Der Campus Ohlauer Straße in Berlin-Kreuzberg bietet modernen, bezahlbaren Wohnraum für Geflüchtete, Studierende und einkommensschwache Familien. Unweit des historischen Umspannwerks Kreuzberg hat die HOWOGE 120 Mietwohnungen realisiert. Das Areal, auf dem sich früher die Gerhart-Hauptmann-Schule befand, war für viele Jahre ein Brennpunkt politischer Auseinandersetzungen.

Frontansicht der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg, die baulich teilweise in den Wohncampus Ohlauer Straße integriert worden ist. / © Foto: Wikimedia Commons / Cookiebox678

© Foto Titelbild: IMAGO / Zoonar
© Visualisierung: Jahn Architekten
Text: Stephanie Engler

 

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE hat in Berlin-Kreuzberg das integrative Wohnbauprojekt Campus Ohlauer Straße erfolgreich abgeschlossen. Auf dem Gelände der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule sind auf rund 3.900 Quadratmetern 120 Wohnungen entstanden, die speziell für Geflüchtete, wohnungslose Frauen mit Kindern, Studierende und einkommensschwache Familien vorgesehen sind.

Die Mehrheit der Wohnungen ist öffentlich gefördert und wird durch einen sozialen Träger vermietet und verwaltet, der auch die Bewirtschaftung übernimmt. Lediglich 30 der neu errichteten Wohnungen werden frei finanziert und direkt von der HOWOGE vergeben.

Campus Ohlauer Straße in Berlin-Kreuzberg: Vielfalt und Nachhaltigkeit als Leitkonzept

Das Wohnprojekt, geplant vom Architekturbüro JAHN, bietet laut HOWOGE durchdachte Wohnstrukturen und eine flexible Raumaufteilung. Die fünf- bis siebenstöckige Gebäudeanlage umfasst Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen und richtet sich damit an unterschiedliche Lebensformen, von Einzelpersonen über Wohngemeinschaften bis zu Familien.

Die Nutzung des Erdgeschosses als Kindertagesstätte soll die Integration fördern und einen Mehrwert für das gesamte Quartier bieten. Zudem soll die großzügige Tiefgarage mit 200 Stellplätzen für Fahrräder das umweltbewusste Konzept des Projekts unterstreichen, das auch mit dem energieeffizienten KfW-55-Standard ausgeführt wurde.

Innovative Bauweise und nachhaltige Materialien: HOWOGE-Wohnungen in Kreuzberg

Die Gebäude des Campus Ohlauer Straße wurden in modularer Bauweise errichtet, bei der viele Bauteile industriell vorgefertigt zum Einsatz kamen. Diese Bauweise ermöglichte eine verkürzte Bauzeit und gewährleistete eine hohe Präzision sowie Qualität der verwendeten Elemente. Zur Ausstattung zählen unter anderem eine innovative Deckenheizung und Glaswände aus recyceltem Glasbruch, die als umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Materialien dienen. Die extensive Dachbegrünung ergänzt das nachhaltige Konzept und unterstützt die ökologische Ausrichtung des gesamten Projekts.

Das Wohnprojekt ist auf einem Areal entstanden, um das es viele Jahre erbitterten Streit gegeben hatte. Die Gerhart-Hauptmann-Schule, die auf diesem Gelände angesiedelt war, war eine Hauptschule, die bis zum Jahr 2012 bestand. Nach ihrer Schließung wurde das Gebäude teilweise zur Lehrerausbildung genutzt.

Das Wohnquartier ist auf dem Areal der einstigen Gerhart-Hauptmann-Schule entstanden

2009 eröffnete der Verein Fixpunkt einen Drogenkonsumraum dort. Ein Elternverein wollte eine evangelische Grundschule am Standort gründen, stieß jedoch auf Widerstand des Bezirks und der Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen). Im Dezember 2012 besetzten Flüchtlinge das leerstehende Gebäude und lebten dort bis zur Zwangsräumung im Januar 2018.

Die Bedingungen waren miserabel, mit nur einer Dusche für alle Bewohner. Mehrfach kam es zu gewaltsamen Konflikten, darunter ein tödlicher Vorfall im Jahr 2014. Doch die einstige Gerhart-Hauptmann-Schule ist nicht das einzige bedeutende Gebäude im Umfeld des neu entstandenen Wohnquartiers.

Historisches Umspannwerk Kreuzberg: Heute Ort für Events, Gastronomie und Gewerbe

Im direkten Umfeld befindet sich auch das historische Umspannwerk Kreuzberg, welches bis 1929 im Rahmen der Einführung einer neuen Spannungsebene von 30 kV für die Berliner Stromversorgung errichtet wurde. Das Umspannwerk gehört zur letzten Phase des großen Bewag-Bauprogramms und markiert einen wichtigen Schritt im Versorgungskonzept der damals wachsenden Reichshauptstadt.

Nach seiner Stilllegung wurde das Gebäude in ein Gesundheitszentrum integriert und durch einen Anbau erweitert. Das Werkstatt- und Wartengebäude erhielt zwei zusätzliche Stockwerke und wurde mit einem angrenzenden Neubau verbunden. Heute wird das Gelände gewerblich genutzt und beherbergt Dienstleistungen, Büros, Gastronomie sowie Veranstaltungsflächen und von der Umspannwerk Kreuzberg GmbH verwaltet.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Visualisierung: So stellte sich das Büro Jahn Architekten die Umsetzung des Projekts vor. / © Grafik: Jahn Architekten

Quellen: Jahn Architekten, HOWOGE, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia, VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Umspannwerk Kreuzberg GmbH