Auf dem Gelände der historischen, denkmalgeschützten ehemaligen Heilstätten Beelitz entsteht südwestlich von Berlin ein neues Wohnquartier. Der Immobilienentwickler KW Development errichtet dort insgesamt 1.300 Wohnungen für bis zu 5.000 Menschen.
© Fotos: depositphotos.com
© Visualisierungen: KW Development
Text: Björn Leffler
Südwestlich von Berlin befindet sich eines der spannendsten Architekturdenkmäler der Metropolregion Berlin Brandenburg. Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden heute einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland.
Das Gelände mitsamt seinen Klinikbauten ist heute ein denkmalgeschütztes Ensemble von insgesamt 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von rund 200 Hektar.
Beelitz Heilstätten: Brandenburgs größtes Flächendenkmal und “Lost Place”
Die erste Bauphase auf dem Gelände erfolgte in den Jahren 1898 bis 1902 unter den Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke. In der zweiten Bauphase (1908 bis 1910) wurde die Bettenzahl von 600 auf 1.200 erhöht. Der Architekt war Fritz Schulz, der auch in der dritten Bauphase (1926–1930) verantwortlich war.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Heilstätten zum Teil schwer beschädigt wurden, wurde das Gelände ab 1945 von der Roten Armee übernommen. Die Heilstätten dienten bis 1994 als das größte Militärhospital der sowjetischen und später russischen Armee im Ausland. Dennoch verfiel das Areal in den Jahrzehnten nach dem Krieg zusehends und auch nach dem Abzug der sowjetischen Truppen Mitte der 1990er Jahre wurde das Gelände für lange Zeit sich selbst überlassen.
Tourismus-Magnet: Im Jahr 2015 wurde in Beelitz ein Baumkronenpfad eröffnet
Seit vielen Jahren ist das Areal daher als einer der populärsten “Lost Places” Europas bekannt und zieht viele Touristen, Interessierte und Schaulustige an. Die Mischung aus ungewöhnlicher Architektur und Verfall macht die Heilstätten zudem zu einer attraktiven Kulisse für Filmproduktionen. Im Jahr 2015 wurde sogar ein Baumkronenpfad eingeweiht, der die Besucher elegant über das Gelände führt.
Nun soll aus dem Areal aber noch mehr als eine Touristenattraktion gemacht werden. Auf dem Gelände des größten Flächendenkmals Brandenburgs, rund 30 Autominuten von Berlin entfernt, wird derzeit ein Wohnquartier entwickelt.
Beelitz Heilstätten: Ein Wohnquartier für bis zu 5.000 Menschen entsteht
Die ambitionierten Pläne werden vom Immobilienentwickler KW Development umgesetzt. Dieser wirbt mit der Nähe zur Natur und einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr: Der RE 7 fährt im Halbstundentakt nach Berlin, den Bahnhof Potsdam-Medienstadt Babelsberg erreicht man in rund 20 Minuten.
Entstehen sollen rund 500 Wohnungen und 800 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser, also insgesamt 1.300 Wohneinheiten. Auch für die Belange des täglichen Bedarfs soll gesorgt werden: ein Supermarkt, ein Ärztehaus, ein Pflegeheim, ein betreutes Wohnheim, eine Kita und eine Schule sind bereits in Planung oder in Umsetzung. Um einen zentralen Marktplatz herum wird es zudem Cafés und Restaurants geben.
Die Einwohnerzahl der Gemeinde ist bereits deutlich angewachsen
Schon jetzt wächst die Einwohnerzahl der Gemeinde deutlich an. Lag die Einwohnerzahl des Beelitzer Gemeindeteils Beelitz-Heilstätten Ende 2021 noch bei 649 Einwohnern, betrug die Einwohnerzahl Ende 2022 bereits 924 Menschen. Vor rund zehn Jahren waren es noch weniger als 500 Einwohnerinnen und Einwohner.
Und die Nachfrage nach den neu entstehenden Wohnungen ist laut KW Development hoch. Dabei scheint es der Mix aus Alt und Neu zu sein, der den Ort im Wald zu einer begehrten Wohnlage zu machen scheint – und natürlich die Nähe zu Wald und Wiesen.
Beelitz: Erste Teile des neuen Quartiers wurden bereits fertiggestellt
So finden die Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlich gestaltete Neubauten, die sich zwischen die historischen Bauten wie den fachwerkverzierten Wasserturm und die Pumpenhäuser sowie das Blockheizkraftwerk farblich und architektonisch einfügen. Während das neue Quartier noch wächst, sind die ersten fertiggestellten Häuser und Wohnungen bereits bezogen.
Das zentrale Heizkraftwerk läuft mit Biomethan und versorgt die umliegenden Einrichtungen und Wohnhäuser. Ob es ausreichen wird, um künftig die gesamte Wohnsiedlung zu versorgen, muss noch abgewartet werden. Es ist aber das erklärte Ziel der Projektverantwortlichen.
Die Infrastruktur des neuen quartiers hinkt noch etwas hinterher
Die Infrastruktur rund um die entstehenden Wohnungen entwickelt sich sukzessive. In das alte Bahnhofsgebäude ist ein Restaurant eingezogen, auch Büroräumlichkeiten werden bereits von mehreren Firmen genutzt. Ein Fahrradverleih und ein Info-Servicepunkt, der auch Pakete annehmen soll, sind bereits in Planung.
Das neue Wohnquartier ist, wenig überraschend, vor allem bei Familien begehrt. Die rund 130 Plätze der Loris-Kita des Potsdamer Trägers Kinderwelt sind bereits belegt. KW Development will daher eine zweite Kita auf dem Gelände errichten, einen konkreten Zeitplan oder gar eine Baugenehmigung für das Vorhaben gibt es bislang nicht. Auch der Bau einer Grundschule ist bislang noch nicht realisiert worden, ist aber in Planung.
Attraktive Lage 30 Minuten südwestlich von Berlin – Projektabschluss bis 2028
Das neue Quartier wird somit bereits Opfer des eigenen Erfolgs. Die ruhige Lage unweit der Hauptstadt, gepaart mit einem hochinteressanten, architektonischen Umfeld und der verhältnismäßig guten ÖPNV-Anbindung, hat schnell die ersten Bewohnerinnen und Bewohner nach Beelitz gelockt.
Die Infrastruktur in Beelitz-Heilstätten muss nun in weiten Teilen des neuen Quartiers noch nachgezogen werden. Bis 2028 soll das gesamte Projekt nach aktuellem Planungsstand abgeschlossen werden, inklusive zweiter Kita und neuer Grundschule.
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Quellen: KW Development, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin
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