Die historischen Maifeldtribünen in Berlin-Westend werden für mehrere Millionen Euro saniert, doch das Potenzial des riesigen Areals bleibt weitgehend ungenutzt. Mit Blick auf eine mögliche Olympia-Bewerbung Berlins und die Nachfrage nach zusätzlichen Veranstaltungsflächen könnte das Maifeld zur Bühne für große Events und Sportwettkämpfe werden – und zudem für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Das riesige Maifeld am Berliner Olympiastadion im Ortsteil Westend entstand im Zuge der Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele 1936. Auch heute noch wird das Feld für Veranstaltungen genutzt, allerdings nur selten – verschenktes Potenzial? / © Foto: IMAGO / Matthias Koch

© Fotos: IMAGO / Matthias Koch
Text: Björn Leffler

 

Die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt Paris sind erst seit wenigen Tagen Geschichte, die Faszination der sportlichen Wettkämpfe, die in großen Teilen im Pariser Stadtgebiet durchgeführt wurden, hallt noch immer nach.

Für viele Sportfans und sportbegeisterte Menschen in Deutschland waren diese Spiele der erneute Beweis dafür, dass es für die Sportnation Deutschland ein hoch priorisiertes Ziel sein sollte, Olympische Spiele wieder nach Deutschland zu holen.

Eine mögliche Olympia-Bewerbung nimmt die Bundesregierung in Angriff

Auch in Berlin ist in den vergangenen Jahren oft über eine mögliche Bewerbung Deutschlands – mit Berlin als Ankerstadt, so wie bei den nun durchgeführten Spielen in Frankreich – diskutiert worden.

Hamburg, welches als deutscher Bewerber für die Spiele 2024 oder 2028 ins Rennen hätte gehen können, verzichtete letztlich auf eine Bewerbung, da sich die Hamburger Bevölkerung dagegen ausgesprochen hatte. Doch auch die Bundesregierung unterstützt nun die Bestrebungen des DOSB für eine erneute Olympia-Bewerbung, Innenministerin Nancy Faeser unterzeichnete in Paris medienwirksam eine entsprechende Absichtserklärung.

Berlin als europäische Sportmetropole: Potenzial für eine Olymia-Bewerbung

Dass Berlin als eine der großen europäischen Sportmetropolen mit seinem großen Fundus an bestehenden Sportstätten ein bedeutender Teil einer solchen Olympia-Bewerbung sein könnte, liegt auf der Hand. Nun wird in Berlin schon länger darüber gesprochen, was mit dem Olympiapark und seinen historischen und modernen Sportanlagen mittel- und langfristig eigentlich passieren soll.

Diskutiert wird unter anderem der Bau eines weiteren Fußball-Stadions für Hertha BSC, der Berliner Senat unterstützt das Vorhaben und hat unlängst die Planungshoheit für den Olympiapark an sich gezogen – nicht nur aufgrund der Stadion-Thematik des aktuellen Fußball-Zweitligisten, sondern weil das Thema Olympia-Bewerbung tatsächlich ernsthaft ins Auge gefasst werden soll.

Olympiapark Berlin: Sanierung der historischen Maifeld-Tribünen

Das Olympiastadion im Zentrum des Olympiaparks gilt als Herzstück der Anlage, doch dabei wird häufig übersehen, dass das westlich des Stadions befindliche Maifeld ein zusätzliches, enormes Entwicklungspotenzial als Fläche für Sport- und Kulturveranstaltungen bietet, die bislang viel zu selten genutzt wird.

Derzeit wird am Rande des Maifeldes intensiv gebaut, und das bereits seit beinahe vier Jahren. Dort läuft die aufwendige Sanierung der historischen und denkmalgeschützten Maifeldtribünen, die den beliebten Glockenturm zu beiden Seiten flankieren.

Tribünen am Maifeld wurden zu den Olympischen Spielen 1936 errichtet

Die Tribünen waren, wie auch das gesamte Areal samt Olympiastadion, für die Olympischen Spiele 1936 errichtet worden. Während das Olympiastadion zur Fußball-WM 2006 zu einer Hochglanz-Arena umfunktioniert wurde, blieben große Teile des Olympiaparks unverändert.

Die Sanierung der Maifeldtribünen war lange geplant und mehrfach verschoben worden, ist letztlich aber im Jahr 2020 doch begonnen worden. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 21 Millionen Euro. Ob diese Summe letztlich ausreichend sein wird, bleibt abzuwarten.

Ab 2025 soll das Berliner Sportmuseum am Glockenturm einziehen

Für die Sanierung der Tribünen sind zwölf Millionen veranschlagt, anschließend werden knapp neun Millionen Euro für die Einrichtung eines Sportmuseum in den Hohlkammern unterhalb der Tribünen und in den Vorräumen der Langemarckhalle fällig.

Teile der Tribünen samt Glockenturm waren bereits zur WM 2006 saniert worden. Planungen für ein Museum gab es damals allerdings noch nicht, weshalb das Projekt in den Augen einiger Kritiker als zu teuer erscheint.

Teile der historischen Treppen und Stützmauern müssen neu gebaut werden

Zudem soll das Museum – im kommenden Jahr soll das Berliner Sportmuseum einziehen – in einen fensterlosen Tribünenraum hinein gebaut werden, was wegen der aufwendigen Abdichtung gegen Feuchtigkeit sehr kostspielig ist.

