Laut einer Vorgabe des Bundes muss Berlin bis Ende 2027 mögliche Standorte für den Bau von Windrädern bereitstellen. Der Senat bevorzugt dafür vor allem Flächen in den Berliner Außenbezirken. Doch anstatt auf bestehende Wald- und Grüngebiete zu setzen, gibt es eine deutlich sinnvollere Alternative.
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Text: Wolfgang Leffler
Laut einer Vorgabe des Bundes muss Berlin bis Ende 2027 mindestens 0,25 Prozent seiner Fläche als sogenannte „Vorrangfläche“ für Windenergie bereitstellen.
Wo genau diese Standorte sein werden, an denen die Windkraftanlagen installiert werden sollen, ist zum momentanen Zeitpunkt noch nicht geklärt.
Berlin: Suche nach Flächen für Windkrafträder
Der Berliner Senat hat dazu laut Tagesspiegel eine Studie in Auftrag gegeben, die 31 Potentialstandorte auf einer Fläche von insgesamt 4.300 Hektar ausweisen. Präferiert scheinen die Standorte Pankow und Treptow-Köpenick mit Gegenden um den Müggelsee, Blankenfelde und Buch zu sein.
Wichtig ist jedoch bei der Standortauswahl, dass die beteiligten Bürgervereine rechtzeitig darüber in Kenntnis gesetzt und mit ins Boot genommen werden, ansonsten ist der Hauskrach im Berliner Senat – wieder einmal – vorprogrammiert. Aber ob diese genannten Standorte für eine zusätzliche grüne Energieversorgung in Berlin ausreichen werden, scheint fraglich und bedarf mehr Anstrengungen durch weitere Bezirke.
Windenergie: Berliner Senat favorisiert vor allem Flächen am Stadtrand
So wurden unter anderem in der Senatsstudie auch Gebiete in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Reinickendorf, Spandau und Steglitz-Zehlendorf mit ‚Priorität 1‘ ausgewiesen. Diese Bezirke verfügen allesamt über Flächen am Stadtrand, auf denen zukünftige Energielieferanten – nämlich Windkrafträder – aufgestellt werden könnten.
Die jetzt schon zu vernehmenden Verweigerungshaltungen zum Thema in einigen Bezirken – speziell in Spandau – lassen einen schon aufhorchen angesichts der von vielen Bürgerinnen und Bürgern zuletzt in den Medien beklagten immensen Kostensteigerungen –sprich Nachzahlungen – für Strom und Heizen.
Windräder: Verweigerungshaltung in einigen Berliner Bezirken
Denn der von den Windrädern erzeugte Strom verspricht immerhin eine wohl kostengünstigere Variante zu sein als der teuer eingekaufte Energierohstoff aus Saudi-Arabien oder der den USA.
Unabhängig davon müssen bei der Standortwahl bestimmte Kriterien, wie Abstandsregeln, Naturschutzgebiete, Waldrodungen und Tierschutz berücksichtigt werden. Doch was in vielen Gemeinden Brandenburgs möglich war und ist, sollte nach Ansicht des Bundes ebenfalls für die Freiflächen an den Berliner Stadträndern gelten.
‚Priorität 2‘: Standorte im Grunewald und in den Wäldern am Müggelsee und der DAhme
In der Berliner Senatsstudie werden darüber hinaus auch Flächen mit niederer Prioritätsstufe 2 ausgewiesen, so etwa große Flächen im Grunewald und in den Wäldern entlang von Müggelsee und Dahme in Treptow. Allerdings ist hier das Konfliktpotential nicht zu unterschätzen aufgrund der hohen Walddichte.
Fakt ist, dass man bei der Standortauswahl jene Dinge berücksichtigen sollte, die sowohl die Natur als auch die Anwohner in unmittelbarer Nähe vor den Auswirkungen der rotierenden Windräder schützen. Um so wichtiger ist es daher, so viel als mögliche Standortvarianten auf ihre Machbarkeit hin zu untersuchen.
Nachhaltige Energie in Berlin: Windräder bisher nur in Pankow
Der Bezirk Pankow zeigt sich bei all den bisher geführten Diskussionen weiterhin offen für weitere Windräder, denn bisher ist es der einzige Bezirk der Hauptstadt, in dem sich an dessen nördlichen Rand bereits sechs Anlagen befinden.
Bei Einhaltung der bestehenden Vorschriften und einer Konfliktreduzierung von vornherein sieht die Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch (Die Grünen) durchaus Chancen für den weiteren Bau von Windkraftanlagen im Ortsteil Buchholz, aber auch in Blankenfelde, Buch und Französisch-Buchholz.
Außenbezirke Berlins: Zahl der Gewerbegebiete nimmt zu
Wer sich offenen Auges sich an den Stadträndern Berlins bewegt, wird feststellen, dass die Anzahl der Gewerbegebiete von Jahr zu Jahr zunimmt und in den Gewerbegebieten eine Verdichtung festzustellen ist.
So sollte auch die Möglichkeit untersucht werden, die geforderten Windkraftanlagen in oder an bestehenden Gewerbegebieten zu installieren, um großen Naturschutzdiskussionen aus dem Weg zu gehen – und die gewonnene Energie direkt für die Produktionsabläufe zu nutzen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Windenergie für Gewerbegebiete?
Damit könnte der Berliner Senat zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn der Energiebedarf in den Gewerbegebieten ist bekanntermaßen hoch. Möglich wäre auch, die am Standort angesiedelten Unternehmen an den Kosten zu beteiligen.
Gleichzeitig könnten in der Region angesiedelte Unternehmen, die sich mit dem Thema nachhaltige Energien und Windkraft beschäftigen, ihre Expertise in diese Projekte einbringen und selbst von den Vorgaben des Bundes profitieren. Der Berliner Senat sollte das Projekt also nicht auf die lange Bank schieben.
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Quellen: Der Tagesspiegel, BUND, Architektur Urbanistik Berlin
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