Am nordwestlichen Zipfel Berlins will das Land Berlin im Ortsteil Heiligensee ab 2026 gemeinsam mit dem Bezirk Reinickendorf 700 landeseigene Mietwohnungen realisieren, auf dem Gelände des ehemaligen Tetra-Pak-Produktionsstandorts. Nun wird das Projekt erstmals im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Auf diesem ehemaligen Industriegelände im Reinickendorfer Ortsteil Heiligensee soll ein Quartier mit 700 Wohnungen gebaut werden. Derzeit werden die alten Gebäude abgerissen. / © Foto: IMAGO, Jürgen Ritter

© Fotos: IMAGO / Jürgen Ritter
Text: Björn Leffler

 

Am nordwestlichen Zipfel der Hauptstadt, kurz vor der Stadtgrenze, plant der Berliner Senat gemeinsam mit dem Bezirk Reinickendorf und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG den Bau von landeseigenen Wohnungen.

Diese Wohnungen sollen auf einem seit 2013 stillgelegten Produktionsstandorts des Unternehmens TetraPak an der Hennigsdorfer Straße entstehen. Die stillgelegte Fabrik ist mittlerweile völlig verwahrlost und wird nicht mehr genutzt.

Heiligensee: Stillgelegte TetraPak-Fabrik soll Platz für Wohnraum bieten

Der Berliner Senat hatte zwischenzeitlich die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Gelände in Betracht gezogen, doch der Zustand der Räumlichkeiten war für dieses Vorhaben nicht mehr ausreichend.

Die Pläne, auf dem verlassenen Areal neue Wohnungen zu errichten, sind nicht neu, doch mehrere Eigentümerwechsel in den vergangenen Jahren verzögerten das Projekt. Nun soll das Vorhaben aber umgesetzt werden. Die GEWOBAG möchte insgesamt 700 Mietwohnungen auf dem Areal realisieren.

Quartier ist an der Grenze zum Landkreis Oberhavel (Brandenburg) geplant

Heiligensee liegt im Nordwesten des Bezirks Reinickendorf, ursprünglich ein Dorf auf einer Halbinsel zwischen der Havel und dem namensgebenden Heiligensee. Der Ortsteil erstreckt sich mittlerweile entlang der Havel bis nach Konradshöhe im Süden.

Im Norden und Westen grenzt Heiligensee an den Landkreis Oberhavel in Brandenburg, mit den Städten Hennigsdorf und Hohen Neuendorf. Eine Besonderheit des dörflich geprägten Ortsteils sind die Baumberge, eine Binnendünenlandschaft aus der letzten Eiszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie bis in die 1980er Jahre als Manövergebiet der französischen Schutzmacht genutzt.

GEWOBAG plant 600 Mietwohnungen auf dem ehemaligen Industriegelände

Das heute vollständig versiegelte Gelände, auf dem das neue Quartier entstehen soll, soll im Zuge des Bauvorhabens zu großen Teilen wieder entsiegelt werden. Verantwortlich für das Projekt ist die Gesellschaft ZS/Gewobag Projektentwicklung Heiligensee GmbH, eine Entwicklungsgesellschaft unter Beteiligung der GEWOBAG.

Der Bezirk Reinickendorf will nach eigener Aussage zeitnah den Prozess zur Schaffung des Bau- und Planungsrechts für das ehemalige TetraPak-Gelände fortsetzen. Nun wird das Quartiersprojekt erstmals im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt.

Wohnprojekt in Heiligensee: Info-Abend am Donnerstag, 27. Juni

Der geplante Informationsabend soll am morgigen Donnerstag, 27. Juni, von 18 bis 20 Uhr (Einlass ab 17.30 Uhr) im Versammlungsraum der Waldkirche Heiligensee im Stolpmünder Weg 35-43 stattfinden, eine vorherige Anmeldung ist nach Angaben der GEWOBAG nicht notwendig.

