Wie der wiederaufgebaute Molkenmarkt zu einem attraktiven und belebten Ort im Berliner Stadtzentrum werden soll, wurde in der letzten Sitzung des Berliner Baukollegiums diskutiert. Für die verantwortlichen Projektplaner will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung enge Vorgaben für die Gestaltung des zukünftigen Quartiers machen.
© Modell Titelbild: Bernd Albers Architekten
Text: Björn Leffler
Nach dem ohne Sieger beendeten Wettbewerb über den Wiederaufbau des Molkenmarktes arbeitet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung seit September 2022 an der Ausarbeitung eines gültigen Masterplans für das umfangreiche Bauvorhaben.
Demnach soll bei dem ambitionierten Stadtentwicklungsprojekt im historischen Zentrum Berlins ein gemischtes Quartier mit kulturellen Nutzungen, Wohnungen und ohne Autos entstehen. Das ist soweit erst einmal nicht neu, sondern der bekannte Projektstatus.
Molkenmarkt: 450 mietpreisgebundene Wohnungen sollen entstehen
Uneinigkeit herrschte in der Vergangenheit beim Senat jedoch offenbar noch über die Art und Weise der Umsetzung des zukünftigen, zentralen Wohnquartiers – und über die Wahl der Projektpartner.
Die Hälfte der neu entstehenden Wohnungen – bislang war hier stets eine Zahl von knapp 500 Wohnungen avisiert worden, nun sollen es wohl 450 werden – soll mietpreisgebunden sein.
DEGEWO und WBM sollen landeseigene Mietwohnungen realisieren
Dies bedeutet zugleich, dass diese mietpreisgebundenen Wohnungen durch landeseigene Wohnungsbauunternehmen errichtet werden sollen. Dies ist auch weiterhin der ausdrückliche Wunsch von Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD). Nach derzeitigem Stand sollen DEGEWO und WBM diese neuen Wohnungen errichten.
Der Planungsprozess, der inzwischen mehr als 20 Jahre andauert, hat in der Vergangenheit mehrere Hürden genommen, endete jedoch mit einem Wettbewerb, aus dem zwei siegreiche Entwürfe hervorgingen. Diese sollten schließlich Grundlage für die Entwicklung des Masterplans sein.
Berliner Baukollegium diskutierte über Zukunft des Molkenmarkts
In dieser Woche beschäftigte sich das Berliner Baukollegium mit dem Molkenmarkt-Wiederaufbau, denn durch die abgeschlossene Verlegung der Grunerstraße wurden mittlerweile längst die neuen, benötigten Flächen gewonnen.
“Wir haben am 5. Juni das Frankfurter Büro Mäckler Architekten mit der Erstellung des Gestaltungshandbuchs beauftragt“, informierte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt die Teilnehmer des Baukollegiums zu Beginn der Veranstaltung.
Kritiker fürchten hohe Kosten und mahnen wirtschaftliches Bauen an
Während die Senatsverwaltung also die Erstellung des Gestaltungshandbuchs beauftragt hat und inhaltlich begleitet, äußern sich Kritiker besorgt über mögliche hohe Kosten, die die Schaffung bezahlbaren Wohnraums gefährden könnten.
Die Initiative Offene Mitte Berlin fordert daher konsequent kostenbewusstes Bauen und wirtschaftlich umsetzbare Gebäude. Kahlfeldt betonte hingegen die Erwartungen an eine qualitativ hochwertige und effiziente Gebäudegestaltung. Die zwei bestehenden Fronten in diesem Entwicklungsprozess wurden bei dieser Auseinandersetzung wieder einmal deutlich.
Bis Ende des Jahres soll das Gestaltungshandbuch fertig sein
Das für die Gestaltung der künftigen Gebäude maßgebliche Gestaltungshandbuch soll bis Ende des Jahres entwickelt werden und detaillierte Vorgaben bis hin zu Werbung, Sonnenschutz und Animal-Aided Design (AAD) umfassen, das die Bedürfnisse stadtbewohnender Tiere in die Planung einbeziehen soll.
Der Senat möchte beim Molkenmarkt-Projekt aller Voraussicht nach also nichts dem Zufall überlassen – und macht klare Vorgaben für die verantwortlichen Projektplaner. Das Areal wurde in fünf Baufelder aufgeteilt, wobei WBM und DEGEWO auf zwei dieser Blöcke Wohnungen zu erschwinglichen Mieten errichten sollen – so der Plan.
Erste Architektur-Wettbewerbe ab 2025, möglicher Baubeginn ab 2026
Die ersten Architekturwettbewerbe sind für das Jahr 2025 geplant, mit dem Baubeginn der ersten Gebäude soll ab 2026 begonnen werden. Archäologische Funde sollen in sogenannten “archäologischen Fenstern” sichtbar bleiben.
Gleich mehrere Machbarkeitsstudien befassen sich derzeit mit offenen Fragen zu Archäologie, Mobilität, Energie und Regenwassernutzung. Die Wiederbelebung des Molkenmarkts stellt für den Berliner Senat durchaus eine komplexe städtebauliche Aufgabe dar, die sowohl kreative als auch wirtschaftliche Herausforderungen umfasst.
