Die Sperrung des Schlangenbader Tunnels zwischen Wilmersdorf und Dahlem hat den Verkehr zwischen Breitenbachplatz und Schildhornstraße neu sortiert, viele Anwohner sind mit der aktuellen Situation unzufrieden, Andere befürworten hingegen eine dauerhafte Schließung anstatt der geplanten Sanierung des Tunnels. Im Rahmen einer Bürgerdiskussion stießen die unterschiedlichen Meinungen dazu aufeinander.
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Wolfgang Leffler
Im April 2023 sperrte der Berliner Senat den 570 Meter langen Tunnel unter dem Wohnkomplex Schlangenbader Straße, der umgangssprachlich auch als „Schlange“ bekannt ist, aufgrund einer Notschließung für den Autobahnverkehr der A104. Geplant ist nun eine umfassende Sanierung des Tunnels, deren Kosten auf derzeit 41,6 Millionen Euro geschätzt werden.
Im Zuge dieser Maßnahmen steht auch der Abriss der in südlicher Richtung verlaufenden Autobahnbrücke fest – eine notwendige Voraussetzung für die geplante Neugestaltung des Breitenbachplatzes. Wie dieser Platz nach den Umgestaltungen aussehen könnte, präsentierte das Architekturbüro Patzschke beim zweitägigen Symposium des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg. Das Büro arbeitet bereits seit 2021 intensiv an den Entwürfen und stellte auf dem Symposium einen überarbeiteten Gestaltungsvorschlag vor.
Schlangenbader Straße: Herausforderungen nach der Tunnelsperrung
Die Sperrung des Tunnels bringt jedoch erhebliche Probleme mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrsführung sowie die Lärm- und Emissionsbelastung. Dies wurde deutlich bei einer Debatte im Titania-Palast, bei der die Neugestaltung des Breitenbachplatzes diskutiert wurde. Ein zentraler Punkt war die knapp 600 Meter lange Tunnelröhre, die für viele als neuralgischer Knotenpunkt gilt.
Der Stadtrat des Umweltamts Steglitz-Zehlendorf, Herr Aykal, bezeichnete die Sperrung und die anschließende Sanierung als „Katastrophe“. Der Tunnel sei eine wichtige Verbindung zwischen den Stadtteilen Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf, und bei der Neugestaltung des freigelegten Areals sei der Tunnel von zentraler Bedeutung. Den aktuellen Zustand rund um die „Schlange“ nannte er „ruhig, aber hässlich“.
Breitenbachplatz in Dahlem: Anwohner beklagen verstärkten Verkehr
Die Anwohner auf der gegenüberliegenden Seite sehen die Situation allerdings anders. Seit der Sperrung hat der Verkehr dort stark zugenommen, was auch von der Senatsverkehrsverwaltung bestätigt wurde. In manchen Bereichen ist der Verkehr sogar um bis zu 100 Prozent angestiegen.
Bereits im Vorfeld war klar, dass die Sperrung erhebliche Auswirkungen haben würde, denn täglich passierten mehr als 50.000 Fahrzeuge den Tunnel. Eine eigens gegründete Bürgerinitiative bemühte sich, durch Umleitungen und gezielte Ausschilderungen die Verkehrsbelastung in den betroffenen Straßen zu reduzieren – jedoch ohne Erfolg. Besonders während der Hauptverkehrszeiten staut sich der Verkehr direkt vor den Haustüren der Anwohner.
Zukunft des Tunnels Schlangenbader Straße: Wann beginnt die Sanierung?
Die umfassende Sanierung und Wiedereröffnung des Tunnels scheint mittlerweile gesichert, doch die entscheidende Frage bleibt: Wann wird dies geschehen? Die Verkehrsverwaltung hat den Realisierungstermin auf das Jahr 2028 festgelegt. Dennoch bleibt Skepsis, da die Kosten immens sind und unvorhergesehene Probleme während der Sanierung die Kosten weiter in die Höhe treiben könnten.
