An der Schönhauser Allee im Stadtteil Prenzlauer Berg droht einer der ältesten Kulturinstitutionen Berlins das Aus: Der Spielbetrieb im Kino “Colosseum” wurde zum 31. Juli eingestellt.

Das bekannte Lichtspielhaus, welches seit beinahe 100 Jahren an dieser Stelle Filme zeigt(e), musste im Zuge der Corona-Krise Insolvenz anmelden. Das historische Kinogebäude wurde baulich mehrfach verändert. Beim letzten Umbau in den 90er Jahren wurden die historischen Gebäudestrukturen überbaut.

Die ehemalige Straßenbahn-Wagenhalle aus dem Jahr 1894 an der an der Schönhauser Allee/Ecke Gleimstraße wurde im Jahre 1924 als Kino eröffnet und hatte zwischenzeitlich 1.000 Plätze.

Das “Colosseum” ist im Bezirk eine Institution: Kino seit 1924

Das Kino gilt im Kiez als Institution. Die Nachricht, dass der Spielbetrieb eingestellt werden muss, wurde von Anwohnern mit großem Bedauern aufgenommen. Allerdings liegt das Ende des Spielbetriebs nicht vollständig an den durch die Corona-Krise ausbleibenden Kinobesuchern.

Bereits im vergangenen Jahr waren Planungen des Bezirksamts publik geworden, das in die Jahre gekommene Gebäude durch einen modernen Büroneubau zu ersetzen bzw. Teile des mehrstöckigen, raumgreifenden Baus umbauen zu lassen. Ein Hamburger Investor möchte hier Büroflächen auf 16.000 Quadratmetern Nutzfläche errichten.

Hamburger Investor plant Umbau in ein Bürogebäude

Mittlerweile hat sich im Bezirk Pankow Widerstand gegen die Umbaupläne forciert. Mehrere hundert Leute protestierten in der vergangenen Woche gegen die Umwidmung des Gebäudes und forderten, dass im Neubau auch weiterhin ein Kinoangebot enthalten sein soll.

Liest man die Presseberichte aufmerksam, wird deutlich, dass das Bezirksamt wohl schon länger damit liebäugelt, die Immobilie für eine andere Nutzung verwendbar zu machen und umbauen zu lassen. Die entsprechenden Weichen für einen Umbau des Gebäudes sind seitens der Behörden jedenfalls gestellt.

Gestaltung des zukünftigen Gebäudes ist noch unklar

Die endgültige Ausgestaltung des Umbaus scheint aktuell noch nicht final zu sein, so dass Anwohner und Bürgergemeinschaften derzeit versuchen, Einfluss auf die spätere Nutzung zu nehmen. Das Ergebnis dieses Tauziehens ist derzeit offen.

Unstrittig ist, dass das „Colosseum“ eine Kino-Institution in Pankow war, vielleicht sogar über die Grenzen des Bezirks hinaus. Wahr ist aber auch, dass der wenig ansehnliche Baukörper, in dem das Kino untergebracht war, nicht unbedingt zu den architektonischen Glanzpunkten der Schönhauser Allee zählte.

Chance für Fortsetzung des Kulturbetriebs?

Ob die Planungen für einen Umbau des Gebäudes einen ästhetischen Gewinn darstellen würden, ist aber ebenfalls nicht gesichert, da konkrete Pläne des potenziellen zukünftigen Bürobaus noch fehlen.

So bieten sich, Stand heute, an dieser Stelle zwei Chancen: Das zukünftige Gebäude könnte weiterhin einen Kulturbetrieb anbieten und so den Fortbestand des „Colosseums“ sichern. Dass auch moderne Kinos einen außerordentlichen Charme ausstrahlen können zeigt das Projekt „Delphi Lux“ am Zoologischen Garten in Charlottenburg.

Darüber hinaus könnte ein Umbau des Gebäudes die Kreuzung Schönhauser Allee/Gleimstraße optisch deutlich aufwerten, was sicher auch im Sinne der Anwohner wäre. Es wird spannend zu beobachten sein, ob diese beschriebenen Chancen genutzt werden. Wir werden die Entwicklungen interessiert weiter verfolgen.

 

In die Jahre gekommene Kino-Institution im Prenzlauer Berg: Das “Colosseum” an der Schönhauser Alle, Ecke Gleimstraße