Wiederaufbau des Molkenmarkts: Komplexe städtebauliche Aufgabe
Durch die Kombination von Wohnraum, Gewerbe und Kultur sowie die Schaffung attraktiver öffentlicher Räume soll ein lebendiges Quartier entstehen, das dem historischen Ort gerecht wird und gleichzeitig den modernen Anforderungen der Stadtentwicklung entspricht.
Doch bislang ist das künftige Molkenmarkt-Areal für viele Berliner und Gäste quasi ein weißer Fleck. Sogar einen “toten Ort” nennt ihn Georg Raiser von der WBM am Montagnachmittag in der Sitzung des Baukollegiums.
Kein “Toter Ort”: Im neuen Quartier sollen attraktive Anziehungsorte entstehen
Attraktive Anziehungspunkte im neuen Quartier und einladende Stadtplätze sind laut Raiser notwendig, um den Molkenmarkt in den Köpfen der Menschen zu verankern und ihn zu einem beliebten Ziel zu machen: “Wir brauchen starke Magnete, die sich entlang des geplanten Kulturpfads durch das Quartier konzentrieren – und attraktive Freiflächen.”
Wie diese Anforderungen letztlich umgesetzt werden sollen, wird ab dem kommenden Jahr sichtbar werden, wenn die ersten Architekturwettbewerbe zum Quartier durchgeführt werden. Auf die Ergebnisse darf man sehr gespannt sein.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Baukollegium Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berliner Morgenpost, TAZ, Mäckler Architekten, Bernd Albers Architekten, Patzschke Architekten, Initiative Offene Mitte Berlin
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2. November 2024
Es nervt dass bei sämtlichen Projekten dieser Art immer die selben Architekten zum Zuge kommen. Das ist doch nichts anderes als Korruption und Vetternwirtschaft. Und das Projekt selbst ist auch ein Witz. Die Typische Berliner Einfallslosigkeit gepaart mit der absurden Idee die Vergangenheit des vorletzten Jahrhunderts alibimäßig wiederherstellen zu wollen. Und das Absurdeste daran ist, dass für solche belanglosen Ergebnisse jahrelang von den zuständigen Behörden sinnlos Verwaltungskapazitäten auf Kosten der Allgemeinheit verbrannt werden.
Marcel S. hat es schon geschrieben: Immer dieselben Architekten, die darüber hinaus auch noch sauteuer sind. Darüber hinaus zeigt sich an den Anforderungen des Senats, wie weltfremd das Stadtplanungsrecht geworden ist. Da sollen archäologische Funde in so genannten “archäologischen Fenstern” sichtbar bleiben. Das Molkenmarkt-Projekt umfasst Machbarkeitsstudien zu Archäologie, Mobilität, Energie und Regenwassernutzung. Und dann sollen preiswerte Wohnungen rauskommen!?! Das ist absurd! Die politische Ebene wie auch Stadtplaner und Architekten beweisen damit nur, wie völlig losgelöst sie in einer woken Blase vor sich hin mäandern! Georg Reiser bezeichnet den Molkenmarkt-Bereich als “toten” Ort! Völlig irre Aussage! Natürlich ist das ein toter Ort, weil da noch nichts steht – plattgewalzte Ödnisfläche – was soll das anderes als ein “toter” Ort sein? Die gesamte Stadtplanung steckt in einem Dilemma. Auch am Molkenmarkt werden weitere Geschäftsflächen geschaffen – die keiner braucht, allenthalben ist zunehmender Leerstand zu beklagten. Kein Wunder, wenn ich mit irrwitzigen Steuer- und Abgabenlasten den Menschen das Konsumieren verunmögliche, darf man sich darüber nicht wundern. Das Internet tut ein Übriges, da muss man sich nicht mit der Unerreichbarkeit der Geschäfte herumschlagen. Wer in einer Flächenstadt wie Berlin den Autoverkehr aus der Stadt drängt, darf sich nicht wundern! Ach ja, ganz vergessen: In dem Areal soll auch noch das “Animal-Aided Design” beachtet werden. Jenseits der Frage, weshalb es dafür schon wieder eines Anglizismus’ bedarf, führt das dann noch Mal zu einem kräftigen Preisaufschlag, die woke Blase mäandert weiter! Der Molkenmarkt wird ein toter Ort bleiben und zu einer Miniaturschlafstadt verkommen. Die Bebauung um den Alexanderplatz herum grenzt diesen hermetisch zu den umliegenden Bereichen ab. Um in das “kleine Viertel” Molkenmarkt zu gelangen, muss man die immer noch den Bereich zerschneidende Grunerstraße überwinden. Das wird es der Geschäftswelt schwer machen, allzumal sich diese inzwischen aus den üblichen Verdächtigen zusammensetzt: Drogerieketten, Modeketten, Fast-Food-Ketten … vielleicht findet sich auch einer der “seltenen” Barber-Shops! Nein: Berlin kann keine Stadtplanung, man wird auch am Molkenmarkt hoffnungslos scheitern!
@Böhme
grösstenteils Zustimmung, aber die Geschäftsflächen sind kein Fehler, auch wenn es mit Läden schwierig wird. Aber die gemischte Nutzung aus Arbeits- und Wohnflächen wie in der Gründerzeit ist prinzipiell schon richtig, vor allem weil hier im Zentrum eh niemand im EG wohnen will. Sonst wird es eine öde Wohngegend von der wir im Zentrum eh schon viel zu viel haben.