Mit viel Polizeipräsenz aber ohne Proteste von Projektgegnern wurde am Donnerstag die feierliche Grundsteinlegung für das Projekt „Ocean Berlin“ an der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg gefeiert. Bis April 2026 soll der Bau abgeschlossen werden.

Auf diesem Grundstück unweit des Bahnhofs Ostkreuz soll das Projekt „Ocean Berlin“ in den kommenden Jahren in die Höhe wachsen. Am Donnerstag wurde der Grundstein für das Bauvorhaben gelegt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierungen: Coral World International

Text: Wolfgang Leffler

 

Eingerahmt vom Büroprojekt „Axis Offices“ und der kürzlich fertiggestellten Wohnanlage „An der Mole“ (errichtet von der HOWOGE) soll an der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg in den kommenden Jahren das umstrittene Bauvorhaben „Ocean Berlin“ entstehen.

Während die benachbarten Projekte mittlerweile fertig gebaut wurden, steht das Projekt „Ocean Berlin“ noch ganz am Anfang, zumindest baulich. Mit einer symbolischen Grundsteinlegung am Donnerstagnachmittag erfolgte immerhin der offizielle Startschuss für das zukünftige Aquarium mit angeschlossenem Hotelkomplex.

Grundsteinlegung für das Projekt „Ocean Berlin“ an der Rummelsburger Bucht

Die zahlreich geladenen und erschienen Gäste aus Politik, Berliner Medienlandschaft und Wirtschaft sahen, wie Lichtenbergs Bürgermeister Martin Schaefer (CDU) und Coral World Manager Erez Ben Nun gemeinsam eine Zeitkapsel mit verschiedenen kleinen Symbolstücken befüllten, verschlossen und anschließend in einem Backsteinblock versenkten, um diesen mit einer Betonplatte zu verschließen.

Martin Schaefer verkündete anschließend, dass man „stolz sei, der richtige Ort in Lichtenberg zu sein, an dem ein Unternehmen wie Coral World dieses Projekt realisieren könne.“ Auch Coral-Manager Ben Nun, extra aus Israel angereist, bekräftigte, für dieses Projekt die „dementsprechende Unterstützung der Berliner Politik jederzeit gespürt und letztendlich auch erhalten zu haben.

„Coral World“: Projekt ist in Deutschland bislang einzigartig

Der am Donnerstagnachmittag erfolgte Startschuss soll nun ein Projekt in Gang setzen, dass es sowohl in Berlin als auch in Deutschland in dieser Konstellation noch nicht gibt.

Insgesamt betreibt Coral World weltweit noch weitere fünf Aquarien dieser Größenordnung und hat sich das Ziel gesetzt, bis zum 17. April 2026 das Berliner Vorhaben final fertig gestellt zu haben.

Bis April 2026 soll das Bauvorhaben abgeschlossen werden

Im Vorfeld zur erteilten Baugenehmigung und dem jetzt erfolgten Baustart gab es massive Kritik am Vorhaben von Teilen der Berliner Politik, speziell von den Grünen und Linken, aber auch aus Bevölkerungskreisen und der Anwohnerschaft im direkten Umfeld der Rummelsburger Bucht.

Ungeachtet dessen beginnen nun die Bauarbeiten, obwohl die Grundplatte ja schon fertig ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es in den kommenden Jahren zu Störungen des Bauablaufs kommen wird. Die Polizeipräsenz am Donnerstagnachmittag ließ vermuten, dass man seitens der Verantwortlichen mit massiven Protesten durch die Projektgegner gerechnet hatte.

Rummelsburg: Die Polizei war präsent, doch Proteste blieben aus

Diese Proteste blieben am Donnerstag allerdings aus, doch die Projektverantwortlichen rechnen damit, dass am Samstag eine weitere große Demo in der Rummelsburger Bucht gegen das Bauvorhaben stattfinden könnte.

