An der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg soll der Aquariums-Bau “Ocean Berlin” entstehen. Erstmals zeigen Visualisierungen, wie das zukünftige Gebäude unweit vom Bahnhof Ostkreuz aussehen könnte. Bis April 2026 soll das Projekt fertiggestellt werden.

So sollen die Fassaden des zukünftigen “Ocean Berlin” an der Rummelsburger Bucht aussehen. Die Visualisierungen zeigen einen vorläufigen Stand. / © Visualisierung: Coral World International

© Visualisierungen: Coral World International
Text: Björn Leffler

 

Auch ohne das ambitionierte Vorhaben eines Aquarium-Baus wäre die Rummelsburger Bucht nicht arm an Bauprojekten. Projektvorhaben unterschiedlicher Art werden und wurden rund um die beliebte Wasserlandschaft errichtet.

Das Projekt “Coral World”, welches mittlerweile unter dem Namen “Ocean Berlin” firmiert, gehört allerdings zu den meistdiskutierten im Bezirk Lichtenberg, die Vorbehalte gegenüber dem Projekt waren und sind weiterhin groß.

“Ocean Berlin”: Erstmals liegen Visualisierungen des Neubaus vor

Nun liegen erstmals Visualisierungen des Bauvorhabens vor, die die voraussichtliche Gestaltung des Gebäudes zeigen. Die Projektverantwortlichen betonen allerdings, dass es sich um vorläufige Grafiken handelt, die im Detail noch verändert werden können. Die Fassade des Gebäudes soll einer riesigen Welle nachempfunden sein.

Erstmals jedoch können die Anwohnerinnen und Anwohner einen Eindruck davon erhalten, welches architektonische Konzept die verantwortliche Coral World International Gruppe verfolgt.

Die Coral World Gruppe unterhält weltweit mehrere Aquarien

Das Unternehmen, welches bereits Aquarien an anderen Standorten der Welt betreibt (unter anderem in Mallorca, Australien und Israel), möchte zwischen Kynaststraße, Hauptstraße und Paul-und-Paula-Ufer einen weiteren Standort errichten.

Die Natur des Projekts, welches auch ein Hotel beinhalten soll, ist ganz klar touristischer Natur, was Bezirkspolitik und Anwohner kritisch sehen. Daher gibt es seit Jahren Diskussionen rund um und Proteste gegen das Projekt.

Das Hotel wird von einem anderen Anbieter gebaut und betrieben

Das Hotel wird allerdings nicht von Coral World International gebaut, der künftige Betreiber steht noch nicht fest. Das Unternehmen betont, dass der Bebauungsplan eine externe Vorgabe war, nach der Coral World ein siebenstöckiges Gebäude errichten musste, das gewerblich genutzt werden kann.

Nicht nur aus statischen Gründen machte eine hochstöckige Errichtung eines Wasserhauses keinen Sinn, weshalb die Entscheidung letztlich auf ein Hotel fiel. “Ocean Berlin” und das Hotel sind also voneinander losgelöst zu sehen.

Umweltverbände kritisieren mögliche Negativ-Auswirkungen des Projekts

Anwohnende und Umweltschutz-Verbände kritisieren vor allem den geplanten Standort innerhalb eines Wohngebiets und auch die möglicherweise negativen ökologischen Auswirkungen des Projekts.

Coral World hingegen betont, dass das Thema Artenschutz in ihren internationalen Standorten oberste Priorität hat – und so soll es auch am Berliner Standort sein. Beschlossen wurde der Bau des Aquariums bereits im April 2019, als die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Bezirks Lichtenberg mehrheitlich für die Umsetzung des Bauvorhabens stimmte.

Unglück im Hotel “Radisson” hatte Auswirkungen auf Projekt in Rummelsburg

Während die Planungen für das Projekt “Ocean Berlin” bereits auf Hochtouren liefen, ereignete sich im Hotel Radisson in Berlin-Mitte ein Unglück, welches auch Auswirkungen auf das Projekt in Rummelsburg hatte. Im Hotel in Mitte barst das dortige Aquarium und richtete enormen Schaden am Gebäude an. Nur durch Glück gab es keine Todesopfer bei dem Unglück.

Der Grund für das Bersten des Acrylglas-Zylinders konnte bislang nicht zweifelsfrei ermittelt werden, Materialermüdung ist die wahrscheinlichste Ursache. Ungeachtet dessen gingen die Arbeiten am Projekt in Rummelsburg aber unvermindert weiter. Im Januar 2023 hatte die verantwortliche Coral World Berlin GmbH die Aufträge für die Tiefbauarbeiten auf dem Baugrundstück vergeben.

Arbeiten am Projekt in Rummelsburg liefen unvermindert weiter

Die erfahrene Offenbacher Firma Keller Grundbau GmbH führte die Arbeiten am Fundament respektive die Gründungsarbeiten durch. Mit der Fertigstellung des gesamten Bauvorhabens wird bis zum April 2026 gerechnet. Dickere Wände oder Doppelverglasung der Aquarien wurden nach Auskunft des Unternehmens geprüft, in Folge des Unglücks im Hotel Radisson.

Die Dimensionen des “Ocean Berlin” sind durchaus beeindruckend. Das geplante Gesamtvolumen der Wasserbecken beträgt zehn Millionen Liter. Das größte Becken, das voraussichtlich für Haie bestimmt ist, wird ein Volumen von 7,5 Millionen Litern haben.

“Ocean Berlin”: Haibecken mit 7,5 Mio. Liter Wasser geplant

Zum Vergleich: Das größte Becken unter den 79 Zoo-Aquarien in Berlin umfasst 130.000 Liter Wasser, insgesamt sind es 700.000 Liter.

Die endgültige Auswahl der Fischarten wird erst kurz vor der Eröffnung des Aquariums getroffen, wie Der Tagesspiegel berichtet. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf rund 87 Millionen Euro.

“Ocean Berlin”: Eröffnung im April 2026, Kosten von 87 Mio. Euro

Neben dem Aquarium mit zahlreichen Becken und Unterwasserbooten ist auch ein 3D-Kino geplant. Coral World ist wie bereits oben erwähnt aufgrund des Bebauungsplans verpflichtet, eine bestimmte Gebäudehöhe einzuhalten.

Da jedoch kein hoher Aqua-Dom wie in Berlin-Mitte errichtet werden soll, fiel die Entscheidung auf ein Hotel.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Coral World International

© Visualisierung: Coral World International

© Open Street Map

Weitere Projekte in Lichtenberg findet Ihr hier
Weitere Kulturprojekte gibt es hier
Weitere Gewerbeprojekte sind hier zu finden

Quellen: Coral World International, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, Coral World Berlin GmbH, Keller Grundbau GmbH, comcepta Gesellschaft für strategische Kommunikation GmbH 

 

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15 Comments

  1. Eva E. 15. März 2024 at 18:40 - Reply

    Schrecklich. Niemand, der sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, wird gutheißen, dass hier Wildtiere aus ihrem Lebensraum entnommen werden, dort fehlen und in einem Glaskasten zur Schau gestellt werden! #empty_the_tanks

    • Bettina Piwon 16. März 2024 at 07:25 - Reply

      Wohnraum? Warum schon wieder ein Renditeobjekt, wo weder Finanzierung noch späterer Betreiber bekannt sind. Wieder ein Anwärter für Wirtschaftförderungen an den Bund o Berlin? Und wie oben schon angemahnt wurde: Tierschutz ist auch Umweltschutz.
      How dare are you.

  2. Matthias 16. März 2024 at 00:13 - Reply

    Bitte nicht… es scheint als hätten die Planer nicht aus dem Unglück des Groß-Aquarium gelernt, das zerbrochen ist.
    Das ist ein absolut unnötiges Projekt, das weder für die Touristik, noch für den vermeintlichen Natur- oder Artenschutz sinnvoll ist. Ganz im Gegenteil, hierfür werden wieder tausende Tiere ihrem Lebensraum entnommen und damit unvorstellbare Schäden an den bedrohten Ökosystemen hervorgerufen.

  3. Reimund 16. März 2024 at 10:30 - Reply

    Meines Erachtens nach wurde schon um2012 von einer CORAL WORLD berichtet, was da auch schon Proteste der Anwohner zur Folge hatte.Ich wundere mich schon sehr,das dieses Projekt durchgewunken wurde.Wer weiß, wer sich damals schön die Taschen gefüllt hat.

  4. Thorsten 16. März 2024 at 11:14 - Reply

    Dontbuyaticket! Das muss verhindert werden. Solch ein Aquarium wird großes Tierleid verursachen und hat nichts mit Artenschutz zu tunm Eine geldgeile tierverachtende Sch****!

  5. Julia Wenhuda 16. März 2024 at 13:09 - Reply

    Einfach nur zum Kopfschütteln! Wie man in der heutigen Zeit immer noch Wildtiere aus ihrem Lebensraum entreißt und nicht nur ihrem Leben, sondern auch dem Ökosystem damit schadet ist mir schleierhaft. Und das nur zur Belustigung der Menschen – einfach nur traurig!

  6. Doro F. 16. März 2024 at 15:11 - Reply

    Echt schade, dass solche kommerziellen Nonsense-Projekt immer echte Kulturhochburgen wie die Bucht vertreiben. Wenn wir Clubs als Kulturgut deklarieren und sie als Ort des Austausches verstehen, müssen wir das auch politisch umsetzen. Hier hat man sich bewusst dagegen entschieden (wieder einmal).

