Pankow plant den Ausbau seiner Kapazitäten zur Unterbringung geflüchteter Menschen. Fünf neue Standorte sollen entstehen, darunter drei große Containerdörfer. Die Projekte stoßen auf gemischte Reaktionen, während der Bezirk eine stärkere finanzielle Unterstützung durch den Senat fordert.

Ein neues Containerdorf soll auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in Prenzlauer Berg entstehen, mit Platz für rund 400 geflüchtete Menschen.

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Andreas Steinhoff
Text: Stephanie Engler

 

Berlin-Pankow spielt eine Schlüsselrolle in der Berliner Flüchtlingspolitik. Der Bezirk, der bereits die meisten Geflüchteten der Stadt beherbergt, soll fünf weitere Unterkünfte schaffen, um den Bedarf zu decken. Mit etwa 1.400 neuen Plätzen sollen sowohl die prekären Bedingungen in bestehenden Einrichtungen verbessert als auch langfristige Lösungen für die Unterbringung gefunden werden, wie zuletzt die Berliner Morgenpost berichtete.

Die Planungen umfassen verschiedene Standorte, die sich teils noch im frühen Entwicklungsstadium befinden. Widerstand aus der Nachbarschaft und ökologische Bedenken verzögern einige Projekte. Zugleich setzt sich der Bezirk für eine finanzielle Entlastung durch den Senat ein, um die steigenden Kosten für Integration und Betreuung zu bewältigen.

Unterkünfte für Geflüchtete in Pankow: Standorte und Zeitplan der neuen Unterkünfte

Zu den geplanten Projekten gehört eine Unterkunft am Pflasterweg in Blankenburg mit bis zu 500 Plätzen. Der Baubeginn ist für das zweite Quartal 2025 vorgesehen, die Fertigstellung könnte bis Ende 2025 erfolgen. Das Grundstück gehört der landeseigenen HOWOGE, der Betreiber ist bisher nicht bekannt. Als Betriebsart ist GU1 vorgesehen, was eine intensive Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner sicherstellen soll.

Ein weiteres Containerdorf soll auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in Prenzlauer Berg entstehen. Mit einer Kapazität von 400 Plätzen ist dieser Standort etwas kleiner, jedoch zentral gelegen. Der Baubeginn ist ebenfalls für 2025 angesetzt, die Eröffnung wird frühestens 2026 erwartet. Ursprünglich war das Areal für ein Hotelprojekt vorgesehen, die aktuelle Planung hat jedoch Priorität.

Temporäre Unterkünfte und langfristige Lösungen

In der Elisabethaue in Blankenfelde wird aktuell eine temporäre Unterkunft betrieben. Diese soll bis 2026 durch eine dauerhafte Containeranlage mit 500 Plätzen ersetzt werden. Das Konzept sieht eine dezentrale Integration der Bewohnerinnen und Bewohner vor, um die soziale Teilhabe zu fördern. Zuständig dafür ist die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Integration.

Weitere geplante Standorte sind die Kavalierstraße und die Berliner Straße in Pankow. Während in der Kavalierstraße 422 Plätze entstehen sollen, verzögert sich das Projekt aufgrund von Artenschutzbedenken und Protesten aus der Nachbarschaft. Die geplante Unterkunft an der Berliner Straße, auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses, befindet sich noch in der Bauantragsprüfung. Mit etwa 200 Plätzen wäre sie die kleinste der neuen Einrichtungen.

Herausforderungen bei der Integration geflüchteter Menschen

Nach Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sind etwa 20 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner schulpflichtig. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, sollen an den Standorten Willkommensklassen entstehen. Diese werden entweder direkt auf den Grundstücken oder in der Nähe eingerichtet, wie der Berliner Senat mitteilt.

Ferner ist eine enge Zusammenarbeit mit Ehrenamtsinitiativen und sozialen Einrichtungen geplant. Ziel ist es, eine ganzheitliche Betreuung und Integration der Menschen zu gewährleisten. Betreiber der Einrichtungen sollen spezielle Konzepte für die Zusammenarbeit mit Freiwilligen umsetzen.

Forderungen nach finanzieller Unterstützung

Das Bezirksamt Pankow drängt auf eine finanzielle Entlastung durch den Senat. Die steigenden Kosten für Unterbringung und Integration belasten den Bezirk zunehmend. Eine Pauschale pro Geflüchtetem könnte helfen, die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen und den besonderen Einsatz des Bezirks anzuerkennen.

Obwohl die Projekte auf Widerstände stoßen und bürokratische Hürden überwunden werden müssen, sieht der Senat den Ausbau als notwendig an. Ziel ist es, menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen und die Integration geflüchteter Menschen in die Berliner Gesellschaft zu fördern.

 

Quellen: Berliner Morgenpost, Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Integration, Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten  

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3 Comments

  1. Sven Koester 4. Dezember 2024 at 07:10 - Reply

    Zu bedenken wäre, dass auf der Lichtenberger Seite, gleich gegenüber des ehemaligen Schlachthofes, in der Storkower Straße mehrere Flüchtlingsheime stehen bzw. gebaut werden. Wenn jetzt auch noch der Park auf dem Gelände des Schlachthofes mit Containern zugebaut wird, dürfte sich in diesem Gebiet die höchste Dichte an Flüchtlingsheimen in Berlin befinden. Der Park wurde bisher von vielen Familien für Freizeitsport genutzt.

  2. Marcel S. 4. Dezember 2024 at 08:26 - Reply

    In einem anderen Artikel liest man das ein Schulneubau gestrichen wird weil kein Geld da ist und dann das hier. Haben unsere Politiker überhaupt nichts kapiert?

  3. Max 4. Dezember 2024 at 13:53 - Reply

    In Potsdam, dem neuen Wandlitz, sinken die Flüchtlingszahlen.

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