Ziel der Veranstaltung soll es sein, die Entwicklungsgeschichte und den aktuellen Planungsstand des neuen Wohnquartiers auf dem ehemaligen Industrieareal vorzustellen. Im Anschluss stehen die Projektbeteiligten bereit, um Fragen rund um das geplante Neubaugebiet zu beantworten.

Auf dem Tetrapak-Areal soll die “Stadt der kurzen Wege” entstehen

Als Gäste werden die Reinickendorfer Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Korinna Stephan (Die Grünen), sowie Vertreter der Projektentwickler anwesend sein. “Ich bin sehr froh, dass wir mit der GEWOBAG ein landeseigenes Unternehmen als Partner der Entwicklungsgesellschaft mit für die Entwicklung des seit Jahren brachliegenden Geländes gewinnen konnten”, sagte Stephan gegenüber der Berliner Morgenpost. Im neuen Quartier sollen neben den Wohnungen auch eine Kindertagesstätte sowie Spielplatzflächen entstehen.

So sagt Stephan weiter: “Über Jahre gab es unterschiedliche Beteiligte, Interessenten und Wege, doch jetzt stehen wir endlich konkret am Anfang eines der bedeutendsten Bauvorhaben für Reinickendorf, sogar mit direkter Seelage.” Das Gelände liegt am Nieder Neuendorfer See, durch den sich die Landesgrenze zu Brandenburg in Längsrichtung zieht.

Aufwertung einer Industriebrache durch Umwandlung in Wohnquartier

Durch das geplante Quartiersprojekt sollen nicht nur die bitter benötigten neuen und vor allem bezahlbaren Wohnungen entstehen, sondern auch die Aufwertung einer Industriebrache in durchaus attraktiver Stadtrandlage umgesetzt werden.

Derzeit laufen auf dem Areal bereits Abrissarbeiten durch die Eigentümergesellschaft statt, die der Verkehrssicherheit des Geländes und der Eindämmung von Vandalismus dienen sollen.

Zudem werden verstärkt Sicherheitsdienste auf dem Gelände eingesetzt, um das Eindringen auf das Gelände zu unterbinden. In den vergangenen Jahren wurden die leerstehenden Gebäude durch Vandalismus schwer beschädigt.

Der Bezirk peilt einen Baustart für die neuen Wohnungen ab 2026 an

Der ALDI-Markt soll als Neubau im Quartier integriert und um weitere kleinteilige Dienstleistungen ergänzt werden. Ebenso geplant ist die Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes für das neue Wohnquartier, unter anderem mit gebündelten Stellplatzangeboten innerhalb des Geländes.

Die Bezirkspolitik betont, dass die vorhandenen hochwertigen Landschaftsräume in jedem Fall erhalten bleiben sollen und dass durch die Entsiegelung des Geländes neu gestaltete Grünflächen hinzukommen sollen.

Wann das Projekt tatsächlich in die Tat umgesetzt werden kann, hängt vom weiteren Verlauf der Vorplanungsphase ab. Mit einem Baustart wird im Bezirksamt derzeit ab frühestens 2026 gerechnet.

 

Weitere Bilder zum Projekt gibt es hier:

Am nordwestlichen Zipfel der Hauptstadt will das Land Berlin gemeinsam mit dem Bezirk Reinickendorf 600 landeseigene Mietwohnungen realisieren, auf dem Gelände des ehemaligen Tetra-Pak-Produktionsstandorts. / © Foto: IMAGO, Jürgen Ritter

© Open Street Map

Quellen: Bezirksamt Reinickendorf, Wikipedia, Berliner Morgenpost, GEWOBAG; ZS/Gewobag Projektentwicklung Heiligensee GmbH

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6 Comments

  1. Hahaha 26. Juni 2024 at 23:37 - Reply

    Na toll. Scheisst uns hier mit 600 Wohnungen für noch mehr Volk voll.
    Die Leute hier wollen einfach nur ihre Ruhe haben.

