Die Fertigstellung des umstrittenen Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin verzögert sich weiter. Nachdem bereits mehrere Eröffnungstermine nicht eingehalten werden konnten, hat die Bundesregierung kürzlich einen Wirtschaftsprüfer eingeschaltet, um Klarheit über die weiteren Schritte und Kosten des Projekts zu gewinnen. Die Vollendung des Denkmals ist nun für 2026 vorgesehen.
© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierung Titelbild: Milla & Partner
Text: Karin Schütte
Das Freiheits- und Einheitsdenkmal, auch bekannt als Einheitswippe, bleibt ein Projekt mit vielen Hürden. Das begehbare, kinetische Objekt soll an den friedlichen Übergang zur Deutschen Einheit erinnern.
Ursprünglich war die Fertigstellung des Denkmals vor dem Humboldt Forum in Berlin-Mitte bereits für 2013 geplant, doch auch mehrere nachfolgende Termine mussten verschoben werden. Bis heute steht an der vorgesehenen Stelle lediglich der unvollständige Sockel.
Rechtliche Differenzen sorgten in der Vergangenheit zur Verzögerung beim Einheitsdenkmal
In der Vergangenheit nannte man ungelöste bürokratische Streitigkeiten als Grund. So fehlten nach Angaben des Stahlbauers wichtige Genehmigungen vom Bundesamt für Bau und Raumordnung (BBR). Während die Baufirma behauptete, dass die bewegliche Schale als Maschine unter das Produktsicherheitsgesetz der EU fällt und keine bauaufsichtliche Freigabe benötigt, sah das BBR dies anders.
Der Entwurf des Denkmals wurde nicht nur in den Medien, sondern auch in der Fachwelt kontrovers beurteilt. Dennoch war die politische Unterstützung für das Denkmal, das an die friedliche Revolution von 1989 und die Wiedervereinigung erinnern sollte, stets groß.
Geplante Fertigstellung nun 13 Jahre später: Grund ist die Insolvenz zweier beteiligter Unternehmen
Die jüngsten Entwicklungen haben das Vorhaben nun erneut in eine schwere Krise gestürzt. Laut aktuellen Berichten wird sich die Fertigstellung bis mindestens 2026 verzögern.
Die Ursache für die Verzögerungen liegt vor allem in Streitigkeiten zwischen dem Generalübernehmer, dem Architekten Johannes Milla und der Tänzerin Sasha Waltz, sowie dem Stahlbauunternehmen Heinrich Rohlfing. Letzteres meldete im Februar 2024 Insolvenz an und verweigert die Auslieferung der fertiggestellten, 150 Tonnen schweren Wippe, die noch immer im Werk in Nordrhein-Westfalen steht.
Claudia Roth reagiert auf Chaos: Wirtschaftsprüfer soll nun Klarheit bringen
Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth reagierte auf die chaotische Situation, indem sie einen Wirtschaftsprüfer einschaltete, um Transparenz in Bezug auf die Mittelverwendung und die zu erwartenden Kosten zu schaffen.
Angesichts der Insolvenz zweier beteiligter Unternehmen bleibt unklar, wie das Projekt fortgesetzt werden kann. Die Verantwortlichen warten nun die Ergebnisse der Insolvenzverfahren ab, während die Planungen für die Fertigstellung des Denkmals weiter auf Eis liegen.
In der Öffentlichkeit stößt das Projekt nach wie vor auf massive Kritik
Besonders die Notwendigkeit, das Denkmal im Winter beheizen zu müssen, um eine Rutschgefahr zu vermeiden, hatte die Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Bauwerks bereits im vergangenen Jahr verstärkt.
Angesichts der wiederholten Verzögerungen und der anhaltenden Unsicherheiten stellen sich viele Bürgerinnen und Bürger nun zunehmend die Frage, wie viel das unvollendete Projekt den Steuerzahler noch kosten wird. Laut „B.Z.“ belaufen sich die bisherigen Kosten bereits auf 17,8 Millionen Euro.
Trotz dieser finanziellen Belastungen und der ständigen Rückschläge setzen die Verantwortlichen offenbar weiterhin auf eine Fertigstellung des Denkmals. Ob die Eröffnung jedoch 2026 wirklich stattfinden kann, bleibt fraglich. Die wiederholten Verzögerungen und die damit verbundenen Probleme haben bei den Beteiligten jedenfalls zu einer spürbaren Resignation geführt.
Quellen: Berliner Morgenpost, B.Z., Der Tagesspiegel, Westfalenblatt, Milla & Partner, Architektur Urbanistik Berlin, Heinrich Rohlfing GmbH, Pluta Rechtsanwälte
Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Bedarf für einen übergroßen Fahrradbrückenträger mit Aussichts-und Rastfunktion. Dann wäre das leidliche Thema ein für allemal vom Tisch….Aber wie dem auch sei, dafür gibt es auf der gegenüberligeneden Spreeseite bessere Nachrichten:
Im kommenden Jahr soll nach mehrmaliger Verschiebung der Architekturwettbewerb zur Wiedererrichtung der Berliner Bauakademie beginnen. Jetzt hat das Abgeordnetenhaus Berlins einem Antrag der Regierungskoalition aus CDU und SPD zugestimmt, nach dem der Senat den Siegerentwurf ablehnen darf, wenn er keine Rekonstruktion der historischen Fassade vorsieht.
Zugleich kündigte die Bundesstiftung Bauakademie den Rücktritt ihres Gründungsdirektors Guido Spars an. Spars, der als Professor für Ökonomie des Planens und Bauens an der Bergischen Universität Wuppertal lehrt, wurde 2021 als erster Leiter der Stiftung berufen, die als Trägerorganisation für den Wiederaufbau des Gebäudes zuständig ist.
Vor zwei Jahren hatte das Land Berlin die Fassadengestaltung nach historischem Vorbild durch eine entsprechende Satzung festgeschrieben. Die Bauakademie entstand von 1832 bis 1836 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels und gilt als Ursprungsbau der architektonischen Moderne. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1962 trotz großer Proteste in beiden Teilen Deutschlands von der DDR-Regierung abgerissen. Um ihre Wiedererrichtung, für die der Bund 62 Millionen Euro bereitstellt, gibt es seit Jahren Streit zwischen Befürwortern und Gegnern einer historisch exakten Rekonstruktion des Gebäudes.
Unabhängig davon, dass ich den gewählten Platz für das „schwankende Einheitsdenkmal“ für falsch halte, wenn, hätte man das vor den Reichstag setzen können, ist ja vom ursprünglichen eleganten, weil sehr schlanken Entwurf der Schale nichts übrig geblieben. Das Ding ist zur „fetten Auster“ verkommen.