Zum Projekt selbst erläuterte Coral World im Rahmen der Veranstaltung, dass man das Areal nutzen wolle, um verschiedene Unterwasserökosysteme nachzubilden, wie etwa ein selbst gezüchtetes Korallenriff, ein Mangrovengebiet oder eine karibische Lagune.

Korallenriffe, eine karibische Lagune und ein 3D-Kuppelkino sollen entstehen

Zusätzlich ist vorgesehen, ein 360 Grad 3D-Kuppelkino zu installieren, in dem Tauchgänge mit lebenden Walen als Illusion erlebt werden können. Das Investitionsvolumen mit Aquarium, Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106 PKW-Stellplätzen, bezifferte Ben Nun mit rund neunzig Millionen Euro.

Die vom Bezirk erteilte Baugenehmigung bezieht sich auf diese drei Bereiche, wobei das Hotel mit sieben Etagen zwischen Aquarium im Erd- und Dachgeschoss betrieben werden soll.

„Coral World“ investiert rund 90 Mio. Euro in das Vorhaben „Ocean Berlin“

Die Ausmaße des Projektes sind wirklich bemerkenswert, denn insgesamt sollen rund 10 Millionen Liter Wasser die Becken der Anlage füllen; allein 7,5 Millionen Liter Wasser entfallen dabei auf das größte Aquariumbecken. Ben Nun bezeichnete dieses Vorhaben in Berlin als eines der „größten Becken der Welt„.

Man darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, dass die durch Coral World beantragten Fördermittel (mehr als 4,2 Millionen Euro, was den Kaufpreis des 14 Hektar großen Areals zu einem mehr als günstigen Preis gedeckelt hätte) seitens der Investitionsbank Berlin nach Prüfung der Bilanzen Ende 2023 abgelehnt wurden mit der Begründung, Coral World sei „ein Unternehmen in Schwierigkeiten.

Projektgegner fordern eine Rückabwicklung des Bauvorhabens

Auch die nach wie vor von den Projektgegnern massiv und laut geäußerte Kritik am Vorhaben, sowohl an der Berliner Politik als auch an Coral World, lässt erahnen, dass nach wie vor Bestrebungen zu erwarten sind, dieses Vorhaben rückabzuwickeln.

Die Gründe hierfür liegen unter anderem in der erzwungenen Evakuierung der vorher auf dem Areal angesiedelten Nutzer, darunter ein Techno-Club, zwei Wagenplätze und ein Obdachlosencamp mit etwa 100 obdachlosen Menschen.

Kritiker fordern Schul- und Wohnungsbau auf dem Gelände

Immerhin scheiterten zwei Klagen gegen den Bebauungsplan vor Gericht. Die Projektgegner fordern seit mehreren Jahren, am Standort viel eher bezahlbaren Wohnraum und eine Schule anzusiedeln. Alternativ eigne sich die Rummelsburger Bucht an dieser Stelle zur Errichtung eines öffentlich zugänglichen Parks mit Spielplatz.

Doch nun entsteht auf dem 14-Hektar-Areal in der Rummelsburger Bucht eine weitere Touristikattraktion, die der Grünen-Politiker Julian Schwarze gegenüber dem Tagesspiegel als „falsches Projekt am falschen Ort“ bezeichnete.

Dem Bezirk Lichtenberg allerdings, dessen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) dem Bauantrag mehrheitlich zugestimmt hatte, werden die zusätzlichen Erlöse ab April 2026 gern gesehene Tourismuseinnahmen in die Bezirkskassen spülen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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So soll das fertige Gebäude in wenigen Jahren einmal aussehen. Das „Ocean Berlin“ wird direkt an der Rummelsburger Bucht errichtet. / © Visualisierung: Coral World International

© Open Street Map

Quellen: Coral World International, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, Coral World Berlin GmbH, Keller Grundbau GmbH, comcepta Gesellschaft für strategische Kommunikation GmbH, Investitionsbank Berlin