Das US-Unternehmen Tesla möchte seine Produktionsstätte am Standort Grünheide, südöstlich von Berlin, massiv ausbauen. So sollen durch den Bau einer neuen Produktionshalle weitere Kapazitäten geschaffen werden, um zukünftig bis zu einer Million Fahrzeuge jährlich produzieren zu können. Bis zu 23.000 Menschen sollen auf dem Gelände arbeiten. Es wäre das größte Autowerk Deutschlands.

Rund 11.000 Menschen arbeiten schon heute im Tesla-Werk Grünheide südöstlich von Berlin. Das Werk ist der größte Industriebetrieb Ostdeutschlands. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Seit der Ankündigung von Elon Musk im November 2019 ist der Bau der Tesla-Produktionshalle in der Gemeinde Grünheide, am südöstlichen Rand Berlins, von kontroversen Diskussionen begleitet. Vor allem Umweltschützer kritisierten den Bau von Beginn an aufgrund der vorherrschenden Wasserknappheit in der Region.

Das Werk ist heute neben den VW-Fabriken in Zwickau und Dresden sowie des BMW-Standorts in Leipzig eine der größten Elektroauto-Fabriken in Deutschland. Zudem war es der erste europäische Produktionsstandort Teslas in Europa.

Tesla-Werk in Grünheide: Heute arbeiten rund 11.000 Menschen am Standort

Das Werk war im März 2022 eröffnet worden, im Beisein von Firmenchef Elon Musk. Mit rund 11.000 Beschäftigten ist es der größte Industriestandort Ostdeutschlands. Aktuell laufen dort pro Woche etwa 5.000 Fahrzeuge des Model Y vom Band.

Der Bau der Tesla Giga Factory hat die infrastrukturellen Vorzeichen in der umliegenden Region vollkommen neu geordnet. Nicht nur die Autobahnanbindung wurde ausgebaut, die zusätzlichen Arbeitskräfte haben auch den Wohnungsmarkt der umliegenden Gemeinden, inklusive der südöstlichen Quartiere Berlins, deutlich dynamischer werden lassen.

Im Südosten Berlins sind die Immobilienpreise deutlich gestiegen

Denn viele der bei Tesla tätigen Menschen suchen einen Wohnort im direkten Umfeld der Fabrik, was die Immobilienpreise nach oben treibt – auf beiden Seiten der Berlin-Brandenburger Landesgrenze.

Für junge Familien aus der Region wird es dadurch automatisch immer schwieriger, in der Heimat ein eigenes Zuhause zu finanzieren. Um den enormen Zuzug aufzufangen werden auch in Brandenburg mittlerweile großformatige Wohnungsbauprojekte umgesetzt.

Tesla möchte den Produktionsstandort in Grünheide massiv ausbauen

Nun hat das Unternehmen Tesla laut einem Bericht des Tagesspiegels angekündigt, sein Engagement am Standort Grünheide noch einmal massiv auszuweiten. Eine offizielle Informationen dazu soll es im Laufe der Woche geben.

Demnach soll die Zahl der Beschäftigten auf knapp 23.000 Menschen steigen und sich damit mehr als verdoppeln. Das Unternehmen möchte in Grünheide nicht weniger als das größte Autowerk Deutschlands bauen. Den Wirtschaftsstandort Berlin Brandenburg würde diese Erweiterung im Bundesländer-Vergleich deutlich stärken.

Tesla-Plan: In Grünheide soll das größte Autowerk Deutschlands entstehen

Schon heute profitiert das Land Brandenburg wirtschaftlich von dem Projekt des US-Unternehmens. Im Jahr 2022 hatte Brandenburg das höchste Wirtschaftswachstum aller Flächenländer, höher als in den bisher führenden “Auto-Bundesländern” Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.

Diese Entwicklung soll nach Willen der Brandenburger Landesregierung nun fortgesetzt werden. Dafür soll nördlich der bisherigen Haupthalle eine neue Produktionshalle mit einer Grundfläche von rund 490.000 Quadratmetern entstehen. Das Gebäude soll 700 mal 700 Meter groß werden.

Eine Neue Produktionshalle auf 490.000 m² Fläche soll entstehen

Es sind gewaltige Dimensionen, die das Unternehmen am Standort plant. Doch schon heute ist die Wasserknappheit das große Problem des Projekts. Hier jedoch verspricht Tesla, den Wasserverbrauch künftig nicht nach oben schrauben zu wollen.

Dies soll über einen geschlossenen Wasserkreislauf innerhalb des gesamten Produktionsareals gewährleistet werden. Damit soll die Wiederverwertung der gesamten Produktions- und Sanitärabwässer gewährleistet werden.

Tesla kündigt einen geschlossenen Wasserkreislauf auf dem Gelände an

Somit soll der Frischwasserverbrauch trotz der Produktionsausweitung die bisher von der Brandenburger Landesregierung genehmigten 1,4 Millionen Kubikmeter (jährlich) nicht überschreiten. Dennoch sollen zukünftig im Jahr bis zu einer Millionen Tesla-Fahrzeuge am Standort Grünheide produziert werden.

Laut Tesla ist die Verdopplung der Produktionskapazitäten in drei Schritten vorgesehen, welche unter anderem auch die Aufrüstung der bereits bestehenden Gebäude beinhaltet. Anschließend ist der Bau mehrerer neuer Gebäude vorgesehen, inklusive der neuen Produktionshalle.

Grünheide: Neue Produktionsstätte bietet Chancen und Risiken zugleich

Das neue Produktionsgebäude hätte die siebenfache Grundfläche des heutigen Freizeitparks Tropical Island bei Brand, wie der Tagesspiegel vorrechnet – oder die Fläche von etwa 60 Fußballfeldern. Dimensionen, die durchaus bemerkenswert sind. So bietet das Projekt für den Standort Grünheide und die umliegenden Gemeinden Chancen und Risiken gleichermaßen.

Die Auswirkungen der Autoproduktion auf die umliegenden Gewässer und die Wasserversorgung der Bevölkerung ist bereits heute ein omnipräsentes Thema in und um Grünheide – und wird durch eine mögliche und vor allem so groß dimensionierte Erweiterung wohl ein dauerhaftes Streitthema bleiben.

Auch die für den bisherigen Bau erfolgte Rodung des Waldes und die Auswirkungen auf die Biodiversität und den Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten wurden von Naturschutzverbänden kritisiert.

Bereits ab 2024 sollen erste Teile der neuen Produktionsstätten in Betrieb gehen

Wie sich das Verkehrsaufkommen rund um den bereits heute stark frequentierten Standort entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Ein weiterer Ausbau des Straßennetzes ist derzeit aber offenbar nicht geplant. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt jedoch wird sich durch die Ankündigung aber aller Voraussicht nach nicht entspannen – im Gegenteil.

Dass das Unternehmen seinen Ankündigungen wohl auch schnelle Taten folgen lassen wird, ist zu erwarten. Denn auch der Bau der mittlerweile fertiggestellten Giga Factory wurde in weniger als zwei Jahren realisiert. Im Südosten Berlins wird es also auch in den kommenden Jahren sehr viel Bewegung geben.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Der Wald rund um Grünheide, südöstlich von Berlin. Umweltschützer befürchten eine Verschärfung der Wasserknappheit durch die Vergrößerung des Fabrikgeländes von Tesla. / © Foto: depositphotos.com

Weitere Gewerbeprojekte sind hier zu finden

Quellen: Der Tagesspiegel, Wikipedia, Tesla, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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One Comment

  1. Anda Tirpitz 17. Juli 2023 at 15:32 - Reply

    Der Wald war kein Wald. Es war wie in solchen Fällen üblich eine extrem brandgefährdete Nadelholzplanatage, für die eine Erstzpflanzung mit dreifachem Setzlingsbestand ausgeführt wird. Wäre nicht schlecht, wenn so etwas der Objektivität wegen von maßgebenen Medien wie ihr es seid, mal hin und wieder erwähnt werden würde anstatt in Endlosschleife Stereotype zu wiederholen…. Das hilft keinem von uns.

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