Der Berliner Jahnsportpark vereint alte und neue Strukturen: Moderne Plätze und sanierungsbedürftige Bereiche wechseln sich auf dem Areal in Prenzlauer Berg ab. Der Abriss des Cantianstadions entzweit die Berliner Stadtbevölkerung: Für Befürworter stehen Fortschritt und Teilhabe im Fokus, Gegner pochen auf Erhalt und Artenschutz.

An der in den 1980er Jahren errichteten Haupttribüne des Cantianstadions läuft derzeit der Abriss. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Im Berliner Jahnsportpark steht der geplante Abriss des Cantianstadions im Zentrum einer hitzigen Debatte. Befürworter, darunter der Berliner Landessportbund, unterstützen den Neubau, um den Park zu einem inklusiven und barrierefreien Sportpark umzugestalten. Für sie repräsentiert das Projekt einen Fortschritt in Richtung Teilhabe und Modernität.

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die zu den lautesten Gegnern zählt, sieht den Abriss jedoch kritisch. Sie spricht sich für eine ressourcenschonende Modernisierung aus, um das bestehende Stadion und die umliegende Natur zu erhalten. Ein vollständiger Neubau wird von der Initiative als überdimensioniert und wenig nachhaltig empfunden.

Jahnsportpark: Befürworter und Gegner des Umbaus ringen um Stadion-Projekt

Auch Naturschützer sind gegen den geplanten Abriss. Bedenken bestehen insbesondere hinsichtlich des Artenschutzes, da einige bedrohte Tierarten in der Parklandschaft beheimatet sind. Ein Neubau könnte diese ökologisch wertvollen Flächen unwiderruflich verändern.

Die Pläne sorgen weiterhin für Spannungen, und die Entscheidung über das Projekt bleibt umstritten. Während die Senatsverwaltung am Abriss festhält, verlangen die Gegner ein Überdenken der Maßnahmen. Der Konflikt zeigt, wie unterschiedlich die Interessen für das historische Gelände sind.

Prenzlauer Berg: Naturschützer stellen Eilantrag auf Baustopp am Cantianstadion

Anfang der Woche ging das Tauziehen in die nächste Runde: Am Berliner Verwaltungsgericht ist ein Eilantrag gegen den umstrittenen Abriss des Stadions eingegangen. Der Antrag, eingereicht am Dienstagnachmittag, wird nun von der 24. Kammer geprüft, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Weitere Details wurden laut Tagesspiegel nicht bekanntgegeben.

Die NaturFreunde Berlin hatten zuvor angekündigt, den Antrag zu stellen, um den Abriss zu stoppen, bis ausreichende Artenschutzmaßnahmen, insbesondere für die Brutplätze von Vögeln und Fledermäusen, gewährleistet sind. Zeitgleich begannen am Dienstag die Abrissarbeiten, was Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) in einer Senatspressekonferenz bestätigte.

Berliner Senat sieht hinsichtlich des Artenschutzes keine Verfehlungen – Abriss wird fortgesetzt

Ich muss Ihnen sagen, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat immer sehr, sehr ordentlich gearbeitet, gerade auch in dem Bereich. Wir werden sehen, ob der Eilantrag vom Gericht überhaupt angenommen wird“, sagte Spranger. Am Jahnsportpark selbst laufen derzeit die Abrissarbeiten weiter.

Mehrere Bauarbeiter sind derzeit mit zwei Baggern dabei, die in den 1980er Jahren errichtete Haupttribüne sukzessive abzutragen. Auf dem Rest des Areals ist von den Abrissarbeiten allerdings kaum etwas zu spüren, das Gelände ist weiterhin wie gewohnt zugänglich.

Freitag: Landessportbund ruft zur Demonstration für den Jahnsportpark-Umbau auf

Der Landessportbund Berlin unterstützt den Senat und betont die Notwendigkeit eines neuen, barrierefreien Stadions. Da zahlreiche Schulen und Vereine wie ALBA Berlin und Pfeffersport auf den Sportpark angewiesen sind, müssten die Planungen nun endlich umgesetzt werden. Für den morgigen Freitag (um 17 Uhr) ruft der Landessportbund daher zu einer Demonstration im Sportpark für den Abriss auf.

Doch wie sieht das Areal, über das derzeit so viel gestritten wird, derzeit eigentlich aus? Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, südlich der Gleimstraße und westlich der Schönhauser Allee gelegen, präsentiert sich heute als vielschichtiges Areal, das Alt und Neu vereint.

Sportareal in Pankow: Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vereint Alt und Neu

Auf der einen Seite gibt es moderne Kunstrasenplätze und einen überdachten Basketball-Court, die ein zeitgemäßes Sporterlebnis bieten, sowie neue Kabinenhäuser rund um das Leichtathletikstadion, die den Ansprüchen moderner Sportanlagen gerecht werden. Gleichzeitig ist das Gelände durch große, versiegelte Flächen und veraltete, marode Gebäude geprägt.

Der Eingangsbereich wirkt stark sanierungsbedürftig, und viele der Kabinenhäuser zeigen deutliche Spuren der Zeit. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es zudem zahlreiche ungenutzte Flächen, die bislang nicht in die sportliche Nutzung integriert wurden.

Daneben existieren aber auch wertvolle Grün- und Freiflächen, die vor allem von Gegnern des geplanten Umbaus als erhaltenswert betrachtet werden. Der Sportpark stellt heute einen Kontrast aus modernisierten Bereichen und stark in die Jahre gekommenen Strukturen dar, was ihm einen unverwechselbaren Charakter verleiht, aber die Notwendigkeit eines Umbaus an vielen Stellen deutlich werden lässt.

 

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Der Eingangsbereich des Jahnsportparks wirkt stark sanierungsbedürftig. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Auf dem Gelände gibt es aber auch zahlreiche moderne Sportstätten, wie diesen Basketball Court. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Unübersehbarer Sanierungsbedarf: Viele der Kabinenhäuser zeigen deutliche Spuren der Zeit. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Neue Kabinenhäuser wurden rund um das Leichtathletikstadion errichtet. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Im Jahnsportpark existieren wertvolle Grün- und Freiflächen, die vor allem von Gegnern des geplanten Umbaus als erhaltenswert betrachtet werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Im Jahnsportpark gibt es heute große, vollständig versiegelte Flächen, die bislang nicht optimal ausgenutzt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Quellen: NaturFreunde Berlin, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, Berliner Morgenpost, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport