Das Palais am Festungsgraben in Berlin-Mitte leidet unter einem immensen Sanierungsstau, wie viele der historischen Gebäude, die die Berliner Immobilien Management GmbH verwaltet. Doch die Kosten allein für die grundlegende Modernisierung des Palais am Festungsgraben müssen erst einmal ermittelt werden.

Muss dringend saniert werden, doch die Finanzmittel fehlen: Das historische Palais am Festungsgraben in Berlin-Mitte. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Wolfgang Leffler

 

Der Bundeshauptstadt Berlin scheint das Geld für seine historischen Bauten zu fehlen oder anders ausgedrückt: Der Berliner Senat setzt bei diesem Thema Prioritäten, die mitunter nicht nachvollziehbar scheinen.

Das Palais am Festungsgraben scheint so ein Fall zu sein, denn direkt hinter der Neuen Wache und gegenüber vom Humboldt-Forum, welches nur auf die nach wie vor bemerkenswerte Eigeninitiative Wilhelm von Boddiens zustande kam, liegt dieses Palais.

Palais am Festungsgraben: Jahrelange Debatte um Sanierung

Die links vom Palais gelegene Dauerbaustelle des Deutschen Historischen Museums – die teuerste Museumsbaustelle übrigens, die es je in Deutschland gab – verdeckt mit ihren Baustellenabsicherungen und Materiallagern fast das gesamte Palais auf der Südseite.

Derzeit ist fraglich, wie lange der bereits jahrelang dauernde Streit um die Rekonstruktion dieses Baudenkmals noch andauern wird. Das Palais am Festungsgraben leidet unter einem immensen Sanierungsstau, wie so viele übrigens der historischen Gebäude, die die Berliner Immobilien Management GmbH (BIM) verwaltet.

Für den Erhalt des Palais ist eine Sanierung unumgänglich

Selbst von außen betrachtet, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses historische Gebäude sich nur noch aufgrund der beiden Ankermieter ‚Theater im Palais‘ und ‚Maxim -Gorki-Theater‘ mit den vom Palais angemieteten Nebenflächen über Wasser halten kann, die der BIM aber immerhin 582.000 Euro Mieteinnahmen in die Kassen spülen.

Fest steht, dass zum Erhalt und Fortbestand des Palais eine Sanierung unumgänglich ist, die nunmehr seit mehr als zwölf Jahren ansteht. Wie hoch die Kosten für die Sanierung sein werden, ist noch nicht sicher, doch es werden einige Millionen sein, denn Restaurierungsarbeiten an der Fassade, der Haustechnik und dem “Tragwerk”, also den Fundamenten des Gebäudes, erfordern einen enormen Finanzbedarf.

Die Höhe der Sanierungskosten steht noch nicht fest

Es bedarf also einer tiefgreifenden Untersuchung zur Feststellung des tatsächlichen Investitionsbedarfs, den die BIM vorsichtshalber derzeit mit rund zehn Millionen Euro bezifferte – plus der notwendigen Sanierung.

Das historische Palais am Festungsgraben ist ein Baudenkmal im Zentrum Berlins. Das Grundstück dazu hatte der Preußenkönig Friedrich II. seinem Kammerdiener Johann Gottfried Donner geschenkt, der daraufhin in den Jahren 1751 bis 1753 das Palais errichten ließ, hinreichend auch als das ‘Donnersche Palais‘ bekannt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Palais stark beschädigt

Nach dessen Tod übernahm die preußische Finanzverwaltung das Palais. Noch in den 1930er Jahren diente das Palais dem damaligen Finanzministerium. Während des zweiten Weltkriegs stark beschädigt, übernahm danach die sowjetische Militäradministration das Gebäude und baute es wieder auf. Zu DDR-Zeiten war das Palais bis 1990 die Zentrale der Organisation Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

Nach der Wende übernahm das Land Berlin das Palais am Festungsgraben

Nach der Wende übernahm das Land Berlin wieder das Palais und übertrug die Verwaltung an die BIM, die heute versucht, mit dem zu wenig verfügbaren Geld das Gebäude am Laufen zu halten.

Das Palais bietet für die Stadt exklusive und einmalige Veranstaltungsräume, die allerdings seit Jahren für den normalen Publikumsverkehr gesperrt sind.

Sperrung von rund dreißig Prozent der Flächen

 In den letzten Jahren vor der Sperrung hatte eine Veranstaltungsfirma das Palais gepachtet und dort laut deren Website rund 2.000 Trauungen, Galadiners, Empfänge, Filmproduktionen und Events mit Hollywood-Stars, Bundespräsidenten und königlichen Gästen zelebriert.

Schließlich aber kam die Sperrung des Gebäudes als Veranstaltungslocation, aufgrund von Brandschutzmängeln und aus baustatischen Gründen. Doch wie geht es nun weiter?

Die jetzigen Mieter des Gebäudes genießen Bestandsschutz

Die Berliner Finanzverwaltung bleibt bei ihren Aussagen unentschlossen, gesteht den beiden momentanen Mietern Bestandsschutz zu. Darüber hinaus könnte man sich als mögliche zukünftige Nutzungen Events, Ausstellungen, Bürovermietungen oder  Firmenrepräsentanzen vorstellen.

Berlins seit August 2023 agierender neuer Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hält das allerdings für zu wenig und fordert vom Senat ein nachhaltiges Nutzungskonzept. Aufgrund der exponierten Lage zum Humboldt Forum und dem Auswärtigen Amt am Werderschen Markt könne er sich einen Ort beispielsweise für den internationalen Austausch und der Zusammenarbeit vorstellen, wie Der Tagesspiegel berichtet.

Im Palais am Festungsgraben stehen rund 10.000 m² Nutzfläche zur Verfügung

Aber vorher steht die Kardinalfrage der Sanierung und Rekonstruktion und vor allem die Aufgabe, das nötige Geld für die Instandsetzung aufzutreiben.

Im Palais stehen 7.828 Quadratmetern Netto-Raumfläche und 10.120 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zur Verfügung, wovon dreißig Prozent aufgrund der Mängel derzeit nicht nutzbar sind. Daher muss jede Veranstaltung einzeln genehmigt werden, mit dementsprechenden Auflagen.

Die BIM möchte im Palais wieder Veranstaltungen durchführen

Jetzt hat die BIM vor, in einem ersten Schritt den Eventbetrieb in diesen historischen Sälen und Salons zumindest wieder vorzubereiten. Eine durchaus sinnvolle Absicht der BIM, denn das Palais am Festungsgraben könnte eine Spitzenlocation in historischer Altstadtlage sein, das nach vorheriger Sanierung und notwendigen Investitionen Geld in die Senatskasse spülen würde. Überschlägig spricht man von etwa 13 Millionen Euro, die dem Landeshaushalt jährlich durch die Nichtnutzung des Palais durch die Lappen gehen.

Der Vorstand des Hauses der Vereinten Nationen und frühere Präsident der Freien Universität Berlin, Rolf Kreibich, hatte sich bereits im Januar 2017 mit einem Schreiben an den Berliner Rechnungshof zum Thema Palais am Festungsgraben gewandt, in dem er die zweckentfremdete Nutzung des Hauses und die technische Vernachlässigung wichtiger Bereiche anprangerte.

Rolf Kreibich hat vor Jahren eine neue Nutzung für das Palais vorgeschlagen

Rolf Kreibich übrigens steht einem Verein vor, der sich bereits 2015 dafür stark machte, im Palais am Festungsgraben ein „Haus der Vereinten Nationen“ zu etablieren. Ein Ort also gedacht als Kompetenzzentrum für einen lebendigen Dialog zwischen Zivilgesellschaft und UN sowie ein Haus der Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen in Berlin.

Sollte Kreibich das dafür erforderliche Kapital aufbringen, wäre das sicher eine mögliche zukünftige Nutzungsoption, aber momentan verfügt Kreibichs Verein nur über etwa 1,5 Millionen Euro, die man für die Sanierung des Palais am Festungsgraben aufbringen könnte.

Im Berliner Landeshaushalt ist für die Sanierung nichts eingestellt

 Erstaunlicherweise war zu vernehmen, dass im Berliner Landeshaushalts ursprünglich bereits 15 Millionen Euro für die Sanierung des Palais vorgesehen waren, doch diese Summe wurde  dann wieder aus dem Haushaltsetat gestrichen, angeblich für Tiefbaumaßnahmen am Deutschen Historischen Museum nebenan.

Angesichts des Status Quo zu den Sanierungsabsichten setzt der Senat wohl seine Hoffnungen in die BIM, um den Finanzbedarf aus eigener Kraft stemmen zu können, denn immerhin verfügt die BIM über jährliche Einnahmen von rund 22 Millionen Euro, so dass man zumindest über eine etappenweise Sanierung nachdenken könnte.

Möglich wäre auch eine Kreditaufnahme, um die Sanierung finanziell stemmen zu können. Derzeit scheint dem Palais aber vor allem ein gewichtiger Fürsprecher zu fehlen, so dass die Sanierung noch weitere Jahre auf sich warten lassen könnte.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Berliner Immobilien Management GmbH, Der Tagesspiegel

 

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