Ein Teil des Bahnhofs Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg ist seit dem Umbau 2006 ein Parkdeck, welches zwar als solches konzipiert, aber nie genutzt wurde. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun, wie die Fläche künftig gestaltet werden könnte, mit Grünflächen, Cafés, Dachgärten und Sportmöglichkeiten.

So sieht das ungenutzte Parkdeck auf dem Dach des Bahnhofs Südkreuz heute aus. Das Büro Kollektiv A hat eine Machbarkeitsstudie zur Revitalisierung der Fläche durchgeführt. / © Foto: Mark Feigman

© Visualisierungen: Kollektiv A
Text: Björn Leffler

 

Der Berliner Bahnhof Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg wird täglich von etwa 179.000 Reisenden und Besuchern genutzt, womit er der drittmeistfrequentierte Fernbahnhof der Stadt ist.

Im Rahmen des 1991 beschlossenen „Pilzkonzepts“ für das Berliner Fern- und Regionalbahnnetz wurde der alte Bahnhof Papestraße ab 2003 umfassend umgebaut. Mit der Wiedereröffnung am 27. Mai 2006 erhielt er den Namen Südkreuz.

Zwischen 2003 und 2006 wurde der einstige Bahnhof Papestraße umgebaut

Der Bahnhof Südkreuz war von Anfang an als Turmbahnhof konzipiert. Auf der oberen Ebene verläuft in südost-nordwestlicher Richtung die Ringbahn, deren S-Bahn-Linien an einem überdachten Mittelbahnsteig der Ringbahnhalle halten.

Auf der unteren Ebene verläuft in nord-südlicher Richtung die Nord-Süd-Fernbahn, die als Anhalter Bahn in Richtung Halle (Saale) und Leipzig sowie als Dresdener Bahn in Richtung Dresden weiterführt. Hier stehen drei Mittelbahnsteige für den Fern- und Regionalverkehr sowie ein Mittelbahnsteig für den S-Bahn-Verkehr zur Verfügung.

Parkdeck des Bahnhofs wurde zwar gebaut, aber nie von PKWs genutzt

Ein Teil des Bahnhofs ist bis heute ein Parkdeck, welches zwar als solches konzipiert, aber nie genutzt wurde. Das Bauwerk, das sich im Besitz der DB Netz AG befindet, war ursprünglich als oberirdische Parkfläche geplant, allerdings wurde nie eine Zufahrt für PKWs realisiert.

Seit der Errichtung ist die Fläche daher komplett ungenutzt geblieben. Dies soll sich nun ändern. Sowohl die Bahn als auch der Bezirk suchen nach neuen Ideen für die Dachfläche, die ohne PKW-Erschließung umgesetzt werden können.

Büro “Kollektiv A” hat Ideen für eine Umnutzung der Dachfläche entwickelt

Die Fläche soll künftig vielfältig und flexibel genutzt werden können, um einen neuen Treffpunkt für das Quartier zu schaffen. Das Architekturbüro Kollektiv A hat etwa 400 Menschen in der Umgebung des Bahnhofs befragt und Überlegungen zur Neugestaltung des bisher ungenutzten Parkdecks Nord angestellt.

Benedict Esche vom Architekturbüro sieht großes Potenzial in der Fläche: “Ich kam damals im tiefsten Winter auf das Dach und habe mich sofort verliebt. Diese große, tote Brachfläche hat ein wahnsinniges Potenzial. Wir sehen dort künftig viele Grünflächen, Cafés, Dachgärten, Sportmöglichkeiten, ein kleines Restaurant, Kinderbetreuung.

Vielfältige Ideen: Open-Air-Kino, Livemusik, Bienenstöcke oder Grillplatz

Die Vorschläge der Befragten reichen von Open Air-Kino, Livemusik, Leseräumen über Bienenstöcke, Hotel, Supermarkt bis hin zu Grillplatz und Garten. Die Befragung war Teil einer Machbarkeitsstudie für die Fläche, mit der das Büro vom Bezirk beauftragt worden war.

Beim Tag der Städtebauförderung hat das Büro seine Planungen vorgestellt. Diese sollen es ermöglichen, dass an dem derzeit noch ungenutzten Ort Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen auf dem heutigen Parkdeck zusammenkommen können.

Begrünung und Photovoltaik auf dem Dach des Bahnhofs Südkreuz

Durch großflächige Begrünung soll auch der sengenden Betonhitze in diesem Bereich entgegengewirkt werden, wie das Büro Kollektiv A erklärt. Auch die Nutzung von Sonnenenergie durch die Installation von Photovoltaikelementen ist Teil des Konzepts.

Die nun entwickelten Ideen sollen dem vernachlässigten Areal neues städtisches Leben einhauchen, wenn sie denn auch umgesetzt werden. Nun ist der Bezirk am Zug, aus dem vorliegenden Konzept Realität werden zu lassen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Kollektiv A

© Visualisierung: Kollektiv A

© Visualisierung: Kollektiv A

© Visualisierung: Kollektiv A

© Open Street Map

Quellen: DB Netz AG, Kollektiv A, berlin.de, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Berliner Woche, Tag der Städtebauförderung

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One Comment

  1. Klaus Richter 2. August 2024 at 15:34 - Reply

    Das wäre eine schöne städtische Bereicherung. Noch schöner allerdings wäre es gewesen, man hätte diesen Betondeckel nie gebaut (anscheinend war er ja wohl auch unnötig, wenn die DB nicht einmal eine Rampe als Zufahrt daneben gestellt hat. Wer hat das so geplant?) und stattdessen einen lichten, größtenteils verglasten Bahnhof auch im unteren Bereich geschaffen. Stattdessen wirken die Bahnsteige zwischen den dicken Betonstempeln fast verloren im Dämmerlicht, graue Angsträume, ein düsteres Willkommen für jede/n Berlinreisende/n. Südkreuz ist für mich (und mit Abstand) der hässlichste Bahnhof Deutschlands.

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