Der Umbau des Bahnhofs Köpenick bringt erhebliche Verkehrseinschränkungen mit sich, die voraussichtlich bis 2027 anhalten werden – erste Ergebnisse sind aber schon sichtbar. Trotz der umfangreichen Baumaßnahmen, die zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Vorbereitung auf den Ausbau des Stadions vom 1. FC Union dienen, müssen sich Fahrgäste und Anwohner auf weitere Jahre voller Geduldsproben einstellen.

Bahnhof Köpenick: Auf der östlichen Seite des Bahnhofs sind die ersten Ergebnisse des Umbaus bereits sichtbar, die alten Brückenteile wurden abgetragen und durch eine neue, moderne Brücke ersetzt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Für Fahrgäste im Berliner Südosten ist es mittlerweile zur traurigen Routine geworden, dass es rund um den Bahnhof Köpenick zu Verkehrseinschränkungen jeglicher Art kommt – und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben.

Der Bahnhof gilt nicht nur im Südosten Berlins als bedeutender Knotenpunkt des Nahverkehrs. Vor allem vor dem Hintergrund des boomenden Metropolkorridors Berlin Südost, welcher das Flughafengelände, die umliegenden Gemeinden sowie die Berliner Bezirke Neukölln, Treptow-Köpenick und südliche Teile Tempelhofs betrifft, ist das Bahnhofsprojekt ein wichtiger Baustein der künftigen Infrastrukturentwicklung.

Bahnhof Köpenick: Ein Ausbau ist infrastrukturell alternativlos

Dass ein Ausbau des Bahnhofs hochgradig Sinn macht, ist unbestritten, vor allem vor dem Hintergrund des geplanten Stadion-Ausbaus, den der 1. FC Union in den kommenden Jahren plant. Denn wenn zu Heimspielen in der Alten Försterei bis zu 38.000 Zuschauer strömen werden, muss das Umfeld infrastrukturell entsprechend erweitert werden.

Zwischen den durchgehenden Hauptgleisen soll ein Bahnsteig für den Regionalverkehr entstehen. Er wird 220 Meter lang werden und auf einer Länge von 150 Metern überdacht sein. Zwei Treppen und ein Aufzug sollen zukünftig vom Empfangsgebäude des Bahnhofs zum Regionalbahnsteig hinauf führen.

Am Stellingdamm soll eine gänzlich neue Personenunterführung entstehen

Auf der östlichen Seite, am Stellingdamm, soll eine gänzlich neue Personenunterführung mit Treppen zum S- und Regionalbahnsteig entstehen. Zudem ist ein zusätzlicher, westlicher Eingang geplant. Die Reisenden sollen dabei über eine Überführung über die Bahnhofstraße geführt werden.

Dies bedeutet, dass die geplante Fußgängerbrücke über die Bahnhofstraße hinweg führen wird, was den Stadtraum rund um den Bahnhof deutlich verändern wird, aber vor allem die derzeitig häufigen Konfliktsituationen zwischen Fußgängern und dem Straßenverkehr reduzieren soll. Da zukünftig deutlich mehr Menschen den Bahnhof nutzen werden, ist der Bau der Brücke umso wichtiger.

Das Empfangsgebäude soll in Richtung Elcknerplatz verbreitert werden

Das Empfangsgebäude soll in Richtung Elcknerplatz verbreitert werden. Darüber hinaus werden Stützbauwerke und rund vier Kilometer Schallschutzwände gebaut.

Auch die Durchfahrt der Bahnbrücke über der Bahnhofstraße wird erweitert – allerdings nur von rund 16 auf 19 Meter. Zusätzliche Fahrspuren werden dadurch nicht möglich sein, auch die Verlegung der Tram-Haltestellen unter die neue Brücke wird dadurch nicht möglich. Diese sollen vor dem Forum Köpenick verbleiben.

Für alle Verkehrsteilnehmer ist der Umbau des Bahnhofs ein großer Stresstest

Diese Entscheidung löste bei Anwohnern Kritik aus, da die Verkehrssituation rund um den Bahnhof schon heute häufig katastrophal ist, da sich Straßenbahnen, Autos, Busse und Fahrradfahrer den engen Straßenraum teilen müssen – was zu langen Wartezeiten und Staus führt.

Seit dem Beginn des Umbaus des wichtigen Verkehrsknotenpunktes werden die Verkehrsteilnehmer in Autos, Bussen, Straßenbahnen und der S-Bahn auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Der Verkehr auf der Linie S3 war bereits mehrfach unterbrochen, derzeit verkehrt die S-Bahn nur bis zum Bahnhof Friedrichshagen, am Bahnhof Köpenick wird aktuell nur ein Gleis bedient.