  2. Anwohner 27. Juni 2024 at 17:32 - Reply

    600! Wohnungen sind für unser Heiligensee doch garnicht stemmbar.Die 2 Grundschulen sind schon am Limit.Die Ruppiner Chaussee ist für diesen Steigenden verkehr nicht ausgelegt und ein Nadelöhr.

  3. Klaus Richter 28. Juni 2024 at 08:52 - Reply

    Sind 600 neue landeseigene Wohnungen kein Grund zur Freude?! Im dünn besiedelten Stadtrandgebiet wird damit niemand zugesch***en, und Schulen lassen sich bei Bedarf erweitern oder müssen neu gebaut werden, aber das ist doch überall der Fall, wo neue Wohnungen entstehen. Auch in dichter besiedelten und innerstädtischeren Bereichen. Und neue Bewohner bringen Verkehr mit sich, natürlich, wie auch nicht. Auch das wird sich lösen. Mit diesen Argumenten könnten wir nirgendwo mehr neue Wohnungen errichten.
    Kein Verständnis für die Kommentare von Hahaha und Anwohner.

  4. Anwohner 2. Juli 2024 at 18:09 - Reply

    Korrekt es ist kein Grund zur Freude.In Aussenbezirken kauft man sich ein Grundstück für die Familie um nicht diese dicht besiedelte innenstadtleben zu haben.Das sich verkehrslagen in Berlin irgendwie “lösen” sieht man an dem 20min Takt der s25 oder den ständigen staus auf der ruppiner chaussee.Schulen wachsen auch nich schnell aus dem Boden sollen zur überbrückung container wie für flüchtlinge für unsere kinder gestellt werden ? Sowas muss Parallel geplant werden.Sinnlos unbebaute flächen wie Tempelhofer Feld damit hippe leute Drachen steigen können in der innenstadt oder ungenutzte Flughafen Tegel flächen sollten eher im Fokus stehen .Jetzt sollen in einer Einfamilienhaus Gegend wie Heiligensee hässliche 10 meter Hochäuser hingeklatscht werden ? Ich finde es nicht schön und diese meinung darf ich ja wohl haben.

  5. P. Gaßmann 3. Juli 2024 at 22:36 - Reply

    Es ist sinnvoll, eine alte Industriebrache zu entsiegeln und in Zeiten der Wohnungsnot mit Wohnobjekten und naturnahe Nebenflächen zu bebauen. Zweifellos ist die vorhandene Infrastruktur (Verkehr, ÖNV, Schule, Kita, Radwege, Versorgung / Entsorgung) dem Zuwachs an Bevölkerung nicht entsprechend. Es besteht daher erheblicher Gestaltungsbedarf. Es bleibt daher zu Hoffen, daß die „Politik“ angemessene Vorgaben vorgibt und durchsetzt!! Insbesondere in der Gesundheitsvorsorge ist darauf zu setzen, daß auf den Gebiet der „kleinteiligen Dienstleistungen“ eine hinreichende Fläche für eine Gemeinschaftspraxis mehrerer ärztlicher Disziplinen angesiedelt wird!

  6. hhhahaha 24. Juli 2024 at 23:44 - Reply

    Es gibt keine Wohnungsnot in Deutschland. Leerstandsquote ~4% was 2 Millionen Wohnungen entspricht! Der Zuzug ist zu hoch und die Konzentration in Berlin ist total falsch, da die Stadt aus allen Nähten platzt und es nicht mehr gebacken bekommt.
    In Berlin bekommen sie nur noch 1,2 Kinder pro Frau, die Deutschen sterben aus. Keine einzige neue Wohnung wird benötigt.
    Alles nur Geldschneiderei.
    Jetzt werden die letzten schönen Gegenden verhunzt – ein Ende ist nicht abzusehen. Ähnlich irre Projekte gibts überall in der Stadt. Stoppt die Scheisse! Berlin war mal lebenswert!

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