Mit einer neuen Straßenbahnstrecke will der Berliner Senat den Südosten enger mit dem Stadtzentrum verbinden. Die rund 14 Kilometer lange Trasse soll vom Bahnhof Schöneweide zum Potsdamer Platz führen und dabei die Bezirke Treptow-Köpenick, Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte durchfahren.
© Foto Titelbild: BVG, Tadeusz Chudy
Text: Björn Leffler
Der Bahnhof Schöneweide im Treptow-Köpenicker Ortsteil Niederschöneweide gehört zu den wichtigsten Nah- und Fernverkehrsverbindungen im Berliner Südosten und zählte bis zum Mauerfall zu den drei relevantesten Fernbahnhöfen Ost-Berlins. Im Zuge der Grunderneuerung der Görlitzer Bahn wurde und wird schließlich der gesamte Bahnhof modernisiert und umgebaut.
Die Grundidee des Umbaus war es, den Personentunnel nach Südwesten durchzustechen sowie für die Straßenbahn einen eigenen Tunnel durch den Bahndamm in Verlängerung der Brückenstraße zu errichten. Zudem wurden in den vergangenen sechs Jahren bei laufendem Betrieb durch die Deutsche Bahn AG beide Bahnsteige nacheinander erneuert, barrierefreie Zugänge über Rolltreppen und Aufzüge geschaffen sowie neue Dächer und Sitzgelegenheiten installiert.
Berliner Senat plant neue Tramstrecke vom Bahnhof Schöneweide zum Potsdamer Platz
Im Juli 2024 wurde schließlich der Abschluss dieses Projekts gefeiert, auch die Arbeiten an neuen Tramgleisen rund um den Bahnhof sind mittlerweile abgeschlossen worden – doch der Berliner Senat plant bereits das nächste Verkehrsprojekt, welches wieder den historischen Bahnhof betrifft. Dieses soll den Berliner Südosten auf einer zusätzlichen Route an das Berliner Zentrum anschließen.
So plant die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt den Bau einer Tramstrecke vom Bahnhof Schöneweide bis zum Potsdamer Platz. In einem offiziellen Statement der Verkehrsverwaltung heißt es dazu wie folgt. „Berlin wächst, die Busse werden voller. Wichtige Buslinien, die infolge kontinuierlicher Nachfragesteigerungen an ihre Kapazitätsgrenze gelangen, werden darauf geprüft, ob eine Umstellung auf einen Straßenbahnbetrieb sinnvoll ist. Durch die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und die höhere Attraktivität der Straßenbahn gegenüber dem Bus würde das Angebot deutlich aufgewertet.“
Verkehrsplanung: Von der neuen Tramlinie wären insgesamt vier Bezirke betroffen
Der „Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr Berlin 2030 (StEP MoVe)“ des Senats und der „Nahverkehrsplan Berlin 2019–2023“ sehen grundsätzlich eine neue Straßenbahnstrecke zwischen Schöneweide und Potsdamer Platz entlang hochfrequentierter Buslinien vor. Die Senatsverwaltung untersucht derzeit mögliche Trassenführungen.
Von dem Streckenbau wären insgesamt vier Bezirke betroffen, durch die die Tram geführt werden müsste: Treptow-Köpenick, Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte. Im Rahmen der Untersuchung werden derzeit Varianten der Streckenführung geprüft und dabei Kriterien wie Fahrgastnutzen, betriebliche Anforderungen, städtische Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit bewertet.
14-Kilometer-Trasse: Die neue Tramstrecke würde rund 175 Mio. Euro kosten
Diese Grundlagenuntersuchung soll nach aktuellem Stand bis Ende 2025 abgeschlossen werden. Die Kosten für die geplante, knapp 14 Kilometer lange Strecke werden aktuell auf etwa 175 Millionen Euro geschätzt. Die genaue Höhe wird jedoch erst nach Festlegung der Trasse feststehen, so die Senatsverwaltung.
Erst nach einem Senatsbeschluss könnte aber die detaillierte Planung starten, einschließlich einer Vorplanung und einer Kosten-Nutzen-Analyse. Frühestens 2035 könnte die Strecke schließlich in Betrieb genommen werden – es ist also ein langer Atem gefragt. Doch schon jetzt will der Senat im Rahmen der gestarteten öffentlichen Beteiligung über das Vorhaben informieren.
Am 6. November findet daher von 18 bis 21 Uhr im Nachbarschaftshaus Urbanstraße (Urbanstraße 21, 10961 Berlin) eine Informationsveranstaltung zur geplanten Straßenbahnstrecke Schöneweide–Potsdamer Platz statt. Im Rahmen eines Infomarkts werden die Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung präsentiert, und Besucher können Fragen stellen sowie Feedback geben.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Deutsche Bahn AG, Architektur Urbanistik Berlin, BVG, Der Tagesspiegel, Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr Berlin 2030 (StEP MoVe)