Im Zuge der Arbeiten werden und wurden Bäume auf den Böschungen hinter den Tribünen abgeholzt, die Erdwälle abgebaggert und Teile der Treppen, Stützmauern und Stufen entfernt. Große Teile der Tribünen werden quasi neu gebaut, orientiert am historischen Vorbild.

Berliner Maifeld: Pyronale, Lollapalooza – und sonst?

Doch was passiert dann auf dem Maifeld? Seit einigen Jahren ist das riesige Areal Heimat des populären Lollapalooza Festivals, auch die Pyronale wird in diesem Jahr wieder auf dem Maifeld stattfinden.

An den meisten Tagen im Jahr jedoch wird das Maifeld weder genutzt, noch ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein raumgreifendes, denkmalgeschütztes Areal wird derzeit für viele Millionen Euro instand gesetzt, ohne dass es anschließend ein konkretes Nutzungskonzept dafür gäbe.

Braucht Berlin zusätzliche Flächen für Kultur-Großveranstaltungen?

Dabei könnten die bereits bestehenden Tribünen durchaus für Sport- oder Kulturveranstaltungen genutzt werden. So wird etwa seit längerem darüber diskutiert, ob Berlin eine zusätzliche Veranstaltungsfläche benötigt, um Großereignisse wie die 10-Konzerte-Reihe des Superstars Adele auszutragen.

Die britische Sängerin hatte sich für ihre Konzerte – sie tritt in Europa ausschließlich in München auf – eine mobile, 75.000 Zuschauer fassende Arena auf das Münchner Messegelände bauen lassen. Da für solche Aufbauten Standorte wie das Tempelhofer Feld oder der Flughafen Tegel zu stark frequentiert oder zu schlecht an das ÖPNV-Netz angeschlossen sind, wäre das Maifeld eine ideale Option.

Olympiastadion zu oft mit Sport-Events besetzt: Musikstars spielen woanders

Zudem ist die Anbindung des Standorts durch das benachbarte Olympiastadion hervorragend. Das Olympiastadion selbst ist für Konzerte großer Künstler wie Taylor Swift, Bruce Springsteen oder Adele, die Arenen mit einer hohen Zuschauerkapazität favorisieren, zu häufig mit Sport-Events wie Bundesliga, DFB-Länderspielen, ISTAF, Special Olympics oder dem DFB-Pokalfinale blockiert.

In diesem Sommer kamen sechs Spiele der EURO 2024 hinzu und es konnten überhaupt keine Konzerte im Olympiastadion stattfinden – natürlich ein Sondereffekt. So kommt es dennoch in den vergangenen Jahren häufiger vor, dass große Konzertereignisse an Berlin vorbeigehen, weil Platz und Kapazitäten fehlen.

Große Konzerte wurden auf dem Maifeld bereits in den 1990er Jahren gespielt

Das Maifeld könnte diese Lücke sinnvoll schließen, bereits in den 1990er Jahren fanden hier Konzerte von Genesis, Phil Collins oder Pink Floyd vor bis zu 100.000 Zuschauern statt.

Auch für den Spitzen- und Breitensport könnten die Flächen auf dem Maifeld genutzt werden, denn temporäre Sportanlagen ließen sich auf dem weitläufigen Areal ohne weitere Probleme realisieren – durch die bereits vorhandenen Tribünen könnten sogar unkompliziert kleinere oder auch größere Wettbewerbe im Fechten, Boxen oder Judo ausgetragen werden.

Maifeld: Konzepte zur Nutzung der Flächen für Spitzen- und Breitensport gesucht

Statt die riesige Rasenfläche zu pflegen und nur in Ausnahmefällen zu nutzen, könnten Konzepte erarbeitet werden, um das Feld für Sportlerinnen und Sportler aus dem Spitzen- und Breitensport verfügbar zu machen, etwa durch temporär auf- und abbaubare Spielflächen.

So würde die denkmalgeschützte Rasenfläche unbeschädigt bleiben. Für eine mögliche Olympia-Bewerbung Berlins ist das Maifeld mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten natürlich ein großes Faustpfand, das ist unbestritten.

Sollte das Maifeld dauerhaft für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben?

Doch auch unabhängig einer solchen Bewerbung sollte in einer Stadt, in der die Flächen knapp sind, über sinnvolle und effiziente Nutzungskonzepte auch für so historisch bedeutende Areale wie das Maifeld nachgedacht werden.

Das Areal ist heute eine der größten umschlossenen und nicht öffentlich zugänglichen Rasenflächen im Land Berlin. Es wäre geradezu verschwenderisch, wenn das auch langfristig so bleiben würde.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Seit rund vier Jahren werden die historischen Maifeldtribünen rund um den Glockenturm aufwendig saniert. / © Foto: IMAGO / Matthias Koch

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Quellen: Landessportbund Berlin, RBB, Der Tagesspiegel, Wikipedia, DOSB, Olympiastadion Berlin GmbH

Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag

3 Comments

  1. […] Geländes nötig, die der Berliner Senat bereits auf dem Zettel hat. Diese Planung umfasst etwa die Sanierung der Maifeldtribünen sowie den Bau von Ausstellungsflächen für das Sportmuseum […]

  2. […] Geländes nötig, die der Berliner Senat bereits auf dem Zettel hat. Diese Planung umfasst etwa die Sanierung der Maifeldtribünen sowie den Bau von Ausstellungsflächen für das Sportmuseum […]

  3. […] dem Olympiapark im Charlottenburg-Wilmersdorfer Ortsteil Westend verfügt Berlin über ein weiteres bedeutendes Sportareal: das Sportforum Berlin im Ortsteil […]

Leave A Comment