Die Initiative “Schlossaneignung” fordert einen anderen Umgang mit der Geschichte des Schlossplatzes in Berlin-Mitte. So sollen historische Spuren in den Fassaden des Humboldt Forums sichtbar gemacht werden. Auch der Umgang mit rechtslastigen Spendern soll neu überdacht werden.

Sichtbarmachung historischer Spuren: Die Initiative “Schlossaneignung” möchte etwa Kriegsschäden durch Artilleriebeschuss und Brandbomben in der Fassade des heutigen Humboldt Forums darstellen. / © Foto / Visualisierung: Initiative Schlossaneignung

© Fotos & Visualisierungen: Initiative Schlossaneignung
Text: Björn Leffler

 

Im Humboldt Forum am Schlossplatz in Berlin-Mitte wird derzeit eine große Ausstellung zum ehemaligen Palast der Republik gezeigt, der sich auf dem Areal der heutigen Teil-Rekonstruktion des einstigen Berliner Schlosses befand und Ende der 2000er Jahre abgerissen wurde.

Die Ausstellung mit dem Titel „Der Palast der Republik ist Gegenwart“ weckt bei Besucherinnen und Besuchern großes Interesse und stellt die wechselhafte Geschichte des Ortes und das umstrittene DDR-Bauwerk in den Mittelpunkt.

Initiative “Schlossaneignung”: Sichtbarmachung historischer Spuren

Eine ganz andere Initiative fordert derzeit ebenfalls einen anderen Umgang mit der Sichtbarmachung historischer Spuren am und im heutigen Humboldt Forum. “Schlossaneignung” nennt sich diese Gruppe, die ein eher ungewöhnliches Konzept entwickelt hat.

So sollen nach Wunsch dieser Initiative auf den rekonstruierten Fassaden des heutigen Humboldt Forums historische Spuren des Ortes sichtbar gemacht werden. Dies begründet die Gruppe mit einem ausführlichen Statement.

Humboldt Forum “verdrängt die komplexe Geschichte des Ortes”

Das vor vier Jahren eröffnete Humboldt Forum präsentiert sich in der Hülle des Schlosses des preußischen Königtums beziehungsweise des Deutschen Kaiserreichs. Als idealisierte Deckerinnerung verdrängt es die komplexe Geschichte des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert: Imperialismus und Unterdrückung der Minderheiten, die Revolution von 1918, die Zeit der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkriegs, der Deutschen Teilung und der DDR, aber auch der friedlichen Wiedervereinigung und der kulturellen Aneignung des Palastes der Republik.

Die vielschichtige Geschichte des Ortes werde durch das heutige Bauwerk nicht ausreichend gewürdigt, so die Kritik der Gruppe. Diese fordert nun “die mit dem Nachbau der Berliner Schlossfassaden erfolgte Preußenverherrlichung aufzubrechen, die Fassaden des Humboldtforums weiterzuentwickeln und für andere Perspektiven auf die deutsche Geschichte zu öffnen.

Kriegsschäden sollen in der Fassade sichtbar gemacht werden

Sichtbar gemacht werden sollen etwa Beschädigungen des einstigen Stadtschlosses durch Artilleriebeschuss und Brandbomben im Zweiten Weltkrieg. Aber auch der Standort des ehemaligen Palastes der Republik oder ein zeitweise im Schlüterhof angelegter Garten sollen visuell erlebbar gemacht werden.

Zu den Initiatoren der Bewegung gehören unter anderem Klaus Brake (Stadtforscher und ‑planer), Elisabeth Broermann (Architektin), Max Czolleck (Publizist) oder Christian Koppe (Historiker) – und viele weitere Personen des Kunst- und Kulturbetriebs.

“Verdrängung der Spuren” soll aufgebrochen werden

Die “Verdrängung der Spuren“, wie die Gruppe es nennt, sollte aktiv aufgebrochen werden: “Die Rekonstruktion der Schlossfassaden überdeckt die Erinnerung an die Zeit seit 1918. In der äußeren Erscheinung verweist nichts auf die Zeit vor 1701 und nichts auf die Zeit nach 1918. Es sind keine Spuren der Revolution von 1918, den Zweiten Weltkrieg, die Sprengung der Schlossruine 1950/51, die Deutsche Teilung, den Palast der Republik und seine Kulturelle Zwischennutzung 2004 – 2008 zu sehen, und auch nicht vom Berliner Unwillen von 1448, als sich die Bürger von Berlin und Cölln gegen den Schlossbau zur Wehr setzten.

