An der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg sollen in den kommenden Jahren zwei Großprojekte umgesetzt werden, die in direkter Nähe zueinander liegen. Einerseits muss die Brücke am S-Bahnhof Schönhauser Allee komplett abgetragen und neu gebaut werden, andererseits wird das Leichtathletikstadion im Jahnsportpark abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Logistisch wird das für die Projektplaner eine Herausforderung.

Eines von zwei Großprojekten an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg: Der Neubau des Leichtathletikstadions im Jahnsportpark. / © Visualisierung: O+M Architekten GmbH

© Visualisierung Titelbild: Open Street Map, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz, O+M Architekten GmbH
Text: Björn Leffler

 

Auf die Menschen in Prenzlauer Berg, vor allem in den Stadtquartieren rund um die Schönhauser Allee, kommen in den kommenden zwei Jahren zwei außergewöhnliche Großprojekte zu, die die Nerven von Verkehrsteilnehmern und Anwohnern arg strapazieren könnten.

Beide Projekte liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt – und sollen zeitlich parallel realisiert werden. Am Bahnhof Schönhauser Allee soll die Brücke über den Ringbahngleisen abgerissen und neu gebaut werden. Im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark soll das alte Cantianstadion abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Cantianstadion in Prenzlauer Berg: Abriss und Neubau bis Ende 2027

Der Reihe nach: Der Berliner Senat plant zwischen Mauerpark und Bahnhof Eberswalder Straße den Abriss des Leichtathletikstadions aus den 1950er Jahren und den Neubau einer Arena für Leichtathletik und Fußball.

Der Bau soll im dritten Quartal 2024 beginnen, nach den Sommer-Sportveranstaltungen, einschließlich der Nutzung durch Berlin Thunder. Trotz des leicht verzögerten Starts soll die neue Arena für 20.000 Zuschauer im dritten Quartal 2027 fertiggestellt sein, mit Kosten von mittlerweile 188 Millionen Euro – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu ursprünglichen Kalkulationen.

Schönhauser Allee: Straßenbrücke von 1886 muss abgerissen werden

Etwas weiter nördlich wird ebenfalls abgerissen und neu gebaut: Vor dem Neubau muss die 1886 errichtete Straßenbrücke aber bis spätestens 2025 teilweise abgerissen werden. Dies ist eine große technische Herausforderung, da die Brücke an einem besonders wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Prenzlauer Berg liegt.

Der Abriss und Neubau sollen aber so erfolgen, dass der BVG-Verkehr und der DB-Fernverkehr weitgehend ungestört bleiben. Es wird jedoch erhebliche Einschränkungen für den Autoverkehr zwischen Pankow und der östlichen City geben. Zudem müssen die hohe Wohn- und Geschäftsdichte in der Umgebung vor Lärm- und Umweltbelastungen geschützt werden.

Verkehrsverwaltung sieht keine Beeinträchtigung der zwei Großprojekte

Die Berliner Verkehrsverwaltung hält es laut einem Bericht der Berliner Morgenpost für unwahrscheinlich, dass die Großprojekte gegenseitig gravierende Probleme verursachen werden, obwohl sie verhältnismäßig dicht beieinander liegen.

Laut einer Untersuchung betreffen die Auswirkungen des Stadion-Neubaus hauptsächlich die unmittelbare Nachbarschaft, insbesondere die Eberswalder Straße und die Cantianstraße. Obwohl die Brückenbaustelle weniger als einen Kilometer entfernt liegt, sieht der Senat also keine Gefahr.

Eine Vollsperrung der Schönhauser Allee für Autos soll es nicht geben

Der Plan für den Ersatzneubau der 138 Jahre alten Straßenbrücke sieht vor, dass 2025 zunächst die Brückenseite in Fahrtrichtung Alexanderplatz gesperrt und demontiert wird. Der gesamte Verkehr soll dann auf der östlichen Brückenseite in Richtung Pankow abgewickelt werden, wodurch eine Vollsperrung für den Autoverkehr in Richtung Innenstadt vermieden werden soll.

Ursprünglich war eine zeitweise Vollsperrung der Schönhauser Allee kolportiert worden. Ziel der Projektplaner sei es aber, trotz der Einschränkungen während der Bauzeit alle Verkehrsarten, insbesondere den Fuß- und Radverkehr sowie den öffentlichen Nahverkehr, ortsnah aufrechtzuerhalten, erklärte ein Sprecher von Verkehrssenatorin Ute Bonde.

U2-Viadukt steht auf eigenen Pfeilern – U-Bahn soll weiterfahren

Konkrete Angaben zum Vorgehen beim Brückenneubau und zum Umleitungsverkehr will die Senatsverwaltung allerdings erst Anfang 2025 bekanntgeben.

Trotz der vermiedenen Vollsperrung könnte sich dennoch die Zu- und Abfahrtslogistik für beide Großbaustellen auf den umliegenden Verkehr auswirken und zumindest zeitweise für empfindliche Verkehrsstörungen sorgen.

Tram-Linie M1: Ersatzverkehr mit Bussen für fünf Jahre

Immerhin: Die BVG plant, den U-Bahnverkehr der Linie U2 während der gesamten Bauzeit der Brückenbaustelle bis 2030 aufrechtzuerhalten, da das Viadukt unabhängig von den Abrissarbeiten der Straßenbrückenhälften links und rechts des U-Bahnhofs Schönhauser Allee funktioniert – es steht auf eigenen Brückenpfeilern.

Für die Fahrgäste der Tram-Linie M1 wird die Bauzeit jedoch belastend, da sie voraussichtlich über fünf Jahre lang auf Ersatzbusse umsteigen müssen, um die Baustelle zu umfahren.

Der Neubau des Stadions soll nach jetzigem Stand immerhin bis Ende 2027 bereits abgeschlossen sein und wäre damit deutlich schneller fertig als das Brückenbauprojekt – wenn der ehrgeizige Zeitplan der Stadionbauer denn eingehalten werden kann.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Abriss und Neubau: Die Brücke über der Ringbahn am S-Bahnhof Schönhauser Allee wird ab dem kommenden Jahr neu gebaut. Auf den Verkehr wird das gravierende Auswirkungen haben. / © Visualisierung: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz

 

Quellen: Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz, O+M Architekten GmbH

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