Berlin benötigt, wie viele andere Städte auch, dringend alternative Energiequellen. Der Chef der Investitionsbank Berlin, Hinrich Holm, schlägt daher die Nutzung der landeseigenen Bahntrassen zum Aufstellen von Solarpanelen vor.
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Text: Björn Leffler
Die derzeitige Energie- und Gaskrise birgt nach Ansicht von Hinrich Holm, Chef der Berliner Investitionsbank, große Gefahren, auf die der Berliner Senat zügig eingehen sollte. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost äußerte sich Hinrich zu den Gefahren, die vor allem durch die Gasknappheit entstehen könnten.
So befürchtet Hinrich, dass die Zahl der Firmeninsolvenzen stark ansteigen könnte, sogar stärker als während der akuten Phase der Corona-Pandemie. Das könne vor allem damit zusammenhängen, dass die Menschen vor allem bei Kultur-, Gastronomie- und Freizeitangeboten sparen.
Energiekrise könnte zu vermehrten Firmeninsolvenzen führen
Aber auch die hohen Energiepreise stellen viele Firmen vor große Probleme. Um dem entgegenzutreten schlägt der IBB-Chef eine offensive Herangehensweise vor, anstatt auf Hilfe des Bundes oder anderer Partner zu warten.
So sagt er: “Wir können künftig nicht mehr darauf setzen, dass Strom und Gas schon irgendwo herkommen werden. Wir brauchen stattdessen integrierte und vernetzte Lösungen in der Stadt. Dafür wird ein großer Umbau nötig sein (…).”
Solaranlagen auf Hausdächern oder entlang der Bahntrassen?
Konkret schlägt Hinrich dabei die Errichtung großflächiger Solaranlagen auf landeseigenen Flächen vor, was bislang kaum oder gar nicht in Betracht gezogen wurde, wobei es bereits Vorreiter gibt. So wurde beispielsweise das Dach des landeseigenen Olympiastadions unlängst mit einer Photovoltaik-Anlage versehen. Das Projekt ist kein Einzelfall.
Da der Bau von Windrädern innerhalb des Berliner Stadtgebiets nicht oder nur in wenigen Ausnahmen möglich ist und naheliegende Bundesländer wie Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern den erzeugten Strom eher selbst nutzen oder nur teuer weiterverkaufen werden, sollte Berlin nach Hinrichs Ansicht auf die Solarenergie setzen.
“Wir haben Freiflächen entlang von öffentlichen Trassen der S-Bahn. Wir haben auf den zwei ehemaligen Flughafengebäuden große Dachflächen in der Stadt. Das wären Liegenschaften in einer Gewichtsklasse, mit der man über Solaranlagen wohl in einer dreistelligen Megawattzahl Strom erzeugen könnte. (…)”
CDU schlug schon 2020 Solardächer über der Stadtautobahn vor
Solaranlagen auf Häuserdächern und entlang der Berliner S-Bahn- und Bahntrassen könnten für Berlin also eine sinnvolle und umsetzbare Option sein. Wenn man das Thema weiterdenkt, gibt es sicher noch weitere, potenzielle Nutzflächen für Solaranlagen in Berlin.
Die Idee ist natürlich nicht gänzlich neu. Schon im Oktober 2020 berichteten wir über den Vorstoß der Berliner CDU, die über der Berliner Stadtautobahn Solardächer errichten wollte. Vielleicht ein Thema, welches jetzt wieder an Brisanz gewinnt.
Riesige Solarpaneele sollen demnach auf Stelzen befestigt werden und die Autobahn wie ein Dach überspannen. Umgesetzt wurde eine solche Idee bislang in Deutschland noch nicht, allerdings gibt es bereits konkretere Planungen in der Schweiz und Österreich.
Stromerzeugung: Berlin muss zum Akteur in der Energiekrise werden
Der Vorschlag hätte womöglich weitere Vorteile. Die Straßen selbst würden weniger unter Witterungseinflüssen leiden. Allerdings müssten die Solardächer regelmäßig gereinigt und sicher auch erneuert werden. Der Ausfall beschädigter Paneele müsste kompensiert werden. Dies wäre auch bei der Anbringung von Solarpanelen entlang der Bahntrassen der Fall und müsste entsprechend eingeplant werden.
Denkbar ist ebenfalls, eine solche Photovoltaik-Anlage nicht nur auf einem Dach über der Autobahn, sondern auch an den bereits bestehenden Schallschutzwänden anzubringen. Hierfür gibt es sogar schon ein Vorbild im Praxiseinsatz, da eine solche Anlage bereits 2019 an der A3 bei Aschaffenburg installiert wurde.
Vorbilder für eine klimafreundliche Energiegewinnung gibt es also bereits. Nun ist Berlin am Zug, in der aktuellen Energiekrise zum Akteur zu werden, anstatt auf eine Besserung der Energiekrise zu hoffen. Denn das könnte noch sehr lange dauern.
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2. November 2024