Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM möchte auf einem Grundstück an der Pintschstraße 29 Mietwohnungen errichten. Die Anwohner*innen wehren sich gegen das Projekt, da dafür mehrere Bäume gefällt werden müssen.
© Fotos: Celine Hellriegel
Umweltschutz oder Schaffung von bezahlbarem Wohnraum? Vor diesem Konflikt stehen die Projektbeteiligten bei einem geplanten Wohnungsbau in der Friedrichshainer Pintschstraße, unweit der Petersburger Straße.
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM möchte hier auf einer Grundfläche von etwa 480 Quadratmetern insgesamt 29 Mietwohnungen neu errichten. Das Grundstück gehört zu einem begrünten Innenhof, auf dem mehrere, 50 Jahre alte, Pappeln stehen.
Kern des Streits: Notwendige Baumfällungen im Innenhof
Eben jene Bäume sind es, die im Zentrum des seit mehreren Jahren schwelenden Konflikts stehen, denn 13 der Bäume müssten nach Auskunft der WBM für den Neubau abgeholzt werden.
„Wir fordern ein Moratorium des Bauprozesses und wollen, dass die Situation vor allem unter dem Aspekt des Klimaschutzes neu bewertet wird.“ So äußert sich Ursula Stauffer von der Initiative “Erhaltet unsere grünen Friedrichshainer Innenhöfe“.
Initiative kritisiert fehlende Partizipation im Projekt
Es habe keine Partizipation gegeben, die Anwohner*innen seien mit dem Bauvorhaben vor vollendete Tatsachen gestellt worden, so der Vorwurf aus der Initiative. Im Innenhof leben nach Auskunft der Bewohner*innen heute viele Wildtiere. Die Bäume spenden vor allem in den heißer werdenden Sommern Schatten, die heute noch unversiegelte Fläche gleicht Temperaturschwankungen aus. Der entstehende Neubau würde die Situation signifikant verändern.
Im Februar 2019 brachten die Initiatoren der Bürgerinitiative daher einen Einwohnerantrag mit dem Ziel einer Umweltprüfung des Bauvorhabens in die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg ein. Dieser wurde samt Umweltprüfung beschlossen.
Baurechtliche Situation lässt keine Verhinderung des Bauprojekts zu
Aus finanziellen Gründen wurde diese Überprüfung jedoch letztlich nicht durchgeführt. Vom Bezirk war dazu zu hören, dass die Prüfung letztlich keine Auswirkungen auf die baurechtliche Situation gehabt hätte. Mit anderen Worten: Der Neubau wird so oder so kommen.
Davon geht man auch auf Seiten der WBM aus. Baustart für das Projekt soll nach aktuellem Planungsstand der Wohnungsbaugesellschaft noch im vierten Quartal 2021 sein. Für den Bau müssen laut WBM exakt 13 Bäume weichen. Acht Bäume sollen nach Abschluss der Bauarbeiten im Innenhof neu gepflanzt werden. Darüber hinaus sagt die WBM zu, die üblichen Ausgleichszahlungen für Ersatzpflanzungen an anderer Stelle entrichten zu wollen.
Ein L-förmiger Neubau soll die bestehenden Wohnhäuser ergänzen
Für die Bürgerinitiative und die betroffenen Anwohner*innen ist dies nur ein schwacher Trost. Die Aktiven, die bereits seit 2018 um den Erhalt der Bäume im Innenhof und an der Pintschstraße kämpfen, wollen weiter gegen das Bauvorhaben vorgehen. Allerdings sieht es derzeit danach aus, als würde sich die WBM mit dem Projektvorhaben durchsetzen.
Plan der Wohnungsbaugesellschaft ist es, einen L-förmigen Neubau zu errichten, welcher das bestehende Ensemble einer ansonsten geschlossenen und von Gründerzeithäusern geprägten Baustruktur vervollständigen soll. Das Vorderhaus soll über sieben Geschosse verfügen, der Seitenflügel über fünf Geschosse.
50% der neuen Mietwohnungen werden barrierefrei geplant
Der Neubau wird eine Abmessung von etwa 30 mal 19 Metern haben und soll wie bereits oben erwähnt über 29 Wohneinheiten. Die Hälfte der Wohnungen wird barrierefrei geplant. Der bereits bestehende Spielplatz soll um weitere Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten ergänzt werden. Zudem sollen, wie erwähnt, neue Bäume gepflanzt werden.
WBM und Bürgerinitiative stehen zum geplanten Wohnprojekt schon seit einiger Zeit in Kontakt und hatten bereits Mitte September eine gemeinsame Begehung des Geländes geplant. Am festen Entschluss der Wohnungsbaugesellschaft, ihr Baurecht und damit das Wohnungsprojekt auch tatsächlich umzusetzen, wird diese Veranstaltung aber kaum etwas ändern können.
Wer mehr über die Bürgerinitiative und ihre Aktivitäten erfahren möchte, kann sich hier informieren.
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