Obwohl Berlin die Olympischen Spiele 2000 nicht erhielt, entstanden mit der Max-Schmeling-Halle und dem Velodrom zwei architektonisch und funktional bemerkenswerte Veranstaltungsstätten. Ursprünglich für den Box- und Radsport geplant, entwickelten sie sich zu bedeutenden Mehrzweckhallen, die heute das kulturelle und sportliche Leben der Stadt prägen.
© Fotos: Velomax / Wikimedia Commons
Nach dem Mauerfall bewarb sich Berlin als Gastgeberstadt für die Olympischen Sommerspiele 2000. Die Bewerbung war ein Symbol für die neue, vereinte Hauptstadt und sollte die Stadt international als Sportmetropole etablieren. Zu den geplanten Bauprojekten gehörten mehrere Sportstätten, darunter eine große Mehrzweckhalle auf dem heutigen Gelände des Bundesnachrichtendienstes sowie die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom.
Doch im September 1993 entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC) zugunsten von Sydney. Während einige der geplanten Bauten nie realisiert wurden, setzte Berlin den Bau der bereits begonnenen Sportstätten fort. Die Herausforderung bestand darin, die ursprünglich auf spezifische Wettkämpfe ausgerichteten Konzepte so anzupassen, dass sie langfristig als vielseitige Veranstaltungsorte genutzt werden konnten.
Max-Schmeling-Halle Berlin: Von der Olympia-Idee zur Event-Location
Geschichte, Bau und Entwicklung
Die Max-Schmeling-Halle liegt im Stadtteil Prenzlauer Berg und grenzt an den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sowie den Mauerpark. Ihr Standort war einst ein Trümmerberg aus den Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs. Die Einbindung in die Umgebung spielte in der Architektur eine zentrale Rolle, sodass ein Großteil des Gebäudes in den Boden eingelassen wurde.
So wurde die Halle zwischen 1994 und 1996 nach Plänen der Architekten Jörg Joppien, Albert Dietz und Anett-Maud Joppien errichtet. Sie war ursprünglich als zentrale Boxsporthalle für Olympia konzipiert und wurde nach dem deutschen Schwergewichtsboxer Max Schmeling benannt. Doch mit dem Scheitern der Bewerbung erfolgte eine Umplanung: Statt einer spezialisierten Wettkampfstätte entstand eine moderne Mehrzweckarena.
Nachhaltigkeit und Architektur der Max-Schmeling-Halle
Ein markantes Merkmal der Max-Schmeling-Halle ist zudem ihr begrüntes, begehbares Dach, das die ursprüngliche Geländetopografie nachzeichnet. Es dient als ökologische Brücke zwischen den angrenzenden Stadtteilen und fördert die nachhaltige Stadtentwicklung. Ergänzend dazu wurde eine der größten Photovoltaikanlagen auf einem öffentlichen Gebäude Berlins installiert. Sie erzeugt jährlich rund 220 Megawattstunden Strom und spart damit etwa 220 Tonnen CO₂ ein.
Die transparente Nordfassade der Halle öffnet sich zum Falkplatz, während das 108 × 86 Meter große, leicht gewölbte Stahldach auf minimierten Stahlstützen ruht. Im Inneren befinden sich neben der Hauptarena mehrere Sporthallen, ein Tanzsaal sowie eine VIP-Lounge. Die Gesamtarchitektur vereint Funktionalität mit Ästhetik und wurde 2002 mit der Goldmedaille des internationalen Architekturpreises für Sportstätten ausgezeichnet.
Max-Schmeling-Halle heute: Sport, Konzerte und Großevents
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1996 hat sich die Max-Schmeling-Halle als bedeutender Veranstaltungsort etabliert. Sie dient als Heimspielstätte für die Handballmannschaft Füchse Berlin und das Volleyball-Team Berlin Recycling Volleys. Auch das Landesleistungszentrum Tanzsport nutzt die Räumlichkeiten regelmäßig.
Neben Sportveranstaltungen beherbergt die Halle Konzerte internationaler Künstlerinnen und Künstler sowie Fernsehshows. Je nach Bestuhlung bietet sie Platz für bis zu 8.553 Zuschauende bei Sportevents und maximal 11.900 Besuchende bei Konzerten. Damit zählt sie zu den größten Veranstaltungshallen Berlins und ist nach der Uber Arena und dem Velodrom die drittgrößte ihrer Art.
