Rund um die historische St. Hedwigs Kathedrale am Bebelplatz in Berlin-Mitte dominieren derzeit vor allem Baugerüste. Neben dem Umbau des katholischen Kirchengebäudes wird auch das Bernhard-Lichtenberg-Haus saniert und teilweise neu gebaut. Das Projekt schreitet zügig voran.

Derzeit läuft die Sanierung und der Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses in Berlin-Mitte. Zukünftig soll es vom katholischen Erzbistum genutzt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierungen Bernhard-Lichtenberg-Haus: Max Dudler Architekten

Text: Björn Leffler

 

Rund um die St. Hedwigs Kathedrale in Berlin-Mitte, direkt am historischen Bebelplatz, dominieren derzeit vor allem zahlreiche Bauzäune und Absperrungen. Grund sind zwei Bauvorhaben, die derzeit von der Katholischen Kirche umgesetzt werden.

Sowohl die Kathedrale wird im Innern neu gestaltet, auch das direkt benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus wird saniert und teilweise neu gebaut. Wer derzeit von der Französischen Straße auf das Gebäudeensemble blickt, findet eine große Baulücke vor.

St. Hedwigs Kathedrale: Umstrittener Umbau des Innenraums läuft

Selten hat ein Kirchenbauprojekt in Berlin in den vergangenen Jahrzehnten so viel Wirbel verursacht wie der derzeitige Umbau der katholischen St. Hedwigs Kathedrale am Bebelplatz in Berlin-Mitte. Am ehesten wäre hier vielleicht noch die ebenfalls intensiv diskutierte, geplante Errichtung des “House of One” am Petriplatz zu nennen.

In Potsdam wurde um die Wiedererrichtung der Garnisonkirche gleichermaßen unerbittlich gestritten, allerdings sind hier die Projektvorzeichen vollkommen andere, da es sich um einen kompletten Wiederaufbau eines nicht mehr vorhandenen Kirchengebäudes handelt.

Bedeutsamer Sakralbau: Die St. Hedwigs Kathedrale im Zentrum Berlins

Die St. Hedwigs Kathedrale jedoch, ebenso wie die Potsdamer Garnisonkirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, hat die Jahre der Zerstörung überlebt und wurde in den Jahrzehnten nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Im November 2013 schrieb das Erzbistum Berlin einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Innenraumes und des baulichen Umfelds aus. Insgesamt 169 Wettbewerbsbeiträge wurden eingereicht. Am 30. Juni 2014 entschied sich das Preisgericht für einen Entwurf des Architekturbüros Sichau & Walter Architekten. Der Kirchenbau wurde dann ab 2018 für die Öffentlichkeit geschlossen.

DER NEUE ENTWURF SIEHT EINE SCHLIESSUNG DER ÖFFNUNG IM INNENRAUM VOR

Der Entwurf sieht eine Schließung der Öffnung zur Unterkirche vor, durch die eine „Normalzentralität“ erreicht werden solle, die den liturgischen Anforderungen und der Tradition des Gebäudes nach Ansicht der damals verantwortlichen Jury gleichermaßen gerecht werde.

Der Altar soll sich also zukünftig nach dem Entwurf von Sichau & Walter geometrisch in der Mitte des Kirchenraums befinden. Die Gemeinde feiert im Kreis um den Altar Gottesdienst, die Bänke sollen in konzentrischen kreisen angeordnet werden.

Der Umbau, der ursprünglich bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen werden sollte, wurde heftig diskutiert, da hierfür der bisherige Innenraum, in den 1960er Jahren nach Plänen des Architekten Hans Schwippert im Stil der Nachkriegsmoderne wiederhergestellt, vollkommen umgestaltet und in großen Teilen abgerissen worden ist.

Bebelplatz: Neubau für das Katholische Erzbistum läuft

Deutlich weniger kontrovers wird ein direkt benachbartes Bauprojekt diskutiert, welches zwischen St. Hedwigs Kathedrale und Französischer Straße entsteht. Dort entsteht in den kommenden Jahren ein Neubau, der zukünftig vom katholischen Erzbistum genutzt werden soll.

Das Gebäude trägt den Namen Bernhard-Lichtenberg-Haus und erinnert damit an den Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der während der nationalsozialistischen Diktatur öffentlich für die Verfolgten eintrat. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Märtyrer und Seliger verehrt und wird in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem zu den “Gerechten unter den Völkern” gezählt.

Bernhard-Lichtenberg-Haus: SANIERUNG EINES ALTBAUS UND BAU EINES NEUEN GEBÄUDES

Bei dem Projekt handelt es sich um die Sanierung eines bereits bestehenden Baus und den Neubau eines direkt angrenzenden Gebäudes. Das bisherige Bernhard-Lichtenberg-Haus setzte sich nämlich aus zwei Gebäuden zusammen: Einerseits aus dem denkmalgeschützten, neoklassizistischen Altbau von 1914, der im Inneren nur behutsam umgestaltet werden soll, und einem im rechten Winkel westlich anschließenden Trakt aus den 1970er-Jahren, der an der Hedwigskirchengasse zwischen der Französischen Straße und dem Bebelplatz lag und mittlerweile abgerissen wurde.

Das Gebäude aus den 1970er Jahren soll nun durch einen modernen Neubau ersetzt werden, der nach den Plänen des Architekturbüros Max Dudler entstehen wird. Das Büro hatte sich in einem europaweiten Wettbewerb bereits im Januar 2020 mit seinem Entwurf durchgesetzt.

ÖFFENTLICHES CAFÉ, BUCHHANDLUNG, WOHNUNGEN UND SEMINARRÄUME ENTSTEHEN

Künftig soll das Bernhard-Lichtenberg-Haus wieder Wohnsitz des Erzbischofs werden. Zudem soll es als Forum genutzt werden, in dem sich Menschen begegnen und austauschen können. So soll gerade im touristisch geprägten Bezirk Mitte ein Ort jenseits der Menschenströme entstehen, der zum Austausch und Verweilen einladen soll.

Dafür soll im Erdgeschoss ein öffentliches Café, ein Schau- und Hörraum sowie eine kleine Buchhandlung einziehen. Im ersten Stock ist ein großer Vortragssaal geplant, eine Etage höher ein kleiner Saal und mehrere Seminarräume. In den beiden Obergeschossen darüber sind Wohnungen vorgesehen, unter anderem eben jene für den Erzbischof.

Architektonisch orientiert sich der von Max Dudler geplante Neubau am Altbau von 1914 und soll mit einer schlichten Sandsteinfassade verkleidet werden. Dudlers Neubau rückt vom Altbau leicht ab und wird die beiden Gebäude zukünftig mit einem schmalen Verbindungstrakt verbinden, der auf Straßenniveau als Durchgang ausgebildet werden soll.

60 MILLIONEN EURO KOSTEN, FERTIGSTELLUNG BIS 2025

Damit soll eine Öffnung zur Französischen Straße geschaffen werden, die dann auch der Kathedrale neue Präsenz verleihen soll. Ein zurückgezogener Platz zwischen der Kirche und dem winkelförmigen Baukomplex soll künftig als Außenraum für das Café dienen.

Die Fertigstellung des Projekts soll bis zum kommenden Jahr erfolgen, dann womöglich zeitgleich mit der Wiedereröffnung der St. Hedwigs Kathedrale. In die Sanierung des Altbaus und den Bau des neuen Gebäudes werden insgesamt rund 60 Millionen Euro investiert. Der Bau kommt zügig voran, mittlerweile hat bereits der Hochbau des Neubaus begonnen, während die Sanierung des Bestandsgebäudes läuft.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

© Visualisierung: Max Dudler Architekten

© Open Street Map

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