Der geplante Umbau des Galeria-Gebäudes hin zu einem modernen Mix aus Kultur, Gastronomie und Handel zeigt, wie sich der Alexanderplatz in Berlin-Mitte zu einem lebendigen, zukunftsorientierten Zentrum entwickeln könnte. Sogar eine Ausweitung der ZLB-Flächen auf die Platzfläche wird derzeit geprüft.
© Visualisierungen: Commerz Real
Text: Björn Leffler
Schon in der vergangenen Woche hatten wir darüber berichtet, dass im heutigen Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin-Mitte zukünftig neue Mieter einziehen könnten – im Gespräch ist unter anderem der Einzug der Zentral- und Landesbibliothek. Commerz Real, Eigentümerin des Gebäudes, hatte die Immobilien am Alexanderplatz kurz vor der Signa-Pleite teuer gekauft und will das Hochhausprojekt, welches direkt am Kaufhof-Gebäude realisiert wird, wie geplant zu Ende bringen.
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten, soll das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz wohl bis Ende 2025 vorläufig schließen, damit das Gebäude ab 2026 umgebaut werden kann. Auf Anfrage von ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN bestätigte die Commerz Real diese Pläne – und betonte dabei, dass eine “nachhaltige und dauerhafte Einzelhandels-Lösung” für die Zeit nach dem Umbau gefunden werden soll.
Commerz Real strebt eine Mischnutzung im Galeria-Gebäude am Alexanderplatz an
Die derzeitige bauliche und technische Struktur des mehrere Jahrzehnte alten Gebäudes sei demnach weder räumlich für eine Mischnutzung ausgerichtet noch entspreche das Gebäude in seiner aktuellen Form den zukünftigen energetischen Anforderungen und den Anforderungen der EU-Taxonomie. Die Bauarbeiten beim Hochhaus daneben sollen dessen ungeachtet planmäßig weiterlaufen.
Zwei aktuelle Visualisierungen des künftig umgebauten Gebäudes zeigen eine Fassadengestaltung, die sowohl das Logo der Zentral- und Landesbibliothek als auch den Schriftzug des Kaufhauses Galeria zeigt. Eine zweite Grafik verdeutlicht, wie das Dach des umgebauten Gebäudes genutzt werden soll, mit gastronomischen Angeboten und begrünten Flächen.
Commerz Real in Gesprächen mit Galeria, BIM und Berliner Senat
Gerd Johannsen, Pressesprecher von Commerz Real, erläutert die Strategie des Immobilienentwicklers im östlichen Berliner Zentrum: “Wir sind wie berichtet mit Galeria im Gespräch, um eine nachhaltige und dauerhafte Einzelhandels-Lösung für die Zeit nach dem Umbau zu finden. Zudem sind wir sowohl mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH als auch dem Senat in Gesprächen über eine mögliche zukünftige Nutzung unseres Gebäudes sowohl von Galeria als auch der ZLB. Wir können uns beides gut vorstellen und sehen großes Potenzial für eine positive, von Kultur geprägte Entwicklung am Alexanderplatz.”
Der Verlust von Arbeitsplätzen soll dabei aber ausdrücklich vermieden werden. Daher soll gemeinsam mit dem Warenhaus-Konzern ein Einzelhandels-Konzept entwickelt werden, welches nicht nur kurzfristig, sondern für die kommenden 20 Jahre funktionieren soll. Gerade eine Mischnutzung sieht das Unternehmen als Arbeitsplatzgarant an.
Erhalt von Arbeitsplätzen: Commerz Real strebt innovatives Nutzungskonzept an
Das Projekt am Alexanderplatz soll sich also zu einem dynamischen Zentrum entwickeln, das Arbeit, Kultur und Shopping auf innovative Weise miteinander verbindet. Im Einklang mit der langfristigen Investmentstrategie setzt das Konzept von Commerz Real und hausInvest auf eine Mischnutzung des Gebäudekomplexes aus Warenhaus und Bürohochhaus.
Die traditionelle Warenhausnutzung soll dabei aber angesichts veränderter Shoppinggewohnheiten, verstärkt durch den Online-Handel, weiterentwickelt und durch kulturelle Angebote ergänzt werden, wie es heißt. Angesichts des sinkenden Bedarfs an großen Einzelhandelsflächen setzt das Fondsmanagement zunehmend auf verdichtete, hochwertige Nutzungsformate, die zur nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen sollen.
Galeria am Alexanderplatz: Einbindung einer Kultureinrichtung soll Publikumsstruktur positiv beeinflussen
Die Einbindung einer kulturellen Einrichtung, wie etwa der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), könnte die Besucherstruktur und die Atmosphäre am Alexanderplatz nachhaltig positiv beeinflussen. Die Pläne von Kultursenator Joe Chialo (CDU), die ZLB in einer zentralen Innenstadt-Immobilie zu bündeln und damit den seit Jahren gesuchten konsolidierten Standort zu realisieren, kommen damit ihrer Verwirklichung einen wichtigen Schritt näher.
Die Neugestaltung des Alexanderplatz-Komplexes ist aus Sicht der Commerz Real als zentraler Bestandteil einer umfassenden Vision für den gesamten Alexanderplatz konzipiert. Ziel sei es, den Ort stärker in das umliegende „Kulturband“ aus Humboldt Forum, Alte Münze, Marx-Engels Forum und Haus der Statistik einzubinden.
