Der öffentliche Dienst in Berlin hat ein Image-Problem – und muss zunehmend um qualifizierte Fachkräfte kämpfen. Da ein wichtiges Kriterium für potenzielle Arbeitskräfte der verfügbare Wohnraum ist, will der Berliner Senat künftig mit eigenen Beschäftigtenwohnungen punkten.
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Text: Björn Leffler
Die Probleme sind vielfältig und seit vielen Jahren genauso bekannt wie ungelöst. Vor allem bei der Digitalisierung seiner öffentlichen Institutionen hängt Berlin im nationalen und vor allem im internationalen Vergleich um Jahre hinterher.
So weit, so bekannt. Aber was tun gegen die anhaltende Misere der Berliner Behörden? Ein breites, zivilgesellschaftliches Bündnis hatte sich im Dezember 2022 mit einem dringenden Appell an die Berliner Landespolitik gewandt und dazu aufgerufen, endlich zu greifbaren Fortschritten bei der Reform der Landesverwaltung zu gelangen.
Öffentliche Verwaltung wird für Arbeitnehmer zunehmend unattraktiv
Das Bündnis forderte vor fast einem Jahr von den Berliner Parteien ein klares Bekenntnis zu den bitter nötigen Reformen. Der derzeitige, Anfang des Jahres neu gewählte Senat müsse das Thema aus ihrer Sicht zur absoluten Toppriorität erklären.
Unabhängig vom Reformstau in der Berliner Verwaltung hat der Senat allerdings noch ein weiteres Problem, und damit steht er im bundesweiten Vergleich nicht allein da. Denn für potenzielle Arbeitnehmer ist die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum ein wichtiges Entscheidungskriterium.
Deutsche Ballungsräume können kaum noch bezahlbaren Wohnraum anbieten
Da dies aufgrund der akuten Wohnungsnot vor allem in großen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, München oder Leipzig kaum noch gegeben ist, wandern mehr und mehr Arbeitskräfte in weniger dicht besiedelte Gebiete ab – oder kommen erst gar nicht in die Großstadt.
Die Berliner öffentliche Verwaltung hat dieses Problem schon seit längerem erkannt und will daher entsprechend gegensteuern, wie der Tagesspiegel berichtet. So soll es für bestimmte Gruppen zukünftig ein entsprechendes Wohnungsangebot geben.
Für bestimmte Gruppen soll es ein Wohnungsangebot des Senats geben
Eigentlich wollten die Verwaltungen für Stadtentwicklung, Inneres und Finanzen bereits bis zum Herbst dieses Jahres eine abgestimmte Gesamtkonzeption zur Revitalisierung des Beschäftigtenwohnens vorlegen. Bislang liegt ein solches Konzept zwar nicht vor, es soll aber fast fertig ausgearbeitet sein.
Die Senatsfinanzverwaltung sagte dem Tagesspiegel: “Wie und wo konkret Wohnraum für Beschäftigte gebaut und angeboten werden kann, befindet sich derzeit noch in der finalen Abstimmung einer interministeriellen Arbeitsgruppe.”
Auch Beschäftigte von landeseigenen Unternehmen sollen profitieren
Wer von den zukünftigen Senatswohnungen profitieren wird, soll anhand eines Kriterienkataloges entschieden werden. Und: Sowohl die Beschäftigten des unmittelbaren Landesdienstes als auch die der landeseigenen Unternehmen sollen für diese Wohnungen infrage kommen.
Wie so etwas funktioniert, hat beispielsweise kürzlich die Charité vorgemacht. Bereits Ende September übergab das Wohnungsbauunternehmen Berlinovo im Rahmen einer feierlichen Zeremonie den symbolischen Schlüssel für ein kürzlich fertiggestelltes Wohnhaus an der Storkower Straße in Berlin-Prenzlauer Berg an den Klinikkonzern.
Berlinovo baute 76 Wohnungen für den Klinikkonzern Charité
Der landeseigene Universitätsklinikkonzern hat die entstandenen 76 Apartments langfristig gemietet und möchte diese seinen Beschäftigten zur Verfügung stellen, denn die Bereitstellung von Wohnraum ist auch im Pflegebereich oft ein entscheidendes Argument bei der Gewinnung von neuen Nachwuchs- und Fachkräften.
Auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) baut in Berlin Wohnungen, die explizit für Bundesbeamte vorgesehen sind. Ein solches Bauprojekt wird derzeit etwa in der Reinickendorfer Cité Foch vorangetrieben. Dort sollen in den kommenden Jahren insgesamt 600 neue Wohnungen entstehen, die von den Beamten der Bundesregierung angemietet werden können.
Die BImA baut in Berlin Wohnungen für Bundesbeamte
Dieses Neubauprojekt im Nordberliner Ortsteil Wittenau bildet den Auftakt von weiteren Wohnungsprojekten der BImA als Teil der Wohnraumoffensive in bundesweiten Ballungsräumen, so die Bundesimmobilienverwaltung. Die geplanten Neubauten entstehen allesamt auf Flächen des Bundes.
Welche Flächen der Berliner Senat für die Bereitstellung seines Wohnangebots nutzen möchte und welche womöglich bereits bestehenden oder neu zu bauenden Wohnungen dafür verwendet werden sollen, soll in den kommenden Wochen öffentlich präsentiert werden.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Senat, Berliner Morgenpost, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Charité, Vonovia
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Na, toll. Da werden die im Auftrag der Bürger Arbeitenden noch weiter von den Problemen der Bürger abgeschottet. Ob das hilft!?
[…] Die Berliner öffentliche Verwaltung hat dieses Problem schon seit längerem erkannt und will daher entsprechend gegensteuern, wie der Tagesspiegel berichtet. So soll es für bestimmte Gruppen zukünftig ein entsprechendes Wohnungsangebot geben. […]