Das Projekt „City-S-Bahn“ der Deutschen Bahn AG bleibt ein Sinnbild für stockende Infrastrukturprojekte. Einst für 2017 geplant, ist die Strecke auch 2025 noch immer nicht betriebsbereit – und ein Ende der Verzögerungen ist nicht in Sicht. Warum sich das Projekt erneut verspätet und welche Folgen das für Berlins Nahverkehr hat.

Die geplante S-Bahn-Verbindung zwischen Nordring und Hauptbahnhof kommt nicht voran – fehlende Prüfingenieure, technische Hürden und steigende Kosten sorgen für erneute Verschiebungen. / © Foto: Depositphotos.com

© Fotos: Depositphotos.com

 

Die Deutsche Bahn hatte zum Ende des letzten Jahres bekannt gegeben, dass die geplante S-Bahn-Linie S21 (wahlweise auch „S15“ oder „City-S-Bahn“), die den Hauptbahnhof mit dem Ringbahnnetz im Norden verbinden soll, erneut verschoben wurde. Die Verzögerung resultierte bei der letzten Verschiebung aus der Komplexität der Zulassungsprozesse, insbesondere im Hinblick auf die Stromversorgung.

Auch die erforderlichen Fachkräfte sowie die Fertigstellung eines Interimsbahnsteigs am Hauptbahnhof bereiteten dem Bahnkonzern Probleme. Statt wie ursprünglich angekündigt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024, sollte der Start nun im ersten Quartal 2025 erfolgen, wie die Bahn mitgeteilt hatte. Doch, wieder einmal, wird auch aus diesem Starttermin nichts, wie Der Tagesspiegel berichtet.

Inbetriebnahme der „S21“ am Hauptbahnhof: Erneute Verschiebung auf unbestimmte Zeit

Erneut wird also eines der zähesten Verkehrsprojekte, welches der Bahnkonzern in der deutschen Hauptstadt umsetzt, auf unbestimmte Zeit verschoben – denn einen konkreten Termin soll es dem Vernehmen nach noch immer nicht geben. Mittlerweile hat sich beim Projekt „City-S-Bahn“ eine Verzögerung von rund sieben Jahren ergeben – und noch ist offen, ob es dabei bleibt, oder ob die Fahrgäste auf die Inbetriebnahme der Linie noch länger warten müssen.

Grund für die Verzögerung sind weiterhin anhaltende Probleme bei der technischen Abnahme. Bereits der vorherige Termin musste verschoben werden, da Prüfingenieure fehlten. Dennoch strebt die Deutsche Bahn an, die kurze Verbindung noch in diesem Jahr zu eröffnen, wie es heißt.

Die Planungen für das Projekt „City-S-Bahn“ begannen bereits im Jahr 2011

Die Planungen für den ersten Abschnitt der Nord-Süd-Verbindung begannen bereits im Jahr 2011, ursprünglich war die Fertigstellung für 2017 vorgesehen. Ein konkreter Eröffnungstermin für die Zwischenstation „Perleberger Brücke“, die auf der neuen Strecke liegen wird, fehlt bislang ebenfalls. Zuletzt war vom Jahr 2029 die Rede, doch offiziell bestätigt ist dies nicht.

Das Land Berlin hatte die Station erst vor zwei Jahren in Auftrag gegeben, was den Bau komplizierter und teurer macht, da die Bahnsteige nachträglich seitlich an der Trassenkonstruktion angebracht werden müssen. Hinzu kommt, dass die S-Bahn den Hauptbahnhof nicht direkt erreichen wird. Stattdessen entsteht ein provisorischer Bahnsteig unterhalb der Invalidenstraße.

Hauptbahnhof: Interimshaltestelle an der Invalidenstraße soll bis in die 2030er Jahre genutzt werden

Die technischen Herausforderungen sind offenbar derart groß, dass die Kosten für das Provisorium in den zweistelligen Millionenbereich steigen. Diese Interimslösung soll bis mindestens Anfang der 2030er-Jahre bestehen bleiben – bis dahin müssen Fahrgäste beim Umsteigen lange Wege in Kauf nehmen. Erst danach soll der eigentliche Bahnsteig fertiggestellt werden.

