Das Deutsche Historische Museum in Berlin-Mitte wird derzeit umfassend saniert und umgebaut. Die Wiedereröffnung des historischen Zeughauses steht allerdings in den Sternen, denn während die Fassadensanierung abgeschlossen scheint, bringen massive Mängel an der Klimaanlage die Projektverantwortlichen offenbar an ihre Grenzen.

Äußerlich scheint das historische Zeughaus am Boulevard Unter den Linden intakt, doch im Innern steht der Abschluss der Sanierungsarbeiten in den Sternen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Wolfgang Leffler

 

Ein Termin für die Wiedereröffnung eines der meistbesuchten Museen Berlins mit zirka 800.000 Besuchern pro Jahr steht in den Sternen und Stand heute ist nicht absehbar, wann man das Deutsche Historische Museum im historischen Zeughaus Unter den Linden mit seiner Dauerausstellung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen wird.

Seit geraumer Zeit stellt sich durchaus die Frage, ob die Projektverantwortlichen mit diesem Sanierungsvorhaben überfordert sind. Die kulturelle Bedeutung dieses über 300 Jahre alten Barockbaus Berlins ist unbestritten.

Das Zeughaus: Ältestes Haus am Boulevard Unter den Linden

Das Zeughaus ist das älteste Gebäude an der Straße Unter den Linden und wurde ursprünglich von vier Architekten konzipiert, einer von ihnen war Andreas Schlüter, der mit seinen als Masken gestalteten 22 Schlusssteinen für den Innenhof des Zeughauses seine künstlerisch hohe Qualität als Bildhauer unter Beweis stellte.

Es ist schon erstaunlich, dass ein Gebäude, welches zwischen 1994 und 2004 vom Büro Brennecke Architekten umfassend restauriert und umgebaut worden ist, seit 2021 derart bauliche Mängel im Innenbereich aufweist, dass das Museum letztlich dauerhaft schließen musste.

Deutsches Historisches Museum in Berlin-Mitte: Sanierung seit 2018

 Restauriert wird bereits seit 2018 an der Fassade, die – nach äußerlichem Eindruck – weitgehend abgeschlossen scheint. Viel schlimmer sind allerdings die bei vorbereitenden Arbeiten festgestellten Mängel an der Klimaanlage. Dort sind die Kaltwasserleitungen derart korridiert, dass sie komplett ausgetauscht werden müssen.

Das hat zur Konsequenz, dass die zwei im Fußboden verlaufenden Ringleitungen, die Steigleitungen in den Wänden und die Anschlüsse an die Klimageräte freizulegen sind und erneuert werden müssen. Das diese Arbeiten mit viel Schmutz- und Lärmbelästigung einher gehen, ist wohl jedem klar, der sich mit Sanierungen beschäftigt.

Defekte Klimaanlage: Sanierung kann nicht bei laufendem Museumsbetrieb erfolgen

Das sind sicher auch die Gründe, warum man diese aufwendigen Sanierungsarbeiten nicht bei laufendem Museumsbetrieb durchführen kann. Das Kuratorium des Deutschen Historischen Museums hat aufgrund dieser Gemengelage letztlich beschlossen, das Zeughaus ab Ende Juni 2021 bis zum Abschluss der Arbeiten zu schließen.

Doch bis wann soll die Sanierung abgeschlossen werden? Einen konkreten Zeitplan gibt es bislang nicht. Man gewinnt den Eindruck, dass bei Erstellung des Sanierungsplanes nicht so genau hingeschaut wurde, denn mittlerweile ist der Sanierungsumfang weit größer als ursprünglich angenommen.

Zeughaus: Sanierung deutlich aufwendiger als ursprünglich angenommen

Jetzt kommen noch die Fensterüberwachungen, die Erneuerung der Foyerbeleuchtung mit LED-Technik und eine neue IT-Infrastruktur für die Ausstellungsräume hinzu. Nun ist also das Museum im Zeughaus komplett leergeräumt und die insgesamt 6.000 Exponate hat man verteilt auf angemietete Depots.

Dies geschah vor 32 Monaten und parallel zur Sanierung sollte  eine ‚szenografisch‘ völlig neue Dauerausstellung entwickelt werden, aber auch die lässt auf sich warten, denn der ursprünglich angenommene Abschluss der Sanierung in 2025 ist wohl hinfällig, da kann man sich auch mit dem neuen Konzept der Dauerausstellung, die übrigens gut 12,5 Millionen Euro kosten soll, noch etwas Zeit lassen.

Der moderne Erweiterungsbau des “DHM” ist weiterhin geöffnet

Aber immerhin gibt es ja den Erweiterungsbau, der weiterhin geöffnet bleibt, den sogenannten ‚Pei-Bau‘, fertiggestellt im Jahr 2009. Dort werden den Besuchern verschiedene Ersatzausstellungen angeboten, wie gerade das ‚Leben und Wirken von Wolf Biermann‘.

Aber die bisherige Überblicksausstellung ‚Deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall‘ ist derzeit total aus den Ausstellungsräumen verschwunden und nicht mehr zu sehen.

Wichtige Ausstellungen des Museums sind derzeit einfach nicht zu sehen

Diese den geschichtlichen Dimensionen eher zu vermutende Ausstellung misst man bei den Verantwortlichen offenbar keine allzu große Bedeutung bei. Dass diese praktizierte Zeitverschwendung eine Menge Geld kostet, scheint im Schatten der parallel laufenden Sanierung des Pergamonmuseums, die deutlich langwieriger und teurer ist, wenig Aufregung zu verursachen.

Ein weiteres Objekt, welches dringend saniert und modernisiert werden müsste, ist das direkt neben dem Deutschen Historischen Museum stehende Palais am Festungsgraben, doch die Kosten allein für die grundlegende Modernisierung des Palais müssen erst einmal ermittelt werden. Bevor dieses Projekt in Angriff genommen wird, sollte aber zumindest die Sanierung des Deutschen Historischen Museums abgeschlossen werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Brennecke Architekten, Der Tagesspiegel, Deutsches Historisches Museum, Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, Architektur Urbanistik Berlin