ZLB am Alexanderplatz in Berlin-Mitte: Ausweitung des Angebots auf die Platzfläche?
Es gibt sogar erste Überlegungen, das Angebot der ZLB auf den Platz auszuweiten. Diese werden laut Commerz Real als ein “vielversprechender Ansatz” gesehen, die Attraktivität und soziale Integration des Alexanderplatzes zu fördern und langfristig positive Impulse für das Umfeld zu setzen. Mit dem geplanten Umbau des heutigen reinen Warenhauses will die Commerz Real nach eigener Aussage auf die grundsätzliche Situation am Alexanderplatz einwirken, der heute fast ausschließlich von Einzelhandel geprägt ist.
Denn neben dem Galeria-Kaufhaus gibt es am und rund um den “Alex” noch zahlreiche weitere Shopping-Möglichkeiten: Das Einkaufszentrum “Alexa”, Saturn, Uniqlo, Rossmann, Footlocker, Primark, TK Maxx oder DM sind nur einige Einzelhandelsstandorte, die am Alexanderplatz angesiedelt sind. Die Reduzierung der Verkaufsflächen von Galeria am Alexanderplatz sollte daher wohl nicht zum Niedergang des Einzelhandels am Standort Alexanderplatz stilisiert werden. Vielmehr erscheint das derzeit verfolgte Konzept als durchaus vielversprechende Variante.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Commerz Real, Berliner Morgenpost, ECE Projektmanagement GmbH, DLE Land Development GmbH, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, GEWOBAG, Signa Real Estate, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Architektur Urbanistik Berlin, Immobilien Zeitung, Becken Development GmbH, Graft Architects, hausInvest
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6. November 2024
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Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es lustig: Die ZLB mäandert durch Berlin. Erst sollte die Galerie Lafayett für 600 Mio. € gekauft werden – woher auch immer das Geld bei der klammen Haushaltslage kommen sollte. Es war wohl auch eher eine Unterstützung des gegenwärtigen Eigentümers, der sich mit der Immobilie hoffnungslos verkauft hat, selbst wenn der Kaufpreis damals nur 333 Mio. betragen hatte. Aber die hohe Affinität der CDU zur Immobilienwirtschaft hätte dem gegenwärtigen Eigentümer eine schwere Last genommen und ihr gleichzeitig einen knackigen Gewinn beschert. Jetzt also soll die Commerzbank aus dem Berliner Haushalt gepäppelt werden! Die Stadt soll also künftig mit irrwitzigen Mietzinszahlungen der Bank die Fehlkalkulation am Alexanderplatz finanzieren. Dabei spielt es dann keine Rolle, dass der alte – und sehr gute – Standort weiter vorhanden ist. Ein Gebäude, dass unter Denkmalschutz steht, also weiter für viel Geld unterhalten werden muss – und kaum einen anderen Zweck als den einer Bibliothek erfüllen kann. Woher dann die Summe an Geld für die irrwitzigen Mietzinszahlungen an die Commerzbank und die Unterhaltszahlungen für die bisherige Amerikagedenkbibliothek kommen soll … keiner weiß es! Und nicht nur das: Auch wenn man das bisherige Gebäude nicht mehr für die ZLB nutzen will, ist das Gebäude umfassend sanierungsbedürftig. Allein hierfür werden hunderte von Millionen aufzuwenden sein!
Was Galeria angeht: Das klassische Kaufhaus ist keineswegs tot, es muss nur mit neuen, guten Ideen gefüllt werden. Das Problem ist, dass unfähige Geschäftsführungen die Kaufhäuser nach Rezepten aus den 60er, 70er Jahren des letzten Jahrhunderts geführt haben und führen. Die Etagen hübsch aufgeteilt nach Damen- und Herren, Kinderabteilung, Haushaltswaren, Bettwäsche usw. Dabei ein fantasieloses Einheitsangebot. Hinzu kommt ein völliges Versagen der Einkäufer von Galeria, in der Regel Herren jenseits der 40 mit speziellen Vorstellungen über das, was “man” als Kunde so will! Leider meist voll daneben! Hinzu kommen demotivierte und deswegen unhöfliche, oft genug auch unfähige Verkäufer. Und wenn ich in Berlin zehn Kaufhäuser betreibe, stellt sich auch die Frage, weshalb die alle dasselbe Sortiment haben.
Selbstverständlich sind auch die Städte schuld. Die Abnahme an Parkplatzmöglichkeiten. Die Leute wollen nun mal am Liebsten vom eigenen Wohnzimmer aus direkt in die Verkaufsabteilungen fahren. Nachdem Politiker sich zunehmen als “Volkserzieher” statt als Umsetzer des Volkswillens verstehen, wird die Erreichbarkeit immer weiter erschwert. Und wenn dann ein Kaufhaus wie das KaDeWe so intelligent ist, dem Problem mit einem Parkhaus zu begegnen, werden kräftig Parkgebühren erhoben. Über die mangelnde Versorgung mit ausreichend Parkmöglichkeiten beklagt sich im Übrigen – mit wenigen Ausnahmen – der gesamte Einzelhandel.