Die Linie, die zunächst als Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Gesundbrunnen über Wedding starten soll, wird als wichtige Ergänzung des Berliner S-Bahn-Netzes angesehen. Die eigentlichen Herausforderungen für das Projekt kommen aber erst noch.

Die zukünftige Strecke der S21 soll bis hinunter zur Yorckstraße führen

Die zukünftige Strecke soll nach ihrer Fertigstellung vom Nordring über den Hauptbahnhof und den Potsdamer Platz bis hinunter zur Yorckstraße führen. Damit würden die nördlichen und südlichen S-Bahn-Linien sowie die Ringbahn an den Hauptbahnhof angeschlossen werden und ein neuer S-Bahn-Knoten würde entstehen.

Der Streckenabschnitt der „S21“, den die Deutsche Bahn bislang nicht fertig bekommt, ist also nur der kleinste Teil der geplanten Gesamtstrecke. Der Berliner Senat verspricht sich von dem Projekt eine Entlastung des bestehenden Nord-Süd-Tunnels, eine bessere Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs sowie eine kürzere Fahrzeit zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz.

Die Streckenführung unter dem Regierungsviertel wird zur größten Herausforderung für das Bahnprojekt

Doch schon heute ist klar, dass das Projekt erhebliche Auswirkungen auf die Umgebung rund um das Regierungsviertel und das Brandenburger Tor haben wird. Im Rahmen der Planungen ist vorgesehen, für mehrere Jahre eine raumgreifende Baugrube direkt vor dem Brandenburger Tor einzurichten.

Die umfangreiche Baustelle, die sich über mehrere hundert Meter erstrecken soll, wird im Norden entlang der Ebertstraße verlaufen. Sie beginnt nahe dem Kreuzungsbereich an der Scheidemannstraße, wird sich über den gesamten Platz des 18. März erstrecken und direkt vor dem Brandenburger Tor entlang führen. Erst kurz vor der Kreuzung an der Ecke Behrenstraße wird die Baustelle ihr Ende finden.

Vor dem Brandenburger Tor soll eine mehrere hundert Meter lange Baugrube entstehen

Vor allem die Streckenführung des Tunnels durch das Regierungsviertel ist herausfordernd. So sah sich die Deutsche Bahn im Verlauf der Jahre mehrfach gezwungen, die Trassenplanung anzupassen. Insgesamt wurden rund 15 Varianten für den Streckenverlauf ausgearbeitet, darunter noch zahlreiche Untervarianten.

Die Notwendigkeit, den Tunnel mindestens sieben Meter vom Reichstagsgebäude entfernt verlaufen zu lassen, wurde vom Bundestag gefordert und spielte eine entscheidende Rolle in den Diskussionen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt in der Debatte waren die potenziellen Auswirkungen der Bauarbeiten auf das Sinti-und-Roma-Denkmal im Tiergarten.

Der Baustart des Projekts soll nach heutigem Stand Ende der 2020er Jahre erfolgen. Bis sich vor dem Brandenburger Tor die große Baugrube auftun wird, wird also noch einige Zeit ins Land gehen. Bis dahin ist der erste Bauabschnitt des Projekts ja dann vielleicht abgeschlossen und bereits in Betrieb. Aber sicher ist das nicht.

 

Wann geht sie endlich ans Netz, die City-S-Bahn „S21“ der Deutschen Bahn? Einen Termin für die Inbetriebnahme der um mehrere Jahre verspäteten Linie gibt es noch immer nicht. / © Foto: Depositphotos.com

Quellen:

Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag

One Comment

  1. Pavel 12. Februar 2025 at 16:56 - Reply

    Erst braucht man für einen nicht mal 500 Meter langen Tunnel knapp 10 Jahre, weshalb unter anderem der Bahnhofsvorplatz nicht vernünftig gestaltet werden kann und dann soll vor Berlins wichtigstem Wahrzeichen und größtem Touristenmagnet eine Großbaustelle eingerichtet und jahrelang gebuddelt und gebaggert werden?

    Man fragt sich manchmal echt, ob irgendjemand in der Verwaltung dieser Stadt denken kann oder ob nur vor sich hin dilettiert wird. Von außen bekommt man leider den Eindruck, dass zweiteres der Fall ist.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.