Für die Entwicklung des “Luisenblock Ost” genannten Areals zwischen Schiffbauerdamm und Stadtbahntrasse in Berlin-Mitte wurde nun ein erster Teilwettbewerb entschieden. Geplant ist ein Gebäudeensemble in Holzhybridbauweise, welches das “Band des Bundes” fortführt.
© Visualisierungen und Fotos: Atelier Kempe Thill Thörner Kaczmarek
Text: Björn Leffler
Es ist eines der zähesten Stadtentwicklungsprojekte im Zentrum Berlins: Die Entwicklung des “Luisenblock”-Areals. Das Gelände liegt zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße, dem Schiffbauerdamm, der Luisenstraße und der Stadtbahntrasse.
Nachdem es für die Realisierung des preisgekrönten, aber zugleich umstrittenen Entwurfs des Architekturbüros Kusus und Kusus keine politische Mehrheit gegeben hatte, wurde das Bebauungsplanverfahren im Jahr 2020 gestoppt. Die beteiligten Projektparteien, das Land Berlin und der Bund, konnten mit dem Entwurf kein zustimmungsfähiges Konzept präsentieren.
“Luisenblock”: Erster Wettbewerb wurde bereits 2009 entschieden
Das Architekturbüro Kusus und Kusus hatte bereits 2009 eine bauliche Fortführung des von Axel Schultes entworfenen und bis Anfang der 2000er Jahre realisierten “Band des Bundes” konzipiert, der das “Luisenblock”-Areal fast vollständig ausgefüllt hätte.
Der Entwurf des Büros stand seit Jahren in der Kritik, weil denkmalgeschützte Gebäude verschwinden und ein historischer Büro-Altbau am Schiffbauerdamm 19 abgerissen werden sollten. Die Gewerkschaft Verdi als Haus-Eigentümerin hatte sich vehement gegen eine Umsetzung dieses Entwurfs gewehrt.
Nach jahrelangen Diskussionen wurde ein Kompromiss gefunden
Im Laufe des Jahres 2021 hatten sich die Projektbeteiligten dem Thema noch einmal gewidmet und schließlich einen mehrheitsfähigen Kompromiss ausgearbeitet. Diese Initiative ging dem Vernehmen nach vom damaligen Vorsitzenden der Baukommission des Bundestages, Wolfgang Kubicki (FDP), aus. Die Komplexität bei der Planung des Areals ergibt sich aus der Vielzahl der jeweiligen Grundstückseigentümer.
“Luisenblock Ost”: Erster Teilwettbewerb ist entschieden
Nun hat das verantwortliche Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mittgeteilt, dass ein erster Teilwettbewerb für die Gestaltung des “Luisenblock Ost I” genannten Areals entschieden worden ist.
Das zu bebauende Gelände umfasst einen Bereich von rund 15.500 Quadratmetern und ist durch die Luisenstraße im Westen, die Stadtbahn im Norden, den Schiffbauerdamm im Süden sowie durch zwei denkmalgeschützte Bestandsbauten im Osten begrenzt.
Denkmalgeschützte Gebäude sollen einbezogen werden
Hier soll unter Einbeziehung der denkmalgeschützten Gebäude ein Neubaukomplex für die parlamentarische Nutzung mit Ausschusssitzungssälen und Büroflächen sowie unter anderem mit einem Rechenzentrum, Logistikbereichen, Magazinen und Gastronomie entstehen.
Der erstplatzierte Entwurf des Büros Atelier Kempe Thill Thörner Kaczmarek sieht einen Kopfbau am Schiffbauerdamm vor, der sich an der Höhenentwicklung und den Proportionen der Bauten des „Band des Bundes“ orientiert und laut Preisgericht einen gelungenen Abschluss für die städtebauliche Situation findet.
Öffentlicher Freibereich an der Spree soll entstehen
Respektvoll soll der Vorbereich zum historischen Kesselhaus freigehalten werden. So soll künftig ein großer, zur Spree orientierter öffentlicher Freibereich entstehen, zu dem sich der Hauptzugang orientiert und der bei Bedarf auch als Außenbereich für die Gastronomie genutzt werden kann.
Dies soll für eine Belebung des Stadtraums sorgen und damit einen wichtigen Übergang zu der perspektivischen städtebaulichen Entwicklung auf dem östlichen Teil des Luisenblocks Ost bilden, wo eine Mischung aus Büro-, Gewerbe- und Wohnflächen entstehen soll.
Siegerentwurf nimmt Architektur des “Band des Bundes” auf
Die Jury unterstrich die besondere Qualität des geplanten Kopfbaus mit seinen großen zweigeschossigen Stadtloggien, die den Ausschusssitzungssälen vorgelagert sein sollen.
Der Entwurf nimmt sowohl architektonische Prinzipien aus den Bauten des „Band des Bundes“ auf, wie auch die Materialität der historischen Industriebauten. So gelinge eine große architektonische Vermittlungsleistung an einem Ort, der bislang keine eindeutige Prägung habe.
Bauprojekt soll ressourcenschonend und nachhaltig realisiert werden
Die Auslobung des Realisierungswettbewerbs setzte hohe Anforderungen an eine nachhaltige und ressourceneffiziente Planung und Umsetzung des Neubauvorhabens. Soweit möglich und mit der vorgesehenen Nutzung vereinbar, soll nach dem Lowtech-Prinzip geplant werden, wie es offiziell heißt.
Dabei sollen vor allem robuste, wartungsarme und einfache bauliche Lösungen gegenüber komplexen technischen Lösungen den Vorzug erhalten. Für den östlich angrenzenden “Luisenblock Ost II” soll ein separates städtebauliches Wettbewerbsverfahren durchgeführt werden.
Berliner Senat plant Bebauung des Areals “Luisenblock Ost II”
Verantwortlich hierfür ist allerdings nicht der Bund, sondern der Berliner Senat. Dessen Ergebnis soll dann die Grundlage für ein anschließendes Bebauungsplanverfahren bilden. Die Terminplanung hierfür ist derzeit in Abstimmung.
Das Land Berlin legt in seinen Planungen Wert auf Wegeverbindungen durch den Block bis zu den Hochbahn-Arkaden. Zudem soll es belebte Erdgeschosse, bezahlbaren Wohnraum und Platz für Gewerbeflächen geben, um einen reinen Behördenstandort zu vermeiden.
Erst nach erfolgreichem Abschluss des zweiten Planverfahrens wird es auch einen Zeitplan für die Bebauung des gesamten “Luisenblock Ost” geben. Der Bund geht laut Tagesspiegel von einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro für das Großprojekt aus.
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Quellen: Atelier Kempe Thill Thörner Kaczmarek, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin Bauboom, Architektur Urbanistik Berlin
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2. November 2024
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