Auf dem Areal des einstigen Rangierbahnhofs Pankow soll ein neues Stadtquartier mit 2.000 Wohnungen entstehen, doch seit fast zwei Jahrzehnten gab es Streit um eine bedrohte Krötenpopulation, ungelöste Denkmalschutzvorgaben und offene Infrastrukturthemen. Doch nun steht die Vertragsunterzeichnung unmittelbar bevor – und damit auch der lang ersehnte Baustart.

In wenigen Jahren soll es endlich losgehen. Seit vielen Jahren stritten die Projektbeteiligungen um die Realisierung des Bauvorhabens „Pankower Tor“. Am 24. März soll nun endlich der städtebauliche Vertrag unterschrieben werden. / © Visualisierung: Nöfer Architekten

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Das Bauvorhaben „Pankower Tor“ hat bereits eine selbst für Berliner Verhältnisse ausgesprochen lange Vorlaufzeit hinter sich. Der Baustart für das eigentlich sinnvolle und vor allem durchaus notwendige Projekt, das ein neues Stadtquartier mit rund 2.000 Wohnungen schaffen soll, war nach letztem Stand für 2025 geplant, wurde jedoch durch den Streit um die Umsiedlung der streng geschützten Kreuzkröten und Bedenken des Landesdenkmalamtes behindert.

Doch nun soll nach Informationen des Tagesspiegels eine Einigung zwischen dem Bezirk Pankow, dem Land Berlin und dem Investor erzielt worden sein. Die Unterzeichnung des Vertrags sei demnach für den 24. März 2025 vorgesehen – ein Meilenstein für das Projekt, über das in den vergangenen Jahren viel geschrieben, gestritten und gerungen worden ist.

Bauvorhaben „Pankower Tor“: 2.000 neue Wohnungen sollen entstehen

Ein Streitpunkt war, wie auch bei anderen Projekten in der Hauptstadt, der Artenschutz. Die Berliner Senatsverwaltung hatte nach intensiven Verhandlungen der vergangenen Jahre zunächst geplant, die Tiere nach Brandenburg umzusiedeln, um den Baustart zu beschleunigen, doch der Naturschutzbund NABU klagte gegen diese Entscheidung und forderte eindringlich, dass die Kröten auf dem Gelände verbleiben sollten.

Nach langen Verhandlungen und juristischen Auseinandersetzungen einigten sich beide Seiten schließlich im Oktober 2023 darauf, die Kröten auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs zu belassen und einen Dialog über die zukünftige Fläche für die Tiere zu führen.

Im Streit um die Umsiedlung der Kreuzkröten war eigentlich ein Kompromiss erzielt worden

Anschließend stand noch zur Debatte, wie groß die Fläche sein soll, die den Kröten zur Verfügung gestellt werden soll. Während das Bezirksamt Pankow fünf Hektar Fläche in der Nähe des historischen Rundlokschuppens anbot, forderte der NABU mindestens zehn Hektar, um der Population von etwa 800 Kreuzkröten gerecht zu werden. Diese neue Lösung wurde von beiden Seiten eigentlich als Schritt in die richtige Richtung gesehen, um den Schutz der Tiere und die Entwicklung des neuen Stadtquartiers zu verbinden.

Der NABU kritisierte anschließend, dass eine Teilumsiedlung der Kreuzkrötenpopulation vom ehemaligen Rangierbahnhof Pankow nach Brandenburg geprüft werde, und hält die vorgeschlagene Fläche in Bralitz, etwa 60 Kilometer von Berlin entfernt, für ungeeignet, da dort keine geeigneten Lebensbedingungen für die Kreuzkröten gegeben seien, unter anderem aufgrund von illegalem Motocross-Fahren und ungeeignetem Boden.

Da die geplante Ausweichfläche in Pankow aber offenbar zu klein für die etwa 800 Kreuzkröten ist (jedenfalls konnten sich NABU, Bezirk und Senat offenbar nicht auf eine geeignete Flächengröße einigen), wird auf Seiten des Berliner Senats über eine Teil-Umsiedlung nach Brandenburg nachgedacht.

„Pankower Tor“: Auf dem Gelände befinden sich historische Lokschuppen, die erhalten bleiben sollen

Ein weiterer Punkt, der zwischen den Projektbeteiligten lange ungeklärt war, war die Zukunft des historischen Lokschuppens, der sich auf dem Gelände befindet. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte am 23. Dezember 2024 entschieden, dass drei denkmalgeschützte Gebäude auf dem Areal nicht abgerissen werden dürfen. Diese Gebäude, bestehend aus einem Rundlokschuppen von 1893, einem Ringlokschuppen aus der Zeit zwischen 1901 und 1906 sowie einem Verwaltungsbau aus den 1960er Jahren, gelten als bedeutendes Ensemble der Eisenbahngeschichte.

Der Eigentümer des Grundstücks, Möbelunternehmer Kurt Krieger, hatte auf den Abriss der Gebäude geklagt, um Platz für den Bau der 2.000 Wohnungen zu schaffen. Das Gericht wies die Klage jedoch mit der Begründung ab, dass die Erhaltung der Gebäude im öffentlichen Interesse liege und die historische Bedeutung dieser Bauten nicht infrage gestellt werden könne.

Denkmalschutz & städtische Identität: Gericht betont historische Bedeutung der Gebäude

In seinem Urteil hob das Verwaltungsgericht die geschichtliche Relevanz der drei Gebäude hervor. Sie seien ein wichtiges Zeugnis der deutschen Eisenbahngeschichte und stünden für die industrielle Entwicklung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das Ensemble sei nicht nur für den Denkmalschutz, sondern auch für die städtische Identität von Bedeutung.

Das Gericht stellte klar, dass wirtschaftliche Interessen nicht automatisch Vorrang vor dem Denkmalschutz haben. Eine Abrissgenehmigung sei nur dann gerechtfertigt, wenn keine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit mehr bestehe und ein Verkauf unmöglich sei. Der Kläger konnte diese Kriterien jedoch nicht erfüllen, da die Gebäude bereits in Teilen saniert wurden und potenziellen Käufern zur Verfügung stehen könnten.

Zwischenzeitlich war geprüft worden, ob die Schule, die Teil des Quartiers „Pankower Tor“ werden soll, in einem Teil der historischen Lokschuppen untergebracht werden kann, doch diese Pläne wurden mittlerweile wieder verworfen. Wer die Kosten für den Schulbau tragen wird, war ein weiterer Punkt, der zwischen den beteiligten Parteien noch lange ungeklärt war.

Quartiersprojekt „Pankower Tor“: Am 24. März soll der Vertrag unterschrieben werden

Doch nun soll in den wichtigsten Streitpunkten Einigung erzielt worden sein. Der Investor Krieger, Bezirk Pankow und Land haben sich auf den 24. März als Termin geeinigt. Laut Krieger arbeiteten nun alle auf dieses Datum hin und hätten sich verpflichtet, es definitiv einzuhalten. An diesem Tag soll der städtebauliche Vertrag für das geplante Quartier in Pankow also endlich unterzeichnet werden.

Bezirksbaustadtrat Cornelius Bechtler (Die Grünen) bestätigte auf Anfrage des Tagesspiegels, dass die Unterzeichnung an diesem Datum erfolgen werde. Bei einem Treffen in der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) seien die letzten Hindernisse beseitigt worden. Krieger betonte, dass es nun keinen sachlichen Dissens mehr gebe.

Baustart für das Projekt soll 2026 sein – wenn die Umsiedlung von Zauneidechsen und Kreuzkröten erfolgt ist

Für das Bauvorhaben ist ein Zeitraum von insgesamt etwa zehn Jahren vorgesehen. Der frühestmögliche Baubeginn wird derzeit für 2026 angesetzt. Zuvor müssen jedoch die vom Aussterben bedrohten Kreuzkröten sowie die Zauneidechsen-Population aufwendig umgesiedelt bzw. teilweise umgesiedelt werden und das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden.

Investor und Behörden rechnen mit einem mehrjährigen Prozess, während Bechtler von einer Dauer von ein bis zwei Jahren ausgeht. Die Umsiedlung kann nach Bezirksangaben aber erst nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens beginnen. Unter optimalen Bedingungen könnte das „Pankower Tor“ somit frühestens im Jahr 2038 fertiggestellt werden.

Eine neue Tramlinie soll das Quartier ab 2031 mit dem Bahnhof Pankow verbinden

Der Berliner Senat ist gleichzeitig dafür verantwortlich, die infrastrukturelle Anbindung des Quartiers zu gewährleisten. Eine neue Tram-Strecke und der Radschnellweg „Panke Trail“ sollen das Viertel erschließen. Die Straßenbahn-Tangente zwischen Pankow und Weißensee soll ab dem Bahnhof Pankow im 10-Minuten-Takt entlang der Granitzstraße verlaufen. Drei Haltestellen sind im neuen Quartier vorgesehen, die Inbetriebnahme der neuen Tramlinie ist derzeit für 2031 geplant.

Investor Kur Krieger hatte das Areal des einstigen Güterbahnhofs, der Mitte der 1990er Jahre stillgelegt worden war, bereits im Jahr 2009 erworben. Sollte der Bau nun wie geplant bis Ende der 2020er Jahre beginnen, wäre vom Zeitpunkt des Grundstückserwerbs bis zur Realisierung des Projekts eine Dauer von mehr als dreißig Jahren vergangen. Eine Projektlaufzeit, die geradezu rekordverdächtig scheint. Ein „Rekord“, auf den die Pankower Stadtplaner sicher gern verzichtet hätten.

© Visualisierung: Nöfer Architekten

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Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Senatskommission Wohnungsbau, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Nöfer Architekten, Bezirksamt Pankow, NABU

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One Comment

  1. Max 19. Februar 2025 at 12:06 - Reply

    Den Rundlokschuppen bitte als Markthalle nutzen, das funktioniert in Kreuzberg und Reinickendorf grossartig und wäre ein toller Ankerpunkt.

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