © Visualisierung: Ten Brinke Group B.V

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© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Auto1234, CC BY-SA 3.0

Nach aktuellen Planungen sollen auf dem Helene-Weigel-Platz vier neue Wohntürme mit zehn bis fünfzehn Geschossen entstehen, je zwei auf der Ost- und Westseite. Die privaten Projektentwickler Ten Brinke und Vivion treiben das Vorhaben voran. Ten Brinke plant den östlichen Bauabschnitt auf dem Grundstück Helene-Weigel-Platz 12. Dafür soll das leerstehende Kino „Sojus“ abgerissen werden. Vivion will die westlich gelegenen Flächen an den Hausnummern 1 und 2 bebauen, wofür bestehende Parkplatzflächen neu geordnet werden müssten.

In der Nachbarschaft wächst der Widerstand. Ähnlich wie bei den Bauplänen für die Allee der Kosmonauten 155 hat eine Anwohnerinitiative bereits Unterschriften gesammelt, um sich gegen die Hochhausbebauung zu stellen, wie der Tagesspiegel berichtet. Sie kritisiert die aus ihrer Sicht unzureichende Beteiligung und befürchtet Verschattung, steigende Mieten, zusätzliche Verkehrsbelastung und eine Überforderung der Infrastruktur.

Neubauten gestalterisch zurückgenommen — Rathaus Marzahn soll städtebaulich prägend bleiben

Die Pläne der privaten Eigentümer haben zur Einleitung der Bebauungsplanverfahren 10-124 und 10-125 geführt. Sie sollen die bauliche Entwicklung auf beiden Seiten des Helene-Weigel-Platzes koordinieren. Grundlage bildet eine vom Bezirk beauftragte Studie, die Potenzialflächen für neue Wohnbauten benennt, zugleich aber eine maßvolle Nachverdichtung empfiehlt.

Neue Gebäude sollen sich in das bestehende Stadtbild einfügen. Das denkmalgeschützte Alte Rathaus Marzahn am Brunnenplatz und die prägenden Doppelhochhäuser aus der Zeit der Großsiedlungsplanung sollen weiterhin das Erscheinungsbild bestimmen. Daher schlägt die Studie niedrigere Neubauten vor, die sich gestalterisch unterordnen. Auch der öffentliche Raum soll aufgewertet und die Mischung aus Wohnen, Versorgung und Begegnung erhalten bleiben. Die Studie dient als Leitbild für die laufenden Verfahren, hat jedoch keine verbindliche Wirkung.

Trotz Öffentlichkeitsbeteiligung im Dezember: Ein tragfähiger Kompromiss steht aus

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf betont, dass es auf eine behutsame und transparente Entwicklung setzt. Bis zum 20. Dezember 2024 konnten Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung Stellungnahmen einreichen. Eine Informationsveranstaltung fand am 3. Dezember 2024 statt. Bezirksstadträtin Heike Wessoly kündigte an, die Belange der Anwohnerschaft ernst zu nehmen und die Verträglichkeit der Neubauten gemeinsam zu diskutieren.

Trotz formeller Beteiligung bleibt die Kritik deutlich. Die Anwohnerinitiative fordert verbindlichere Vorgaben für die Bebauung und bereitet derzeit einen Einwohnerantrag für einen kiezverträglichen Bebauungsplan vor. Unterstützung kommt von der Links- und der Grünenfraktion in der BVV. Ein Antrag auf Erlass einer städtebaulichen Erhaltungsverordnung wurde allerdings von CDU und SPD abgelehnt.

Linksfraktion kritisiert geplante „Luxusbebauung“  und Priorisierung von Investoreninteressen

Laut Linksfraktion würden die Mehrheitsfraktionen Investoreninteressen über die Bedürfnisse der Bevölkerung stellen. Die Initiative kritisiert zudem, dass die vorgestellte Machbarkeitsstudie bereits weitreichende Bauoptionen enthalte, ohne dass zuvor eine offene Diskussion stattgefunden habe. In ihrer Stellungnahme warnt sie vor den Folgen einer „Luxusbebauung“, die das soziale Gleichgewicht im Quartier gefährden könnte.

Die Entwicklung des Helene-Weigel-Platzes bleibt damit ein vielstimmiger Prozess. Verwaltung und Bezirksamt betonen den offenen Charakter der Verfahren, während zivilgesellschaftliche Gruppen auf rechtlich verbindliche Mitsprache drängen. Wie sich der Platz in den kommenden Jahren verändern wird, ist nicht nur eine städtebauliche, sondern auch eine politische Frage.

Quellen: Tagesspiegel, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, Die Linke Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf, Berliner Morgenpost

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One Comment

  1. Marcel S. 21. März 2025 at 20:37 - Reply

    Wo ist denn schon wieder das Problem? Welche Wohntürme? Was ist los mit diesen Leuten, die geplante Bebauung ist halb so hoch wie der Bestand. Demokratie wird langsam zu einem Hemmnis.

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