Zugleich fordert das Bündnis einen offenen Umgang mit rechtslastigen Spendern, die für den Wiederaufbau des Humboldt Forums finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt haben. Diesen Spendern wird vorgeworfen, dass sie politisch rechte, antisemitische und auch rechtsradikale Positionen vertreten.

Anderer Umgang mit rechtslastigen Spendern gefordert

Der Förderverein Berliner Schloss e.V. hat sich auch nach Bekanntwerden nicht von seine rechtsradikalen Spendern distanziert“, kritisiert die Initiative “Schlossaneignung” das Vorgehen – und fordert einen anderen Umgang damit.

So spricht die Gruppe von einem Versagen der Stiftung Humboldt Forum und einer “Radikalisierung der Symboldeutung“. Durch ihre eigene Initiative soll die “Instrumentalisierung des Projekts durch rechtsradikale Kreise” gestoppt werden.

Die Initiatoren laden Interessierte auch zu einer Veranstaltung ein, die am Donnerstag, den 13. Juni im Aedes Metropolitan Laboratory stattfinden soll. Weitere Informationen dazu gibt es hier.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto / Visualisierung: Initiative Schlossaneignung

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Quellen: Initiative Schlossaneignung, Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

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9 Comments

  1. Bodo Zündorff 7. Juni 2024 at 09:13 - Reply

    Das wäre ein völlig anderes Denkmal. Ich sehe wenig Sinn darin, Gold aufzubauen und dann hinter Dung zu verstecken…
    Oder soll das eine versteckte Kritik an den Aliierten werden?

  2. Fornfeist, Hans-Joachim 7. Juni 2024 at 18:16 - Reply

    Die Schlodsaneignunh ist die Enteignung der Initiativen zur Rückkehr eines Teils der Berliner Schlosses. Die Rekonstruktion von Innenräumen, insbedondere der Parocken innenztrppe muss bedacht und begonnen werden, was mit Zurück haltung von steuergeldern g<frn Krieg in der Ukrsine zu finanzieren ist. Claudia Roth ist die Ministerin der Kulturzerstörung in drr Fortsetzung der SED Nachkriegshemerstion. Die Frauenmkrche wäre mit ijr
    ijrniventstandrn

  3. Böhme 8. Juni 2024 at 14:11 - Reply

    Es ist irgendwie unfassbar, wie wenig Respekt die “Schlossaneigner” gegenüber demokratischen Willensbildungsprozessen haben! Die Rekonstruktion des Schlosses war mehrheitlich beschlossen worden. Und wer die Spender für die Rekonstruktion waren, ist völlig wurscht, weil auch “Rechte” Mitbürger dieses Landes sind, deren Meinung wie Leistung – hier durch Spenden – zu respektieren sind. Der verzweifelte Versuch einer “elitären” Minderheit, die der Masse ihre Weltanschauung diktieren will, ist unerträglich!

  4. Flip 8. Juni 2024 at 21:46 - Reply

    Was für eine irre Trupppe….schade das man derselbigen so viel mediale Aufmerksamkeit bietet.

  5. Anda Tirpitz 10. Juni 2024 at 11:10 - Reply

    Misanthropen, die zum Lachen in den Keller gehen und das giftige Quärulanzgewürz auf ihren Balkonen ziehen. Wenn man schon sich selbst nicht mehr lieben kann, dann bitte nicht versuchen, den Rest der Gesellschaft dies aufoktroyieren zu wollen.

  6. J.W. 12. Juni 2024 at 09:16 - Reply

    Durch die Initiative werden dringend notwendige Einwände und Gedanken zur Rekonstruktion formuliert: Der Ort wurde bewusst seiner vielfältigen historischen Dimensionen beraubt – Es ist höchste Zeit, diese gravierenden Fehler zu korrigieren.

  7. […] 70 Wohnungen sollen Teil des Ensembles werden. Das Quartier wird in unmittelbarer Nähe zum Humboldt Forum entstehen. Besonders prachtvoll ist die Breite Straße heute allerdings nicht. Die Straße wird vor […]

  8. Uwe Bormann 21. August 2024 at 01:07 - Reply

    Einfach nur KRANK diese ideologisch Verirrten! Mehr kann und sollte man dazu nicht sagen!

  9. […] 70 Wohnungen sollen Teil des Ensembles werden. Das Quartier wird in unmittelbarer Nähe zum Humboldt Forum entstehen. Besonders prachtvoll ist die Breite Straße heute allerdings nicht. Die Straße wird vor […]

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