In der kommenden Woche beginnt der Abriss des Cantianstadions in Prenzlauer Berg. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark kritisiert die aus ihrer Sicht zu massive Planung für die Neubebauung des Areals – und hat nun eigene Visualisierungen veröffentlicht, um die tatsächlichen Maßstäbe des Bauprojekts sichtbar zu machen.

Zu massiv? So sollen die Neubaupläne im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark aussehen, die auf dem Gelände in den kommenden Jahren geplant sind. / © Visualisierung: Bürgerinitiative Jahnsportpark

© Visualisierungen: Bürgerinitiative Jahnsportpark
Text: Björn Leffler

 

In der kommenden Woche, ab dem 7. Oktober, soll der Abriss des Cantianstadions im Jahnsportpark beginnen, wie wir in der vergangenen Woche berichtet haben. Mit dem Abriss des Stadions wird der Kiez zwischen Mauerpark und Schönhauser Allee eine der ikonischsten Sportstätten Berlins verlieren, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten von vielen Berliner Profi- und Amateurmannschaften genutzt wurde.

Kürzlich berichteten wir darüber, dass Anwohner und Bürgerinitiativen sich für einen teilweisen Erhalt des bestehenden Stadions einsetzen. Zuvorderst steht hier die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die vor einigen Tagen noch einmal gegen den geplanten Stadion-Abriss demonstrierte.

Bürgerinitiative Jahnsportpark kritisiert die zu massive Planung für den neuen Jahnsportpark

Die Initiative hält den Komplettneubau eines Stadions mit 20.000 Plätzen für überflüssig. Stattdessen könne das bestehende Gebäude durch die Erneuerung der Tribünen zeitgemäßer und barrierefreier gestaltet werden. Zudem würde der Erhalt des Kernstücks natürliche Ressourcen schonen. Der aktuelle Bau sei zudem gut in den Schuttwall integriert und somit platzsparender.

Unter der Leitung von Friedrich Tuczek von der Fachhochschule Erfurt hatten Architekten und Kulturhistoriker sogar noch eilig eine Petition gestartet. Tuczek kritisiert den Berliner Senat und meint, der geplante Abriss würde ein einzigartiges Denkmal der „Ostmoderne“ zerstören.

Bisherige Visualisierungen würden nicht den realistischen Projektplan zeigen, so die Initiative

Zudem kritisiert die Initiative, dass im Zuge der Projektanbahnung in der Öffentlichkeit nur Abbildungen publiziert wurden, die keinen realistischen Gesamteindruck von den Gebäuden vermitteln würden, die auf dem Gelände des Sportparks errichtet werden sollen. Aus Sicht der Initiative stellt dies einen großen Nachteil dar, denn auf diese Weise würden Bürger, die nicht über das notwendige Fachwissen verfügen, Informationen bezüglich der zulässigen Volumina der Baukörper vorenthalten – so die Meinung der Initiative.

Daher haben die Initiatoren kurzerhand eigene Visualisierungen erstellt, um zu verdeutlichen, wie massiv die Bebauung des zukünftigen Areals wäre, wenn die Pläne wie geplant umgesetzt werden. Die Bürgerinitiative möchte damit anschaulich machen, wie gravierend die Eingriffe in die Parklandschaft des Jahnsportparks wären.

Prenzlauer Berg: „Gravierende Eingriffe in die Parklandschaft des Jahnsportpark“

Infolge der Baumaßnahmen würden die mit klaren Sichtachsen großzügig gestaltete, weitläufige Parklandschaft „durch überdimensionierte und die umliegenden Gebäude überragende Baukörper entstellt„, wie es in einer Erklärung der Gruppe heißt. So besteht die Befürchtung, dass die bisherige Weite, Eleganz und Großzügigkeit des Sportparks straßenartigen Betonschluchten weichen sollen, auch Grünflächen sollen durch Versiegelung ersetzt werden.

Wir sind der Meinung, dass die Bürger*innen ein Anrecht darauf haben, sich eine realistische Vorstellung von den geplanten Baumaßnahmen zu machen, und es würde uns freuen, wenn Sie die Bilder im Sinne eines Beitrags zur Öffentlichkeitbeteiligung publizieren würden,“ sagt Aleksandra Kwasnik von der Bürgerinitiative Jahnsportpark.

Die Senatsverwaltung hält derweil am gültigen Abrissplan fest: „Es ist beabsichtigt, den Rückbau des bestehenden Stadiongebäudes in der KW 41 zu beginnen„, teilte das Stadtentwicklungsressort auf eine Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Die Linke) mit. Laut Senatsbauverwaltung sind die Firmen bereits mit dem Abriss beauftragt, der grobe Plan steht – so berichtet es jedenfalls Der Tagesspiegel. Zuerst soll der hochbauliche Rückbau erfolgen, danach der Rückbau des Stadionwalls am Mauerpark, auf dem die denkmalgeschützte Hinterlandmauer steht. Die genauen Abrisszeiträume sind allerdings noch nicht festgelegt.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Bürgerinitiative Jahnsportpark

© Visualisierung: Bürgerinitiative Jahnsportpark

 

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, Berliner Morgenpost, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport

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  1. […] Quelle: Entwicklungsstadt Berlin […]

  2. […] gibt es zahlreiche Gegner des Abrisses. Allen voran die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die sich mit Demonstrationen und Petitionen gegen den Komplettabriss wehrt. Sie plädiert für den Erhalt des bestehenden Stadions und eine Modernisierung. Die Initiative […]

  3. […] gibt es zahlreiche Gegner des Abrisses. Allen voran die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die sich mit Demonstrationen und Petitionen gegen den Komplettabriss wehrt. Sie plädiert für den Erhalt des bestehenden Stadions und eine Modernisierung. Die Initiative […]

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