  7. Juleboschen 16. März 2024 at 19:52 - Reply

    3000 Fischarten? Haibecken?Aber Artenschutz hat oberste Priorität? Ach was rege ich mich eigentlich auf? Sind doch bestimmt alles Nachzuchten aus top artgerechten Aufzuchtanlagen, ohne lange, stressige Anfahrt. Außerdem ist es draußen in der Natur eh viel zu gefährlich und so tut man den Fischen doch noch einen Gefallen.

  8. Uwe 16. März 2024 at 20:28 - Reply

    Ich die Aufregung überhaupt nicht. Im Gegenteil finde ich es toll das in Rummelsburg eine Attraktion entsteht und viele Familien bestimmt viel Freude bereiten wird. Berlin ist eine Großstadt und kein Dorf. Und zum Thema Tierschutz kann nur festgehalten werden, dass die Tiere aus ihrer natürlichen Umgebung entnommen werden, aber eine neue Heimat erhalten und dort weiterleben können.
    Ich kann bisher keine Probleme für das Projekt erkennen

    • xy 26. April 2024 at 09:04 - Reply

      von der wildnis in den knast und das als “tierschutz” verkaufen- finde den fehler. braucht kein mensch sowas. rummelsburger bucht hat genügend fische, denen man zusehen könnte, wenn das wasser nicht so vergiftet wäre… aber hey, lieber noch nen kasten bauen, den niemand braucht. money, money, money…

  9. Sabine 18. März 2024 at 09:11 - Reply

    Ich finde es schade, dass das Projekt so wenig differenziert betrachtet wird: Coral World International betreibt seit den 70ern Forschung an sowie die Nachzucht von Korallen und bemüht sich z.B. im Roten Meer intensiv um die Regeneration von Korallenbeständen, die v.a. aufgrund des Klimawandels dramatisch vom Aussterben bedroht sind. Sollten wir die 1,5 Grad Erwärmung überschreiten (und danach sieht es definitiv aus), wird es in den Meeren bald gar keine Korallen mehr geben. Ocean Berlin könnte einer von weltweit fünf Standorten werden, der schlimmstenfalls quasi als DNA-Archiv aussterbender Arten fungiert. Da Korallen in komplexen Lebensgemeinschaften mit verschiedenen Fischarten leben, braucht ihre Zucht und Haltung die Vergemeinschaftung mit Fischen. Man könnte dazu jetzt noch viel mehr ausführen – aber vielleicht sollten sich manche erstmal informieren, worum es hier eigentlich geht, bevor sie reflexhaft gegen alles wettern, das ihnen nicht sozial und nachhaltig genug genug erscheint. Was könnte es Sozialeres und Nachhaltigeres geben, als unsere Lebensgrundlagen zu erhalten (das Meer) – und alle Besucher dafür zu sensibilisieren?

    • xy 26. April 2024 at 09:08 - Reply

      ja, und hatte dort auch schon massive probleme mit tierschutz, bspw. mit ihren delfinarien. die gibt es zwar hier nicht, aber tiere in käfige sperren und damit für tierschutz zu werben ist schon besonders ironisch. außerdem gibt’s dafür schon die sea life dinger. braucht kein mensch, haie im 4. stock in berlin…. das hat nichts mit fehlender differenzierung zu tun. das geld fließt ins ausland und lokal darf sich die umgebung mit noch mehr menschen auseinandersetzen. lebensgrundlage erhalten hätte die ganzen füchse und tiere, die dort vorher im natürlichen (!) wildwuchs und der wenigen stadtnatur zuhause waren, geheißen. aber die wurden einfach”geräumt” – wohl nicht gewinnbringend äh schützenswert genug….?!

  10. Andreas 19. März 2024 at 08:27 - Reply

    Auch wenn ich als Anwohner den Umgang des Bezirkes und der Projektierer nicht gutheißen kann und werde (und das ist schon milde formuliert): Die Korallen und die Fische sollen aus den Anzuchtstationen der anderen Coral world- Projekte kommen. Es sollen keine Wildfänge in die Berliner Becken kommen.
    Eine Verar… ist aber definitiv das Verschweigen eines Hotelbetriebs (SO wäre die Zustimmung zum Bauprojekt wohl nicht gekommen, jetzt sind wir wohl bei 160Betten, die klammheimlich am Bezirk vorbeigemogelt wurden), die Vergrößerung des Projekts und damit Reduzierung der öffentlichen (Ausgleichs-)Flächen, die Verlängerung der Bauzeit ohne Ausgleichszahlungen (ich erinnere an die vielen Projekte, bei denen Berlin/Berliner Bezirke horrende Strafzahlungen leisten mussten, weil sie Rahmen und Zeit nicht eingehalten hatten)…

  11. […] Lichtenberg an der Rummelsburger Bucht auf Baustart. Dort soll Ende April der Grundstein für das vieldiskutierte Projekt “Ocean Berlin” gelegt […]

  12. […] von der HOWOGE) soll an der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg in den kommenden Jahren das umstrittene Bauvorhaben “Ocean Berlin” […]

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