Inmitten der Hochhäuser im Frankfurter Bankenviertels befindet sich ein kleines Stück Stadtgeschichte, das Kaiser-Karree. Das vierstöckige historische Bankhaus entstand 1905 und soll nun eine “moderne Mütze“ aufgesetzt bekommen.
© Titelbild: Henning Larsen Architects
Eins ist klar: Das Areal mit dem historischen Bau inmitten des Bankenviertels wird sich stark verändern. Mit seiner Lage an der Kreuzung Gallus-Anlage und Kaiserstraße liegt das alte Bankhaus an zwei wichtigen Verkehrsachsen. In diesem Bereich Frankfurts entwickelt sich aktuell ein neues, andersartiges Viertel. Zwischen der Alten Oper und den Städtischen Bühnen soll in den kommenden Jahren eine Hochhauspromenade entstehen.
Die neuen Gebäude sollen sowohl zusätzliche Büroflächen für das boomende Bankenviertel als auch gesellschaftliche Räume schaffen. Auf der sogenannten „Kulturmeile“ wolle man die Frankfurter Stadtgesellschaft ansprechen. Langfristig soll das Bankenviertel dann nicht nur ein Ort zum Arbeiten sein, sondern auch Nutzflächen mit hoher Aufenthaltsqualität für die Freizeitgestaltung anbieten.
Bankenviertel für Alle: Städtischer Entwicklungsplan sieht Mischnutzung vor
Grund für diesen modernen Ansatz ist der „Hochhausentwicklungsplan“ (HEP), der 2024 in Kraft trat. Dieser formuliert klare Ziele für die Frankfurter Hochhauslandschaft: Die ikonische Skyline soll zukünftig für alle Frankfurterinnen und Frankfurter nutzbar sein. Belebte, öffentliche Erdgeschosse sollen die Gebäude für Bürgerinnen und Bürger zugänglich machen und einen neuen Mehrwert in den Bereichen Kunst, Kultur, und Freizeitgestaltung bieten. Diese Nutzungsänderung soll in allen Neu- und Umbauten im Bankenviertel umgesetzt werden.
Der Neubau am Kaiser-Karree ist das erste Gebäude, das unter den im Entwicklungsplan festgelegten Richtlinien entworfen wurde. Ein wichtiger Faktor sei, so HEP, die frühzeitige Integration der Stadtgesellschaft in die Planungsprozesse. Informationsveranstaltungen und Bürgerinitiativen sollen dabei helfen, gemeinsam passende Nutzungskonzepte zu entwickeln und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten einzugehen. In diesem Fall startete die Öffentlichkeitsbeteiligung im September letzten Jahres und konnte somit vollständig in die Wettbewerbsplanung um das Kaiser-Karree einfließen.
Neues Hochhaus im Bankenviertel: Geplanter Baubeginn ab 2026
Durch aktuelle Entwicklungen wird deutlich: Das Bankenviertel muss sich weiter entwickeln, um der steigenden Nachfrage an Büroflächen standzuhalten. Gleichzeitig soll das Gesicht des „alten Frankfurts – oder dessen, was davon noch übrig ist – gewahrt werden. Geplant ist eine Neuentwicklung rund um das historische Kaiser-Karree.
Das Bankgebäude wurde 1905 erbaut und fällt vor allem durch seine denkmalgeschützte Fassade auf. Über dem Bestand soll ein Gebäudekomplex entstehen, der Büroflächen bietet und anteilig auch als Hotel genutzt werden soll. In den Sockelbereichen sollen öffentliche Freiflächen entstehen, die sich in der Nutzung an die geplante Kulturpromenade einreihen.
Dänisches Architekturbüro überzeugt mit Entwurf für das Kaiser-Karree
Der Wettbewerb um die Gestaltung des Neubaus wurde im Oktober 2024 durch die Investoren Commerz Real und Tishman Speyer ausgeschrieben. Eingeladen wurden zehn Architektenbüros, teilweise aus den Niederlanden, Norwegen und Frankreich.
Mitte Februar fiel dann die Entscheidung über die architektonische Zukunft des Kaiser-Karrees: Gewinner ist das dänische Architekturbüro Henning Larsen Architects. Der eingereichten Entwurf konnte 15 Jurymitglieder und 13 unabhängige Sachverständiger aus den Bereichen Denkmalpflege, Stadtplanung, Gebäudetechnik und Umwelt überzeugen.
Eine Historische Inspiration: Der Gewinnerentwurf setzt auf die Verbindung aus Alt und Neu
Das internationale Architekturbüro setzt mit dem Gewinnerentwurf auf eine Verbindung aus Alt und Neu. Bemerkenswert sei laut der Jury der Umgang mit der Historie des Areals sowie die gute Einbindung in die bestehende Skyline. Das etwa 195 Meter hohe, aufgesetzte Hochhaus will den Blick der Betrachterinnen und Betrachter zurück auf das historische Bankgebäude lenken. Der denkmalgeschützte Bestandsbau soll weiterhin im Fokus stehen und Highlight des Gebäudekomplexes bleiben.
Als Inspiration und Namensgeber für den sogenannten Gloria-Tower diente das unter Frankfurtern bekannte Gloria-Kino. Der ikonische Bau befand sich früher in der Kaiserstraße 28/Neue Mainzer Straße 29 und war von 1927 bis 1981 der Schauplatz für zahlreiche Filmklassiker. Besonders charakteristisch für das Lichtspieltheater waren die zahlreichen Neon-Röhren. Diese seien laut den Architekten im Neubau als symbolisches, vertikales Motiv in der Fassade wiederzuerkennen.
Kaiser-Karree Frankfurt: Startschuss für ein einladendes Bankenviertel?
Der Beginn der Baumaßnahmen ist auf 2026 angesetzt. Das erste nach dem HEP entwickelte Gebäude soll dann voraussichtlich 2030 fertiggestellt werden. Inwieweit das Millionenprojekt Gloria-Tower dann die angestrebten städtischen Veränderungen erwirkt, bleibt abzuwarten.
Quellen: Stadt Frankfurt, Kaiser Karree, Commerz Real, Henning Larsen Architects, hessenschau, Wikipedia