Der Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem soll neu gestaltet werden, doch der geplante Abriss der Brücke zieht sich hin. Während Anwohner auf eine Verkehrsberuhigung hoffen, bleibt die Zukunft der Pfeiler ungewiss. Ein weiteres Verkehrsgutachten soll ihre zukünftige Verwendung klären – so scheint sich die Senatsverkehrsverwaltung eine Hintertür offen zu halten.

Der Abriss sollte eigentlich bereits laufen, soll nun aber erst im Frühjahr 2025 beginnen: die einstige Autobahnbrücke über dem Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Text: Björn Leffler

 

Das Thema Autobahn-Abriss am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem zieht sich mittlerweile wie ein zäher Kaugummi. Der Berliner Senat hatte den Abriss der maroden Autobahnbrücke am Breitenbachplatz im Juni dieses Jahres ausgeschrieben, ein zentraler Schritt zur Umgestaltung des Quartiers im Steglitz-Zehlendorfer Ortsteil Dahlem. Die Brücke, die aus den 1970er Jahren stammt, ist stark sanierungsbedürftig, weshalb die Bauarbeiten im Winter 2024 beginnen und etwa zwei Jahre dauern sollten – eigentlich.

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf etwa 13 Millionen Euro. Im Zuge des Abrisses sollen die Stützpfeiler der Brücke zunächst erhalten bleiben, bis deren zukünftige Nutzung geklärt ist. Geprüft wird, ob sie beispielsweise als tragende Elemente für neue Strukturen verwendet werden können. Anwohner befürchten jedoch, dass die Pfeiler langfristig eine Grundlage für den Neubau einer Brücke bilden könnten, was den Verkehr in der Region erneut verstärken würde.

Autobahnbrücke am Breitenbachplatz: Abriss soll im Frühjahr 2025 beginnen

Die Anwohner setzen sich seit Jahren für eine Rückgewinnung des Platzes als Ort für Fußgänger und Naherholung ein, was ohne die Brücke deutlich einfacher zu realisieren wäre. Die Senatsverwaltung versichert, während der Bauarbeiten Maßnahmen zum Schutz vor Lärm, Staub und Erschütterungen zu ergreifen, um die Belastungen für Anwohner so gering wie möglich zu halten.

Das Projekt ist Teil eines größeren Plans, die Lebensqualität und Urbanität im Stadtraum zu verbessern. Es steht jedoch auch Kritik im Raum, da einige Bürger eine klare Zusicherung verlangen, dass keine neue Brücke entstehen wird. Der Abriss wird als Chance gesehen, die historische Bedeutung des Breitenbachplatzes wieder hervorzuheben und ihn als sozialen Treffpunkt neu zu beleben. Gleichzeitig bleibt die Zukunft des Verkehrs in der Region ein hoch umstrittenes Thema.

Berlin-Dahlem: 24 Monate für den Rückbau von 10.000 Kubikmetern Asphalt

Doch wer den Breitenbachplatz derzeit besucht, kann von beginnenden Bauarbeiten nichts erkennen. Nun kam auch die offizielle Bestätigung der Senatsverkehrsverwaltung, dass das Projekt zeitlich nach hinten verschoben wurde, wie kürzlich Der Tagesspiegel berichtete. Der Abriss der Autobahnbrücke verzögert sich auf das Frühjahr 2025, wie der Senat auf Anfrage mitteilte. Die beauftragte Baufirma plant, den Rückbau von 10.000 Kubikmetern Asphalt und 7200 Kubikmetern Beton in 24 Monaten abzuschließen.

Gleichzeitig soll auch die Sanierung des angrenzenden Autobahntunnels starten. Beide Projekte sind finanziert und wurden von den Sparmaßnahmen der Koalition aus CDU und SPD nicht betroffen – Einsparungen treffen ausschließlich den ÖPNV, Rad- und Fußverkehr.

Die Brücke wurde bereits im April 2023 gesperrt, nachdem der Tunnel aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde. Es fehlen Brandschutzmaßnahmen, Notrufmöglichkeiten und Sperrschranken, was die Nutzung unmöglich macht. Obwohl der Abriss schon länger diskutiert wurde, wurde die Entscheidung 2023 durch die Tunnelsperrung beschleunigt. Nur der marode Überbau der Brücke wird allerdings entfernt, die Pfeiler bleiben vorerst erhalten.

Warum lässt der Berliner Senat die Brückenpfeiler stehen? Ist ein neuer Autobahnbau eine Option?

Ein Verkehrsgutachten soll klären, ob die Brücke langfristig überflüssig ist. Die Bezirksverordnetenversammlung hat aber immerhin beschlossen, die Pfeiler vorübergehend künstlerisch zu gestalten, um das graue Betonbild zu verschönern. Nach dem großen Wurf klingt das nicht. Wann das entsprechende Verkehrsgutachten fertig sein soll, ist bislang nicht bekannt. So drängt sich das Gefühl auf, dass sich die mittlerweile CDU-geführte Verkehrsverwaltung eine Hintertür offen hält, um einen möglichen Neubau der Autobahnbrücke zumindest nicht unmöglich zu machen.

Denn wozu sonst sollte man die eigentlich nutzlosen Pfeiler stehen lassen? Das letzte Wort am Breitscheidplatz scheint noch lange nicht gesprochen zu sein. Anwohnerinnen und Anwohner werden sich darauf einstellen müssen, in den kommenden Jahren mit einem unschönen Provisorium Vorlieb zu nehmen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Wikipedia, RBB, Patzschke Planungsgesellschaft mbH, Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg