Berlins Straßenraum neu gedacht: Zehn renommierte Büros entwerfen zehn Berliner Straßen neu, zeigen visionäre Ideen für die Stadt von morgen und stellen dabei die Frage, wie eine klimagerechte Stadtgestaltung aussehen könnte. Das Büro Hilmer Sattler hat sich dabei die Müggelheimer Straße in der Altstadt Köpenick vorgenommen.
© Visualisierung Titelbild: Hilmer Sattler Architekten
Text: Björn Leffler
Berlin und seine Straßen – das war und ist in der Berliner Stadtentwicklung sozusagen ein Dauerbrenner und meist im Zentrum der Diskussionen um eine sinnvolle, klimagerechte Nutzung dieser Räume für die Stadt von morgen.
Diesem Thema widmet sich nun der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg aus Anlass seines 200. Geburtstags. Daher findet vom 5. September bis 30. November die Ausstellung „immer modern! Berlin und seine Straßen. 200 Jahre Architektur, Städtebau und Ingenieurbau für Berlin“ statt.
Berlins Straßen: Zehn Büros entwerfen Visionen für die Stadt von morgen
Dafür haben zehn namhafte Büros Visionen für zehn Berliner Straßen entworfen, die aufzeigen, wie der Straßenraum von morgen aussehen könnte. Bewusst sind hierbei aber prominente Verkehrsachsen wie Kurfürstendamm, Friedrichstraße oder Unter den Linden außen vor gelassen worden.
Bislang haben wir über ausgewählte Konzepte etwa über die Umgestaltung der Mollstraße oder das Hochhauskonzept für die Holzmarktstraße berichtet, beide Straßenräume befinden sich im östlichen Berliner Zentrum. Sehr viel weiter außen liegt der Stadtraum, den sich das Büro Hilmer Sattler Architekten für das Projekt ausgesucht hat.
Das Büro Hilmer Sattler Architekten widmet sich der Müggelheimer Straße in Köpenick
Hilmer Sattler haben sich für ihre städtebauliche Zukunftsvision die Müggelheimer Straße in der Köpenicker Altstadt ausgesucht, heute eine vierspurige Verkehrsader, die in den 1970er Jahren angelegt wurde und damit die historische Struktur zwischen der südlichen Köpenicker Altstadt und dem Schloss sowie dem östlich anschließenden Bereich bis zum Kietzer Graben komplett verändert hat.
Die Straße wurde zur Durchführung des Auto-, Bus- und Tramverkehrs angelegt und verbindet heute die neue Frauentrogbrücke und die Lange Brücke. Durch den Bau der Müggelheimer Straße wurde damals der südliche Uferbereich der Altstadt überformt und der Zusammenhang der historischen Stadtanlage sowie der Schlossinsel zerstört.
“Uferpark am Schloss”: Rückbau der Müggelheimer Straße zur Fuß- und Radfahrerverbindung
Ziel des für die Ausstellung “immer modern!” ausgearbeiteten Konzepts mit dem Titel “Uferpark am Schloss” ist es nach Aussage des Architektenteams, die Verkehrsachse Müggelheimer Straße zu einer Fuß- und Radfahrerverbindung zurückzubauen und einen Landschaftsraum mit vielfältigem Nutzungsangebot zu schaffen.
Dabei sollen Aktivitäts- und Ruheflächen, Blüh- und Liegewiesen, Baumgruppen sowie Bereiche für die Versickerung von Regenwasser entstehen. Außerdem schlagen Hilmer Sattler eine Art “bauliche Kante” vor, die sich an der Parzellierung der historischen Flurstücke orientieren soll.
Köpenicker Altstadt: Sitzstufen, Sandstrand, Steg und Pontons sollen am Ufer entstehen
Das Ufer soll mit Sitzstufen, Sandstrand, Steg und Pontons sowie mit natürlich belassenen Bereichen gestaltet werden. Dieser Vorschlag des Büros soll die heute unbefriedigende Situation an mehreren Stellen revidieren. Sowohl auf der südöstlichen Seite des Schloßplatzes als auch auf der nördlichen Seite des geplanten Uferparks soll es zu einer behutsamen, ergänzenden Bebauung mit Wohn- und Gewerbenutzungen kommen.
Die neu entstehenden Freiräume, der Platz und der Park, sollen von Fußgängern, Radfahrern und Umsteigern der Straßenbahn belebt werden. Der in Zukunft deutlich reduzierte Autoverkehr könnte demnach über die Grünstraße geführt werden. Im Uferbereich soll im Zuge des fiktionalen Umbaus ein “attraktiver Begegnungsort” für Erholung, Sport und Gastronomie entstehen: der oben bereits beschriebene Uferpark am Schloss.
In der Altstadt Köpenick startet 2025 ein umfangreiches Infrastrukturprojekt
Bevor in Treptow-Köpenick aber tatsächlich über eine Umgestaltung der Müggelheimer Straße diskutiert wird, steht vorerst ein ganz reales Verkehrsprojekt an. Denn die beliebte Altstadt im Südosten Berlins steht vor einem der größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahre. Die BVG und die Berliner Wasserbetriebe planen zwischen 2025 und 2027 gemeinsam umfangreiche Bauarbeiten zur Erneuerung und Modernisierung.
Im Zentrum dieses Projekts steht die Erneuerung der Straßenbahngleise und der Versorgungsnetze. Die alten Wasser- und Abwasserleitungen, die teils 90 Jahre alt sind, werden ausgetauscht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und mögliche Engpässe zu vermeiden. Insgesamt sollen rund 1.200 Meter Leitungen und Kanäle saniert werden, ein Teil davon in Bereichen, die direkt mit den Bauarbeiten der BVG verknüpft sind.
Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier:
Quellen: Hilmer Sattler Architekten, Ausstellung “immer modern!”, Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg, Berliner Wasserbetriebe
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2. November 2024
Hinsichtlich des Müggellheimer Damms:
Warum hat der Architekt die zwei Gleise für die Straßenbahn nicht mitgedacht? Wo sind die Fahrbahnen für Busse?
Wie stellt sich der Architekt den motorisierten Individualverkehr zwischen Friedrichshagen, Müggelheim und Wendenschloss einerseits und Adlershof, Schöneweide oder Grünau andererseits vor?
Das sieht eher nach einem Entwurf vor, der völlig ohne Berücksichtigung vorhandener und auch zukünftiger Mobilitätsbedürfnisse gedacht wurde…
Für Architekten muss es nur schön aussehen. Ob es praktisch ist, steht überhaupt nicht zur Debatte. Übrigens, die Bewohner der winzig kleinen Grünstraße werden hoch erfreut sein.
Reißbrettideen , fernab jeglicher Realität…..