Der Berliner Senat hat angesichts der Haushaltskürzungen beschlossen, den geplanten Neubau einer Grundschule in der Cité Foch zu streichen. Dieses Vorhaben sollte dringend benötigte Schulplätze in Reinickendorf schaffen und moderne pädagogische Standards erfüllen. Die Entscheidung hat weitreichende Folgen für die wachsende Nachbarschaft und wird von verschiedenen Seiten scharf kritisiert.

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Text: Stephanie Engler

 

Die überraschende Streichung des Schulprojekts in der Reinickendorfer Cité Foch ist Teil einer Haushaltskürzung von drei Milliarden Euro für das Jahr 2025 des Berliner Senats. Zwar wurden die Etats der Bezirke nicht direkt gekürzt, doch die Entscheidung zeigt, wie sich die Einsparungen in anderen Bereichen negativ auf lokale Infrastrukturvorhaben auswirken. Schulstadtrat Harald Muschner (CDU) hatte bereits Anfang November im Schulausschuss auf mögliche Einschnitte hingewiesen, konnte aber keine Zusicherung für den Neubau erwirken.

Die Streichung stößt insbesondere im Bezirk Reinickendorf auf scharfe Kritik. Andreas Rietz, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen, betonte, dass der Verzicht auf das Projekt massive Nachteile für Familien und Kinder bedeute. Er sprach von einer „unverantwortlichen Entscheidung“, die der städtebaulichen Entwicklung des Viertels zuwiderlaufe.

Kein zusätzlicher Platz für Schüler in Reinickendorf: Schulprojekt in der Cité Foch gestoppt

Der Neubau der Grundschule war ein Teil der städtebaulichen Entwicklung der ehemaligen französischen Wohnsiedlung. Denn die Cité Foch, einst Wohnquartier für Angehörige der französischen Schutzmacht, wird derzeit von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zu einem modernen Wohnviertel mit 600 neuen Wohnungen umgebaut. Die meisten dieser Wohnungen sind für Mitarbeitende von Bundeseinrichtungen vorgesehen.

Angesichts des Bevölkerungswachstums war der Bau einer vierzügigen Grundschule mit Sporthalle an der Rue Racine geplant. Sie sollte die bestehende Münchhausen-Grundschule entlasten und die Zahl der Schulplätze um 144 erhöhen.

Wie geht es weiter? Alternativen für gestrichenen Schulbau in Reinickendorf

Das Projekt umfasste ein viergeschossiges Schulgebäude in Modulbauweise, eine Mensa sowie eine Großfeldsporthalle. Die Fertigstellung war für das Schuljahr 2026/27 vorgesehen. Bereits vorbereitende Maßnahmen wie der Abriss eines Altbaus auf dem Gelände waren abgeschlossen. Der Entwurf sah ein modernes Konzept für ganztägiges Lernen vor, das den Anforderungen an inklusive und zukunftsorientierte Pädagogik gerecht werden sollte.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) schlug vor, das Vorhaben durch einen privaten Schulträger zu realisieren. Dies könnte die Finanzierung sicherstellen, birgt jedoch rechtliche und organisatorische Herausforderungen. Der Vorschlag steht noch zur Diskussion und wurde von der Bezirksverwaltung bisher nicht konkretisiert.

Neues Wohnquartier ohne Schule: Fehlende Infrastruktur in der Cité Foch

Die Münchhausen-Grundschule bleibt daher vorerst in ihrer derzeitigen Struktur auf zwei Standorte verteilt. Das Hauptgebäude in der Artemisstraße sowie die Filiale am Place Molière können den steigenden Bedarf an Schulplätzen jedoch langfristig nicht decken. Zudem ist noch unklar, wie die zusätzlichen Wohnungen in der Cité Foch ohne neue Bildungseinrichtungen infrastrukturell eingebunden werden sollen.

Die Entscheidung des Senats steht sinnbildlich für die Herausforderungen, vor denen die Berliner Bildungsinfrastruktur steht. Die Schulbauoffensive, die als eine der zentralen Initiativen zur Modernisierung der Schulen gilt, hat in vielen Bereichen bereits Fortschritte erzielt. Doch Sparmaßnahmen wie diese werfen die Pläne zurück und gefährden das Ziel, allen Schülerinnen und Schülern moderne Lernumgebungen zu bieten.

Zukunft ungewiss: Folgen der Schulbau-Streichung für die Cité Foch

Für die betroffenen Familien in der Cité Foch bedeutet die Streichung des Neubaus zusätzliche Belastungen. Die Nutzung bestehender Schulkapazitäten in angrenzenden Bezirken könnte notwendig werden, was längere Schulwege und eine Überlastung der dortigen Einrichtungen mit sich bringen würde.

Die Streichung des Schulneubaus in der Cité Foch zeigt die Spannungen zwischen Sparmaßnahmen und der Notwendigkeit, dringend benötigte Infrastruktur bereitzustellen. Während der Bezirk auf eine Überarbeitung der Entscheidung hofft, bleibt die Zukunft des Projekts ungewiss. Sollte keine Lösung gefunden werden, drohen langfristige Nachteile für die Bildungssituation in Reinickendorf und die Lebensqualität im neuen Wohnquartier.

 

Quellen: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Reinickendorf, aim Architektur Management, Busse & Partner Partnergesellschaft mbH