Auf dem ehemaligen Güterbahnhof an der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg möchte ein Investor gern Wohnungen errichten. Der Bezirk würde an dieser Stelle aber lieber eine Schule bauen. Der anhaltende Disput soll nun endlich beigelegt werden.
Text: Stephanie Engler
Zur Zukunft des ehemaligen Güterbahnhofs in der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg soll endlich eine Entscheidung gefällt werden. Der Disput zwischen dem Bezirksamt Pankow und dem Investor Christian Gérôme soll dafür beigelet werden. Ob eine neue Schule oder ein neues Wohnquartier auf dem Areal errichtet wird, soll in einer Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung entschieden werden.
Bei dem Versuch, den geplanten Bau von 500 Wohnungen durch den Investor Christian Gérôme zu sperren, sind Die Linke und die SPD kürzlich gescheitert. In besagter Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung soll ein neuer und wahrscheinlich letzter Anlauf unternommen werden, das Wohnungsbauprojekt abzuwehren. Die Sondersitzung wurde auf Antrag des Bezirksamts Pankow einberufen, welches seinerseits einen Schulnotstand befürchtet, sobald das Areal für den Wohnungsbau freigegeben wird.
Ernst-Thälmann-Park: Wohnungsprojekt oder Schulneubau?
Laut Baustadträtin Rona Tietje ginge es um ein Votum für den Erhalt einer Veränderungssperre für das Grundstück zwischen S-Bahnhof Greifswalder Straße und Thälmannpark. Sollte die Sperre aufgehoben werden, könne der Investor sein Bauvorhaben in die Tat umsetzen – ohne eine weitere Möglichkeit für das Bezirksamt Pankow, direkt einzugreifen.
Christian Gérôme will das historische Bahnhofsgebäude des Güterbahnhofs nach eigener Aussage bewahren. Er plant, das Gebäude als Eventlocation zu erhalten. Den Thälmannpark in Prenzlauer Berg will er um rund 500 Wohnungen erweitern.
Der Bezirk befürchtet einen drohenden Schulnotstand
Sowohl Tietje als auch die rot-rote Zählgemeinschaft in Pankow betonen den dringenden Bedarf an neuen Schulplätzen und eines neuen Gymnasiums. Das Areal soll dazu dienen, den drohenden Schulnotstand zu verhindern. Daher kam das Scheitern des ursprünglichen Sperr-Antrags in der Bezirksverordnetenversammlung Anfang Mai recht unerwartet.
Denn Grüne, CDU, FDP und AfD stimmten überraschend gegen den Antrag. Nach einer ersten Abstimmung im Pankower Bauausschuss wurde eine Stimmenthaltung der Parteien erwartet.
Uneinigkeit der politischen Parteien über die Zukunft des Güterbahnhofs
Beide Reaktionen auf den Sperr-Antrag bedeuten verschiedene Ausgänge: So kann Gérôme bei einem Nein sein Bauprojekt am Thälmannpark durchsetzen – wahrscheinlich sogar mit Hochhäusern. Bei einer Stimmenthaltung würde die Sperre bestehen bleiben.
Somit würde es jedoch auch zu einer Verlängerung der mittlerweile bereits zehnjährigen Auseinandersetzung kommen. Der derzeitige Stand ist, dass die bisherige Sperre zum Juni ausläuft und künftige Bauanträge Gérômes anschließend nicht mehr gestoppt werden können.
Bausperre soll Grundlage für Verhandlungen sein
Tietje sieht die Sperre als Möglichkeit, um mit Gérôme verhandeln zu können. Sie würde diese letzte Chance gern ergreifen, um das Wohnprojekt zu verhindern und die Schulplanung Pankows voranzutreiben. Gérôme hingegen betont, dass seine Pläne mit dem Bau einer Schule durchaus vereinbar wären. Denn östlich der DDR-Siedlung am Thälmannpark wäre für weitere Hochhäuser und flachere Bauten ausreichend Platz.
Die Baustadträtin sieht die Möglichkeit zu einem Kompromiss nur, wenn die Sperre genehmigt wird. Ohne sie würde der Investor seine Anträge genehmigt bekommen, so wie sie gestellt wurden. Die Bausperre soll daher für eine bessere Verhandlungsposition des Bezirks gegenüber dem Bauherrn sorgen.
Die Grünen bleiben bei ihrem Votum gegen den Sperrantrag
In der Sondersitzung setzt die SPD ihre Hoffnungen noch einmal in die Grünen, die Anfang Mai gegen die Sperre und somit für das Wohnprojekt gestimmt hatten. Sie befürchtet, dass die Situation um den Schulmangel im Bezirk nicht genau bedacht wurde und bekannt ist.
Doch die Grünen stehen zu ihrem Nein. So sagte schon am Montag Fraktionschefin Hannah Wettig, dass die Grünen nicht anders entscheiden würden. Dem Bezirk ist zu wünschen, dass die Auseinandersetzung zeitnah beigelegt werden kann und dass am Ende ein Projekt entsteht, welches beide Anforderungen erfüllt: Neue Schul- und Wohnflächen.
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2. November 2024