Südlich des Britzer Gartens soll ab 2025 auf einem Parkplatz eine modulare Unterkunft für 450 geflüchtete Menschen entstehen. In der Anwohnerschaft gibt es große Vorbehalte gegen das Projekt, Bezirksbürgermeister Martin Hikel jedoch betont, dass es im Bezirk Neukölln keine passenden Alternativen gebe.

© Foto Titelbild: IMAGO / Schöning
Text: Björn Leffler

 

In Zeiten der unvermindert anhaltenden Wohnungsknappheit ist der Bau von Unterkünften und Wohnhäusern für geflüchtete Menschen in Berlin zumeist ein Reizthema. Vor allem die betroffenen Anwohner sehen solche Projekte oft kritisch.

Dies zeigt sich beispielsweise bei einem umstrittenen Wohnungsbauvorhaben in Pankow. In einem Wohnquartier am Schlosspark Schönhausen gibt es zwei größere Freiflächen mit insgesamt knapp 40 Bäumen, die für den Bau von zwei neuen Wohnhäusern gerodet werden sollen, um darin geflüchtete Menschen unterbringen zu können.

Bau von Unterkünften für Geflüchtete oft ein Reizthema für Anwohner

Gegen die dortigen Pläne des Berliner Senats laufen Anwohner und Bezirk seit Jahren Sturm, die Realisierung des Projekts ist mittlerweile zu einem Politikum geworden. Auch im Südwesten der Stadt, im Ortsteil Dahlem, soll auf einem Parkplatz der Universität FU Berlin eine modulare Flüchtlingsunterkunft entstehen.

Die Freie Universität Berlin hatte mit dem Gelände eigentlich andere Pläne, doch der Senat priorisiert die Schaffung von Wohnraum für geflüchtete Menschen höher. Ab Mitte 2025 soll die Unterkunft in Betrieb gehen.

Vor allem Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber suchen Zuflucht in Berlin

Der Bedarf für den Neubau solcher Unterkünfte ist dabei unbestritten: Der Strom an Flüchtlingen, die in die deutsche Hauptstadt kommen, reißt nicht ab. Vor allem Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber suchen Zuflucht in der deutschen Hauptstadt.

Daher hat der Berliner Senat bereits im März 2024 verkündet, zusätzliche Unterkünfte in Form von temporären Container-Standorten errichten zu wollen. An 16 Standorten im gesamten Stadtgebiet sollen solche Container-Unterkünfte entstehen.

In Britz soll eine Flüchtlingsunterkunft für 450 Menschen entstehen

Einer dieser Standorte befindet sich auf einer als Parkplatz genutzten Fläche südlich des Britzer Gartens im Bezirk Neukölln. Der Parkplatz wird vor allem im Sommer und bei großen Veranstaltungen stark genutzt, soll nun aber umgewidmet werden.

Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) bewertet den Standort als nicht optimal, merkte im Gespräch mit der Berliner Morgenpost jedoch an, dass im Vergleich mit anderen Standorten die Konflikte dort relativ handelbar seien.

Neukölln: Vorbehalte der Anwohner gegen Bau der modularen Unterkunft

Alternativen im Bezirk seien nicht umsetzbar gewesen, und es sei klar, dass Flächen benötigt werden, um die Menschen unterzubringen, erklärte der Bezirksbürgermeister. Um die sozialen Angebote müsse man sich auch hier noch einmal kümmern, bevor die Container bezogen werden. Er wies darauf hin, dass es eine Schule in der Nähe gebe, aber es sich nicht um eine Innenstadtlage handle.

Doch die Vorbehalte der Anwohnerschaft gegen das Projekt sind laut einem aktuellen Bericht des Tagesspiegel enorm. Mit einer Petition protestieren Anwohner demnach gegen die geplante Geflüchtetenunterkunft am Sangerhauser Weg.

Petition sammelt 3.800 Unterschriften gegen das Bauvorhaben

Die Petition hat bisher rund 3.800 Unterschriften gesammelt. Einige Kommentatoren verweisen auf den Mangel an Parkplätzen und fehlende soziale Infrastruktur, andere äußern auch fremdenfeindliche Gründe. Es bleibt dabei allerdings unklar, wie viele der Unterzeichnenden tatsächlich in der Nachbarschaft wohnen oder den Britzer Garten regelmäßig besuchen.

Der CDU-Abgeordnete Christopher Förster unterstützt die Anwohner und betont, dass er den Standort als ausgesprochen kritisch bewertet. Er verweist auf die Notwendigkeit von Parkplätzen, fehlende soziale Infrastruktur und die mangelnde Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Zwischen 2025 und 2026 soll die modulare Unterkunft errichtet werden

Die modulare Unterkunft soll trotz aller Vorbehalte zwischen 2025 und 2026 errichtet werden und bis zu 450 Menschen aufnehmen. Martin Hikel betont, dass das Bezirksamt die Sorgen der Britzer Bürgerinnen und Bürger sehr ernst nehme.

Hikel setze sich für eine umfassende Informationsveranstaltung ein, die von Bezirk und dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten vorbereitet werde, um Befürchtungen und Ängsten angemessen begegnen zu können. Hikel versichert zudem, dass die Einschränkungen für Anwohner so gering wie möglich ausfallen sollen.

Informationsveranstaltung soll Vorbehalte der Bürger ausräumen

Anwohner-Parkplätze und Einfahrten zu den Kleingärten seien nicht betroffen, und die Parkfläche für den Britzer Garten werde nur kleiner, aber nicht vollständig wegfallen. Ersatzparkflächen würden ebenfalls geprüft.

Das Ringen um den Neubau im Neuköllner Ortsteil Britz zeigt dennoch erneut, wie schwierig der Spagat zwischen der Schaffung der nötigen Flüchtlingsunterkünfte und der Akzeptanz der umliegenden Bevölkerung ist – vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden Wohnungsnot.

 

Quellen: Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Neukölln, Architektur Urbanistik Berlin

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6 Comments

  1. M.Hillen 8. August 2024 at 09:44 - Reply

    Wer die für die Masseneinwanderung verantwortlichen Parteien wählt, der sollte sich nicht wundern, wenn das Leben -auch in der unmittelbaren Nachbarschaft- wunderschön bunt wird…

  2. M.Hillen 8. August 2024 at 09:46 - Reply

    Wer die für die Masseneinwanderung verantwortlichen Parteien wählt, der sollte sich nicht wundern, wenn das Leben wunderschön bunt wird – auch in der unmittelbaren Nachbarschaft…

    • RR 15. August 2024 at 19:13 - Reply

      Ich find Bunt schön ☝️✌️

  3. […] gestern berichteten wir über ein Bauvorhaben, welches südlich des Britzer Gartens im Bezirk Neukölln entstehen soll, weitere Bauvorhaben sind in Pankow und Dahlem geplant – verbunden mit teilweise heftigem […]

  4. Marko 15. August 2024 at 18:13 - Reply

    So sehr tolerieren gebürtige Deutsche Mobbing, zahlen aber weiterhin Steuern für neue Flüchtlinge, die offen sagen, dass sie nicht nach deutschen Gesetzen leben werden

  5. […] gearbeitet, Platz für geflüchtete Menschen zu schaffen. So sind weitere Unterkünfte in Dahlem, Britz oder Pankow geplant. Ein fertiges, neues Quartier wird ab September 2024 im Ortsteil Rosenthal […]

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