Durchfahrt unter der Bahnhofsbrücke: Mal offen, mal gesperrt

Für Autofahrer war die Bahnhofstraße in den vergangenen Monaten mal offen, mal vollständig gesperrt. So war es mitunter Glückssache, ob man den Bahndamm – aus Köpenick oder aus Mahlsdorf kommend – passieren konnte oder nicht. Mitunter war die Durchfahrt nur in einer Richtung möglich.

Aktuell ist der Straßenraum rund um den Bahnhof an vielen Stellen abgesperrt, aber immerhin läuft derzeit der Autoverkehr unter der Bahnhofsbrücke in beiden Richtungen. Auf der östlichen Seite des Bahnhofs sind die ersten Ergebnisse des Umbaus bereits sichtbar, die alten Brückenteile wurden abgetragen und durch eine neue, moderne Brücke ersetzt.

Auf der östlichen Seite sind bereits neue Brückenteile errichtet worden

Auf der westlichen Seite des Bahnhofs steht dieser Schritt noch bevor, dort sind noch die bestehenden Brückenteile im Einsatz. Im Bahnhofsinnern sind die Geschäfte, die bis vor dem Umbau noch geöffnet waren, längst geschlossen. Auch dieser Bereich wird im Zuge des Umbaus vollkommen neu gestaltet werden, aktuell gibt die Bahnhofshalle ein eher tristes Bild ab.

Die neue Schallschutzwand, die an der östlichen Seite des Bahnhofs gebaut wurde, ist in den Farben des 1. FC Union gehalten – rot und weiß. Mit der Fertigstellung der Erweiterung des Bahnhofs wird derzeit für Juli 2027 gerechnet.

Köpenick: Bis Juli 2027 soll der komplizierte Umbau noch andauern

Der neue Bahnsteig, an dem die Züge der Regionalexpresslinie RE1 halten sollen, wird neben dem jetzigen S-Bahnhof entstehen. Außer den Zügen der S-Bahn-Linie S3 haben dort heute drei Straßenbahn- und vier Buslinien Haltepunkte.

Der Berliner Senat rechnet im Schnitt mit 5.500 Ein- und Aussteigern täglich auf dem neuen Regionalbahnhof – bei Union-Spielen und anderen Veranstaltungen mit deutlich mehr. Im Zuge des Projekts wird eine Strecke mit einer Länge von rund drei Kilometern umgestaltet.

Auf relativ beengtem Platz müssen also mehrere Bauzustände parallel abgewickelt werden, was das Projekt so kompliziert macht – und die Auswirkungen für Reisende und Anwohner so deutlich spürbar macht. Für mindestens drei weitere Jahre wird das auch noch so bleiben.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Die neue Schallschutz-Lärmwand wurde in den Farben rot und weiß gehalten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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3 Comments

  1. anda tirpitz 20. August 2024 at 12:57 - Reply

    “Für Fahrgäste im Berliner Südosten ist es mittlerweile zur traurigen Routine geworden, dass es rund um den Bahnhof Köpenick zu Verkehrseinschränkungen jeglicher Art kommt”…. Egal, das Glas ist in diesem Fall halb voll und wird mit jedem Tag immer voller….. Fahre jeden Tag dort zweimal mit dem RE1 vorbei und habe dadurch laufend Baustellenführung von oben und auch Verspätung… Ja, dort geht es richtig zur Sache und täglich verändert sich das dort. Außerdem schwant es mir so ein bisschen, dass der ganze Gürtel vom Behrensufer kommend rüber nach Köpenick noch eine Position und Rolle in Berlin einnehmen wird, die man vielleicht noch nicht mal voll erfassen und ahnen kann. Bleibt auf jeden Fall interessant.

    p.s. Was mich allerdings wundert, ist, dass die neue Stellingdamm-Unterführung nur für Fußgänger ist. Hatte echt angenommen, dass die fester Bestandteil im zirkulierenden Individualverkehrsfluss für das neue große Wohnviertel auf dem ehemaligen Güterbahnhof wird.

  2. […] des Bahnhofs Köpenick und der Köpenicker Altstadt ist im Berliner Südosten an der Bahnhofstraße das Wohn- und […]

  3. […] erwartet, dass sich die Verkehrssituation weiter verschärfen wird. Parallel läuft der aufwendige Umbau des Bahnhofs Köpenick, der zusätzliche Engpässe […]

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