Velodrom Berlin: Architektonisches Meisterwerk für Sport und Events
Konstruktion, Baugeschichte und architektonische Highlights
Parallel zur Max-Schmeling-Halle entstand das Velodrom, das von dem französischen Architekten Dominique Perrault entworfen wurde. Auch dieses Bauwerk war ursprünglich für die Olympischen Spiele vorgesehen und sollte als Austragungsort für den Bahnradsport dienen.
Daher zeichnet sich auch das Velodrom durch eine außergewöhnliche Bauweise aus: Es ist fast vollständig in das Gelände eingelassen, sodass lediglich das flache Stahldach mit einem Durchmesser von 142 Metern sichtbar ist. Die Halle ist damit eine der größten freitragenden Dachkonstruktionen Europas. Die Idee hinter der versenkten Architektur war nicht nur ästhetisch motiviert, sondern diente auch der Lärmminderung und Energieeffizienz.
Velodrom Berlin heute: Radsport, Konzerte und mehr
Das Velodrom ist bis heute eine der wichtigsten Radrennbahnen Deutschlands. Jährlich findet hier das traditionsreiche Berliner Sechstagerennen statt, das seit über 100 Jahren fester Bestandteil des Radsportkalenders ist. Die 250 Meter lange Bahn aus sibirischer Fichte wurde speziell für Hochgeschwindigkeitsrennen konstruiert und entspricht den internationalen Standards des Weltradsportverbandes UCI.
Neben Radsportereignissen wird die Halle auch für andere Sportveranstaltungen wie Tischtennis, Eisschnelllauf und Kampfsport genutzt. Zudem ist sie eine begehrte Konzertlocation, in der bereits Künstler wie Depeche Mode, Bruce Springsteen und Robbie Williams aufgetreten sind. Mit einer Kapazität von bis zu 12.000 Besuchenden zählt das Velodrom zu den größten Eventlocations der Stadt.
Berlins Sportstätten im Wandel
Von der Werner-Seelenbinder-Halle zum Velodrom
Berlin verfügt über eine lange Tradition großer Sport- und Veranstaltungshallen. Bereits in den 1950er-Jahren war die Werner-Seelenbinder-Halle, die sich auf dem heutigen Gelände des Velodroms befand, ein zentraler Austragungsort für Sport- und Kulturereignisse. Sie wurde 1950 eröffnet und diente nicht nur als Sportstätte, sondern auch als Veranstaltungsort für Parteitage und Konzerte. Mit einem Fassungsvermögen von rund 10.000 Besuchenden galt sie als eine der wichtigsten Mehrzweckhallen der DDR.
Nach der Wiedervereinigung wurde die Halle 1992 abgerissen, um Platz für das Velodrom zu schaffen, das als modernste Radsportarena Europas geplant war. Auch die Max-Schmeling-Halle steht in einer langen Tradition: Berlin war bereits seit den 1920er-Jahren eine Hochburg des Boxsports. So stehen sowohl das Velodrom als auch die Max-Schmeling-Halle in einer langen Reihe bedeutender Berliner Sportstätten und symbolisieren den Wandel der Stadt von der geteilten Metropole zur modernen Sport- und Eventhochburg.
Max-Schmeling-Halle & Velodrom: Erfolgreiches Erbe der Olympiabewerbung
Mehr als 25 Jahre nach ihrer Eröffnung sind die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom fester Bestandteil der Berliner Sport- und Kulturlandschaft. Beide Hallen haben ihre ursprünglich geplante Funktion längst hinter sich gelassen und sich als flexible, multifunktionale Veranstaltungsorte etabliert. Ihre Architektur gilt als richtungsweisend, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit.
Die erfolgreiche Neuausrichtung der Hallen zeigt, dass auch gescheiterte Großprojekte langfristig einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten können. Während die Max-Schmeling-Halle heute eine Heimat für Spitzen- und Breitensport sowie für Konzerte und Shows bietet, bleibt das Velodrom ein wichtiges Zentrum des internationalen Radsports und eine gefragte Event-Location. Die stetige Nutzung und Weiterentwicklung dieser Bauwerke machen sie zu einem nachhaltigen Erbe der Berliner Olympiabewerbung.

Innenansicht des Velodroms mit spektakulärer Deckenkonstruktion. / © Foto: Velomax / Wikimedia Commons
Quellen: offizielle Webseite der Max-Schmeling-Halle & des Velodroms, Berliner Senatsverwaltung für Sport, Architekturführer Berlin