Im künftigen “Schumacher Quartier” auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sollen 5.000 Wohnungen in Holzbauweise entstehen. Nun wurde der Bebauungsplan für die ersten 810 Wohnungen beschlossen. Das Projekt soll aufgrund seiner Größe wegweisend für nachhaltigen Wohnungsbau in Europa werden.
© Visualisierung Titelbild: Tegel Projekt GmbH
Text: Björn Leffler
Das “Schumacher Quartier” ist eines von drei Baufeldern, die auf dem einstigen Flughafengelände Tegel in Berlin-Reinickendorf entwickelt werden sollen. Neben dem geplanten Wohnquartier wird mit der “Urban Tech Republic” ein Forschungs- und Industriepark entwickelt. Zudem soll ein großer Landschaftspark entstehen.
Am westlichen Rand des Kurt-Schumacher-Platzes soll nach Plänen des Berliner Senats ein völlig neues Wohnviertel entstehen. Auf dem östlichen Teil des ehemaligen Rollfelds des Flughafens (und darüber hinaus) plant die Tegel Projekt GmbH über 5.000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen. Auch die dazugehörigen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Sportanlagen und Einkaufsmöglichkeiten sollen geschaffen werden.
Tegel: Berliner Senat beschließt Bebauungsplan für die ersten 810 Wohnungen auf ehemaligem Flughafengelände
Der Berliner Senat hat in seiner Sitzung den von Bausenator Christian Gaebler eingebrachten Bebauungsplan 12-62aa beschlossen. Dieser Plan betrifft das „Schumacher Quartier“ westlich der Bundesautobahn 111 und einen Abschnitt des Kurt-Schumacher-Damms im Bezirk Reinickendorf. Der Entwurf wird nun dem Abgeordnetenhaus zur Entscheidung vorgelegt.
Ziel des Plans ist die Schaffung von Baurecht für Wohnungsbauprojekte im „Schumacher Quartier“ auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel, wie die Senatsbauverwaltung mitteilt. Der Bau der ersten 810 Wohnungen soll demnach im Spätsommer 2026 beginnen, die Fertigstellung ist für das Jahr 2028 geplant.
Reinickendorf: Bis 2028 sollen die ersten Wohnungen in Holzbauweise fertig sein
Gaebler erklärte, dass das Schumacher Quartier eines von 24 neuen Stadtquartieren sei, die in den kommenden Jahren Wohnraum für über 100.000 Menschen bieten sollen. Auf dem ehemaligen Flughafenareal soll nach Plänen des Senats ein nachhaltiges und sozial gemischtes Quartier entstehen, das zum Wohnungsneubau in Berlin entscheidend beitragen werde.
Von den mindestens 5.000 geplanten Wohnungen werden die städtischen Wohnungsbaugesellschaften in etwa die Hälfte errichten, davon die Hälfte im mietpreisgebundenen Segment, also vom Land Berlin gefördert. Die übrigen Flächen sind für gemeinwohlorientierte Wohnbauakteure und studentisches Wohnen vorgesehen.
Eine Großgarage und Flächen für Einzelhandel sollen ebenfalls entstehen
Der Bebauungsplan legt fünf allgemeine Wohngebiete fest, ergänzt durch ein Sondergebiet für „MobilityHub und Einzelhandel“, das eine Großgarage und großflächigen Einzelhandel umfassen soll. Vorgesehen sind überwiegend vier- bis sechsgeschossige Gebäude sowie eine öffentliche Parkanlage.
Die Erschließung des Quartiers soll über Verkehrsflächen mit Vorrang für Fußgänger, Radfahrende und berechtigten Kfz-Verkehr erfolgen. Der Kurt-Schumacher-Damm und eine parallele Verbindungsstraße werden im Zuge des Bauprojekts aber als Verkehrsflächen gesichert, wie die Senatsverwaltung versicherte.
Schumacher Quartier in Tegel soll Charakter einer “gemischten Stadt” erhalten
Das zukünftige Quartier soll also den Charakter einer “gemischten Stadt” erhalten und durch eine sinnvolle Kombination von Wohnraum, sozialen Einrichtungen, Sport- und Freizeitanlagen und der Nähe zum Forschungs- und Industriecampus überzeugen. Neu im Vergleich zu anderen Bauprojekten dieser Dimension war die Grundstücksvergabe im Erbbaurecht, also die rechtliche Trennung von Bauwerk und Grundstück (siehe § 94 Abs.1, Satz 1 BGB).
Tatsächlich wegweisend für zukünftige Bauvorhaben in der Europäischen Union soll das geplante Niedrigenergie-Versorgungsnetz werden, das in dieser Größe einmalig sein wird und welches die Basis für ein klimaneutrales Stadtquartier bilden soll.
Das Projekt soll aufgrund seiner Größe wegweisend für nachhaltigen Wohnungsbau in Europa werden
Auch die sogenannte „Schwammstadt“ soll zukunftsweisend sein, in der keine Regenwasserentsorgungsleitungen mehr benötigt werden. Vielmehr soll das die Bauwerke umgebende Gelände die Niederschlagsmengen aufnehmen – mittels Mulden, Baumrigolen, Grünflächen, begrünten Dächern und Fassaden. Ein Ansatz, der sich aber auch bei großen Niederschlagsmengen bewähren muss.
Zudem soll bei dem Bauvorhaben Europas größtes Quartier in Holzbauweise entstehen, mit Kiefernholz aus Berliner Wäldern. Die Verwendung der Kiefern soll in enger Abstimmung mit den Berliner Forstbetrieben erfolgen. Die abgeholzten Kiefern sollen dann in der darauffolgenden Aufforstung durch Laubbäume ersetzt werden, da Mischwälder ökologische und ökonomische Vorteile bieten.
Wie das in der Praxis aussehen wird, kann man in rund zwei Jahren beobachten, wenn der Bau des nachhaltigen Quartiers beginnen soll. Einen Zeitplan für den Bau der restlichen über 4.000 Wohnungen gibt es bislang allerdings noch nicht.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: RBB, Berliner Morgenpost, Tegel Projekt GmbH, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
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2. November 2024