In Neu-Hohenschönhausen soll ein städtebaulicher Mittelpunkt entstehen. Das Bezirksamt Lichtenberg präsentierte zusammen mit Planungsbüros den finalen Masterplan, der rund 500 neue Wohnungen, Gewerbeflächen und Aufenthaltsräume vereinen soll. Doch für die tatsächliche Umsetzung ist viel Geduld gefragt.
© Visualisierungen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen / superwien urbanism zt gmbh / studio boden Landscape Architecture + Urban Design
Text: Stephanie Engler
Vor etwa 30 Jahren wurde Neu-Hohenschönhausen als Großsiedlung geplant, doch ein zentrales Stadtteilzentrum wurde nie realisiert. Christian Junge, Leiter des Stadtentwicklungsamtes, erläuterte bei einer Infoveranstaltung in der Anna-Seghers-Bibliothek, dass die Pläne für ein solches Zentrum nach der Wende nicht mehr umgesetzt worden seien. Dies sei eine Folge der damaligen politischen Veränderungen und der Art und Weise, wie diese vollzogen wurden.
Schon im Dezember vor drei Jahren berichteten wir darüber, dass in „Neu Hohenschönhausen“ ein neues, urbanes Zentrum entstehen soll. Der nun vorgestellte Masterplan wurde durch einen zweiphasigen Wettbewerb entwickelt. Die Gewinner, zwei Büros aus Österreich, überzeugten durch eine Mischung aus Wohnen, Gewerbe und kulturellen Einrichtungen. Der Plan sieht bis zu 500 Wohnungen und mehrere Hochhäuser vor, ergänzt durch ein Kultur- und Bildungszentrum sowie eine Kita.
Neu-Hohenschönhausen: Neugestaltung mit Fokus auf Mobilität und Klimaschutz
Der Masterplan sieht vor, den Bereich zwischen Falkenberger Chaussee und Wustrower Straße sowie das Gelände am S-Bahnhof Hohenschönhausen neu zu gestalten. Geplant ist ein urbaner Raum mit modernen Gebäuden, die Wohnen, Arbeiten und Freizeit vereinen. Das Herzstück soll ein Boulevard entlang der Wartenberger Straße werden, der zum Flanieren und Verweilen einlädt.
Zunächst war der Boulevard als autofreie Zone vorgesehen, doch ein Verkehrsgutachten machte deutlich, dass diese Idee nicht umsetzbar ist. Stattdessen wird die Wartenberger Straße als Einbahnstraße eingerichtet, wobei eine Fahrspur in die Flaniermeile integriert wird. Breite Geh- und Radwege, Grünflächen und mögliche Gastgärten sollen den öffentlichen Raum attraktiver gestalten.
Neues Quartier in Lichtenberg: Nachhaltige Freiräume und gemischte Nutzungen im Fokus
Der Plan legt zudem besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Andreas Boden vom Planungsbüro Studio Boden erklärte, dass der Klimawandel bei der Gestaltung berücksichtigt wurde. Geplant sind großzügige Grünflächen, Regenspeicher und begrünte Dachflächen, die zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen. Spielplätze und Sportanlagen ergänzen das Freiraumkonzept, das auf eine familienfreundliche Nutzung abzielt.
Auf dem derzeitigen Parkplatz am S-Bahnhof soll ein Gebäudekomplex entstehen, der als „aktiver Sockel“ beschrieben wird. Das Erdgeschoss wird Platz für Cafés, Restaurants und Geschäfte bieten, während in den oberen Etagen etwa 400 Wohnungen sowie Büroflächen untergebracht werden. Ergänzend sind eine Kita und das Kultur- und Bildungszentrum (KuBiZ) geplant.
Umsetzung des Masterplans benötigt Zeit – Geduld ist gefragt
Außerdem soll ein markantes Hochhaus mit 85 Metern Höhe das neue Zentrum architektonisch prägen. Zudem wird der Brunnenplatz mit dem Brunnen der Jugend aufgewertet, um die Aufenthaltsqualität im Quartier zu erhöhen. Trotz der detaillierten Planung ist noch Geduld gefragt. Ruth Pützschel vom Bezirksamt Lichtenberg erklärte, dass zunächst das Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden müsse, was für das erste Quartal 2025 geplant sei.
Danach folgen weitere Prüfungen und Beteiligungen, bevor die ersten Bauarbeiten starten können. Bis zur Fertigstellung wird es also noch etwas dauern. Der Masterplan markiert dennoch einen wichtigen Schritt, um Neu-Hohenschönhausen ein urbanes Zentrum zu geben und den Stadtteil nachhaltig zu gestalten. Doch der langwierige, über mehrere Jahre andauernde Planungsprozess macht deutlich, warum der Berliner Senat vor kurzem das Schneller-Bauen-Gesetz verabschiedet hat.
Quellen: © Visualisierungen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, superwien urbanism zt gmbh, studio boden Landscape Architecture + Urban Design, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Lichtenberg