Dieser Unmut wurde auch bei einem Zwischenruf des Sozialforschers Andreas Knie von der TU Berlin deutlich, der betonte, dass der Tunnel womöglich gar nicht saniert werde, da dem Land die finanziellen Mittel fehlen könnten. Diese Aussage führte zu lautem Applaus im Publikum.
Kontroverse Diskussion: Bürgerinitiative zur Tunnelschließung gefordert
Andreas Knie ging sogar so weit, den betroffenen Anwohnern nahe zu legen, eine Initiative zur endgültigen Schließung des Tunnels zu gründen. Damit traf er den Nerv der Diskussion, denn die Bürgerinitiative Breitenbachplatz wies auf die Vorteile der Schließung hin. So seien die Lärm- und Emissionsbelastungen auf der Steglitz-Zehlendorfer Seite, insbesondere an der Schildhornstraße, seit der Sperrung deutlich zurückgegangen.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Verkehrsverwaltung von ihren beschlossenen Plänen abweicht. In der Haushaltsplanung für 2024/2025 wurden bereits die Grundlagen für die Finanzierung der Grundsanierung gelegt, sodass die notwendigen Mittel wohl zur Verfügung stehen werden.
Kommunikationsdefizite verhärten die Fronten – mehr Unfälle seit der Tunnelsperrung?
Trotz aller Planungen bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die Mitglieder der Bürgerinitiative Schlangenbader Tunnel fühlten sich schlecht informiert, da weder das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf noch die Bürgerinitiative selbst zu der Diskussionsrunde eingeladen wurden. Zusätzlich zur erhöhten Verkehrsbelastung beklagten sie auch eine Zunahme der Verkehrsunfälle seit der Tunnelsperrung.
Der Eindruck, dass die beteiligten Bezirksverwaltungen von Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf nicht ausreichend miteinander kommunizieren, wurde dadurch verstärkt – ein Umstand, der bedauerlich ist, da sich der Regierende Bürgermeister als Schirmherr des AIV-Symposiums stark für die Umgestaltung der Stadt einsetzt – jedenfalls offiziell.
Abriss der Autobahnbrücke am Breitenbachplatz soll bis 2026 erfolgen
Es bleibt nun an der Berliner Landesregierung, klare Prioritäten zu setzen. Während der Veranstaltung entstand der Eindruck, dass die betroffenen Bürger sich im Stich gelassen fühlen und die Neugestaltung des Breitenbachplatzes im Zentrum des politischen Interesses steht. Es wird eine schwierige Gratwanderung sein, diese Interessen in Einklang zu bringen. Ein erster Schritt wäre, dass die Bezirksverwaltungen aufeinander zugehen und eine strukturierte und vor allem transparente Kommunikation beginnen.
Fest steht immerhin, dass die einstige Autobahnbrücke, die durch den Breitenbachplatz führt und ebenfalls gesperrt ist, abgerissen werden soll. Bis 2026 soll die marode Trasse abgetragen werden, in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen, nach einem jahrzehntelangen Tauziehen zwischen Bezirkspolitikern, Anwohnern und Berliner Senat. Bislang jedoch haben die Bauarbeiten nicht begonnen.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Der Tagesspiegel, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf , Bürgerinitiative Schlangenbader Tunnel, Bürgerinitiative Breitenbachplatz, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Naja, ich kann das alles nicht so recht nachvollziehen. Wenn der Schlangenbader Tunnel saniert und dann wieder in Betrieb gesetzt wird, wird der bisherige Verkehr, der über die Autobahnbrücke am Breitenbachplatz führte, aus dem Schlangenbader Tunnel heraus in die Straßen des Stadtteils hineingeführt. Das wird erstens ein Verkehrschaos geben, zweitens wegen Kreuzungsverkehrs, Ampeln usw. zu einem Mehr an Luftverschmutzung und Lärmbelästigung führen. Den Schlangenbader Tunnel wiederum zu schließen kommt aufgrund seiner Verbindungsfunktion zwischen Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf nicht in Betracht. So erweist sich der Abbruch derAutobahnbrücke über den Breitenbachplatz wohl als Fehler, wenn er auch wegen des Zustandes der Brücke erforderlich ist. Aber muss dann nicht Ersatz her?