Auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg wurde eine neue Lösung für den städtischen Raum gefunden: Die ehemaligen Radwege werden für Gastronomie und Fahrradparkplätze freigegeben. Damit setzt der Bezirk Pankow auf eine pragmatische Umnutzung, die sowohl Radfahrenden als auch Gastronomen zugutekommt.
© Fotos: IMAGO / Seeliger
Vor knapp zehn Jahren wurde erstmals die Idee entwickelt, die Schönhauser Allee in eine weitgehend autofreie Flaniermeile umzuwandeln. Die ursprünglichen Pläne, die von dem dänischen Planungsbüro Gehl Architects erstellt wurden, sahen eine großflächige Verkehrsberuhigung vor. Ursprünglich war geplant, den Autoverkehr auf einer ganzen Fahrbahnseite zu verbannen, um eine großzügige Flaniermeile zu schaffen.
Die Realität des Berliner Stadtverkehrs machte eine so radikale Veränderung jedoch unmöglich. In einem langwierigen Planungsprozess wurde der ursprüngliche Entwurf mehrfach überarbeitet und schließlich auf eine Kompromisslösung reduziert. Diese wurde im Sommer 2024 fertiggestellt und umfasst nun breitere Radwege auf einer der früheren Parkspuren, während die alten, schmalen Radwege auf den Gehwegen für neue Nutzungen freigegeben wurden.
Gastronomie auf dem ehemaligen Radweg: Neue Nutzungsmöglichkeiten als Restaurant-Radweg Pankow
Mit der aktuellen Entscheidung des Bezirksamts Pankow erhalten Gastronomiebetriebe die Möglichkeit, die bisherigen Radstreifen auf den Gehwegen für Außengastronomie zu nutzen. Wie Verkehrsstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) erklärte, gelten diese Flächen jetzt offiziell als Gehwegzonen, was die Nutzung für Tische und Stühle erleichtert.
Eine Umwandlung der ehemaligen Radwege in klassische Gehwegflächen mit neuen Belägen und Begrünung bleibt jedoch vorerst aus. Stattdessen wurde eine pragmatische Lösung gefunden: Wer eine Genehmigung erhält, darf auf dem bisherigen Fahrradpflaster Gäste bewirten. Eine aufwendige bauliche Anpassung sei nicht notwendig, so das Bezirksamt.
Einige Restaurants und Cafés haben bereits auf die neue Regelung reagiert. Erste Betriebe haben Tische und Stühle auf den alten Radstreifen aufgestellt, nachdem ihre Anträge genehmigt wurden. Andere könnten folgen, sobald sie von der Möglichkeit erfahren. Die Nachfrage dürfte insbesondere in den wärmeren Monaten steigen, da Gastronomiebetriebe in dicht bebauten Vierteln oft um jeden Quadratmeter Außenfläche kämpfen.
Zusätzliche Infrastruktur für Fahrräder und E-Scooter in Pankow
Neben der neuen Nutzung für die Gastronomie gibt es auch Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrende und andere Verkehrsteilnehmende. Bereits im vergangenen Jahr wurden 55 neue Fahrradbügel entlang der ehemaligen Radwege installiert. Diese bieten eine sichere Abstellmöglichkeit für Fahrräder und ersetzen die weggefallenen Pkw-Parkplätze.
Zusätzlich sind drei verpflichtende Abstellflächen für E-Scooter vorgesehen. Diese sollen im Frühjahr 2025 markiert werden, um das oft unkontrollierte Abstellen von Leih-Scootern besser zu regulieren. Durch die gezielte Schaffung solcher Abstellzonen möchte der Bezirk das Problem wild abgestellter Fahrzeuge eindämmen und den Gehwegraum besser nutzbar halten.
Zukunftsausblick für den „Restaurant-Radweg“ Pankow: Begrünung und mögliche Erweiterung
Obwohl die jetzige Lösung vor allem eine Übergangsmaßnahme darstellt, sind langfristige bauliche Veränderungen geplant. Ab 2026 sollen ungenutzte Bereiche der ehemaligen Radwege entsiegelt und begrünt werden. Allerdings haben Gastronomiebetriebe Vorrang bei der Nutzung, sodass Rasenflächen nur dort entstehen, wo keine Außengastronomie eingerichtet wird.
Ein zweiter Abschnitt der Umgestaltung, der auch den südlichen Teil der Schönhauser Allee zwischen Eberswalder Straße und Torstraße einbeziehen sollte, ist hingegen nicht mehr vorgesehen. Laut dem Bezirksamt gibt es derzeit keine Pläne, die Verkehrsberuhigung auf diesen Bereich auszuweiten. Damit bleibt die aktuelle Umgestaltung zunächst auf den Abschnitt zwischen den beiden Hochbahnhöfen der U2 beschränkt.

So wurde der Gehsteig der Schönhauser Allee bis zum mittlerweile abgeschlossenen Umbau genutzt – teils für Fahrradfahrer, teils für Fußgänger. Der entwidmete Radweg wird mittlerweile auch als Fläche für Außengastronomie verwendet. / Foto: IMAGO, Seeliger
Quellen: Berliner Morgenpost, infravelo
Schönes Foto – von der Kastanienallee. Warum nicht von der Schönhauser?