Die „TVO“ zwischen Marzahn und Köpenick soll den Berliner Osten verkehrstechnisch entlasten, doch steigende Kosten, fehlende Fördermittel und Umweltproteste stellen das Projekt infrage. Das Berliner Großprojekt spaltet die Betroffenen und stellt den Haushalt vor große Herausforderungen.

Ob die Bagger für das aufwendige Straßenbauvorhaben „TVO“ im Berliner Südosten in den kommenden Jahren endlich rollen werden, ist derzeit mehr als fraglich. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Stephanie Engler 

 

Das Großprojekt „Tangentialverbindung Ost“ (TVO) zwischen den Berliner Stadtteilen Marzahn und Köpenick steht weiterhin vor enormen Herausforderungen. Die 7,2 Kilometer lange Schnellstraße, die künftig zu den wichtigsten Verkehrsanbindungen im Osten der Stadt zählen soll, wird sich laut aktuellen Berechnungen deutlich verteuern. Ursprünglich waren für die „TVO“, die die Märkische Allee mit der Straße An der Wuhlheide verbinden soll, 351 Millionen Euro veranschlagt.

Die neueren Schätzungen der Verwaltung unter Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) belaufen sich jedoch auf mindestens 400 Millionen Euro. Damit wird das geplante Budget bereits jetzt deutlich überschritten. Experten aus der Bauwirtschaft weisen zudem darauf hin, dass eine präzise Kostenermittlung aufgrund schwankender Marktbedingungen nur eingeschränkt möglich sei. Eine Verdoppelung der Kosten erscheint den Tiefbau-Experten des Berliner Senats daher nicht ausgeschlossen.

Straßenbauprojekt im Berliner Osten: Steigende Kosten für die „TVO“ und unklare Fördermittel

Auch die Finanzierung der „TVO“ durch Fördermittel hat sich als problematisch herausgestellt. Während die Berliner Verwaltung zu Beginn von einer bis zu 90-prozentigen Finanzierung durch Bundeszuschüsse ausging, kam es zu Änderungen im Förderrahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW).

Laut Aussagen von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wird diese Förderquote künftig auf 60 Prozent reduziert, und eine finanzielle Unterstützung für die nächste Förderperiode ist ungewiss. Im aktuellen Haushaltsentwurf sind lediglich 26,5 Millionen Euro Bundesmittel für das Projekt eingeplant, die jedoch ausschließlich für den Anschluss von Gewerbegebieten gedacht sind und nicht für die eigentliche Straßenverbindung.

Wie weiter mit der „TVO“? Politische Prioritäten, Zuspruch und Widerstand in der Bevölkerung

Trotz der steigenden Kosten und reduzierten Fördermöglichkeiten bleibt das Straßenbauprojekt politisch wichtig für Berlin. Die Koalition aus CDU und SPD hält bislang an der Umsetzung der „TVO“ fest, um eine schnellere Anbindung von Marzahn und Köpenick zu gewährleisten und den wachsenden Verkehr zu entlasten. Jedoch gehen die Meinungen über das Bauvorhaben stark auseinander.

Während viele Anwohner die Straße befürworten, protestieren Naturschützer gegen die geplante Trasse, die durch das ökologisch wertvolle Gebiet der Wuhlheide verlaufen soll. Umweltaktivisten äußern Bedenken, dass der Bau zu einer massiven Beeinträchtigung des Waldgebiets und der Tierwelt führen könnte, was immer wieder zu Demonstrationen gegen die Schnellstraße führt.

Großprojekt „Tangentialverbindung Ost“: Bauzeit und Finanzierung weiter offen

Eine weitere Herausforderung bei der Planung der „TVO“ ist die parallele Nutzung von Flächen, die für den Ausbau einer benachbarten Bahnstrecke vorgesehen sind. Das Eisenbahnbundesamt meldete aufgrund dieser Flächenüberschneidungen Bedenken an, was die Planung erschwert und potenziell verzögern könnte.

Laut Staatssekretär Johannes Wieczorek (CDU) ist der Beginn der Bauarbeiten zwar weiterhin für das Jahr 2027 geplant, doch die Finanzierung ist alles andere als gesichert. Der Berliner Haushalt, ohnehin durch zahlreiche Investitionen belastet, müsste ab dem Baubeginn jährliche Kosten von etwa 30 bis 50 Millionen Euro stemmen. Ob diese Mittel im überlasteten Investitionshaushalt des Landes langfristig zur Verfügung stehen, bleibt abzuwarten. Die Aussichten für die Realisierung des Infrastrukturprojekts waren schon einmal besser.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Die “TVO” genannte Straßenverbindung soll als ein zentrales Verkehrsprojekt zur Entlastung der Durchgangsstraßen in den östlichen Randbezirken funktionieren. Der BUND kritisiert das Projekt jedoch als rückwärtsgewandt und klimafeindlich. / © Foto: Wikimedia Commons, A. Savin

© Visualisierung: Open Street Map / ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Quellen: KRP Architektur GmbH, Eisenbahnbundesamt, Bündnis “Schiene vor TVO”, Berliner Woche, Koalitionsvertrag CDU & SPD, mario-czaja.de, Wikipedia, RBB, Berliner Morgenpost,  Berliner Zeitung, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Bürgerinitiative Wuhlheide, VCD NordOst, Fahrgastverband PRO BAHN

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3 Kommentare

  1. a.tirpitz 31. Oktober 2024 at 13:43 - Reply

    Laßt es Chinesen bauen. Geht doppelt so schnell und garantiert für 300 Mio….

  2. Ulli 28. November 2024 at 22:30 - Reply

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nie etwas werden wird.
    Genau wie die Umfahrung Hönower Strasse oder der Trog in Ahrensfelde.
    Das läuft alles schon 10-20 Jahre und immer wieder gibts was Neues, als Verhinderungsgrund.

  3. Kerni 16. Dezember 2024 at 15:13 - Reply

    Es sind nicht nur „Naturschützer“, die sich gegen diese Projekt aussprechen! Und gerade mit Vorlage des Berliner Sparhaushalts für 2025 bekommt dieses Projekt eine ganz neue Relevanz. Das Festhalten von CDU und SPD an diesem Projekt bringt zum Ausdruck wie wenig Interesse ihrerseits an einer sozialökologischen Mobilitätswende besteht. Berlin wird auf Grundlage der geplatzten Förderperspektive wahrscheinlich für fast einen Dekade jährlich 30 bis 50 Mio € aus dem Landeshaushalt in dieses Straßenprojekt stecken müssen sollte die TVO gebaut werden. Der politsche Wille dazu ist da – denn schließlich ist dieses Projekt in Biesdorf Wahlentscheidend. Die Folgen dessen werden alle Berliner tragen müssen. … Es geht bei der TVO längst nicht „nur“ um Bäume, Fledermäuse und Eidechsen! Es geht um Zukunfsperspektiven für diese Stadt, sozial ausgewogene Mobilitätsangbeote und den notwendigen Perspektivwechsel als Voraussetzung für das Gelingen der Mobilitäts und Klimawende.

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