Nachdem die Kritik an der überdimensionierten Planung für Neue Gertraudenbrücke und Mühlendammbrücke zu groß geworden war, hat die Senatsverkehrsverwaltung die Planungen angepasst. Beide Bauwerke sollen nun schmaler werden, zudem soll der historischen, Alten Gertraudenbrücke eine neue, wichtige Rolle zukommen.
© Visualisierungen Mühlendammbrücke: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz / Arup Deutschland GmbH / COBE A/S
Text: Björn Leffler
Die Diskussionen um den Neubau der Mühlendammbrücke sowie der Neuen Gertraudenbrücke in Berlins historischer Mitte ziehen sich bereits seit mehreren Jahren hin. Zuletzt berichteten wir im Mai 2022 über die Kritik mehrerer Gruppen an der Planung für den Abriss und Neubau der beiden aufeinander folgenden Brücken.
Zwischen Spittelmarkt und Molkenmarkt, entlang der Leipziger Straße sowie des Mühlendamms, überquert die mehrspurige Straße zweimal die Spree. Diese jeweils in den 1960er und 1970er Jahren errichteten Brückenbauten sind stark sanierungsbedürftig, weshalb der Berliner Senat die Brücken abreißen und neu bauen lassen möchte.
Diskussion um Neubau der Mühlendammbrücke läuft seit Jahren
Nach langer Diskussion um den Neubau der Mühlendammbrücke, die sich vor allem um die Dimension des Bauwerks drehte, präsentierte der Senat im August 2021 den Siegerentwurf für das Projekt, der zwar eine neue Spuraufteilung auf der Brücke beinhalten sollte, in seiner Breite jedoch den heutigen Dimensionen des Bestandsbaus entsprach.
Auch die Neue Gertraudenbrücke sollte ursprünglich in ihren jetzigen Dimensionen neu entstehen. Die heutige Brücke besteht aus zwei Teilbauwerken und überspannt den Spreekanal. Mühlendammbrücke und Neue Gertraudenbrücke folgen für Verkehrsteilnehmer auf dem Mühlendamm bzw. der Leipziger Straße in kurzer Abfolge aufeinander.
Keine Sanierung der Neuen Gertraudenbrücke möglich
Nach Untersuchungen im Jahr 2019 wurde festgestellt, dass eine Sanierung des Brückenbauwerks der Neuen Gertraudenbrücke aufgrund der gravierenden, vorhandenen Schäden am Tragwerk nicht möglich ist. Die Brücke muss in den kommenden Jahren abgerissen und neu gebaut werden.
Kritik am geplanten Vorgehen gab es nicht nur von Anwohnerinnen und Anwohnern. Ein Bündnis, dem unter anderem die Interessengemeinschaft Leipziger Straße, Changing Cities Central, der BUND Berlin, das Bürgerforum Berlin und der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg angehören, stellte vor knapp zwei Monaten für beide geplanten Neubauten städtebauliche Alternativen zur Wahl.
Senatsverwaltung überarbeitet ihre Pläne – für beide Brücken
Vor allem die Breite und das wenig innovativ wirkende architektonische Konzept sowie die Aufteilung der zukünftigen Fahrspuren wurden bemängelt. Auf die anhaltende Kritik zur Planung der Brückenbauwerke hat die Senatsverkehrsverwaltung nun reagiert, die Pläne wurden überarbeitet – für beide Bauwerke. Um knapp fünf Meter soll sich die Breite der Neuen Gertraudenbrücke im Vergleich zum heutigen Bauwerk reduzieren, sie liegt damit bei etwa 29 statt wie bisher rund 34 Metern.
Bei der Mühlendammbrücke soll der Querschnitt um neun Meter schmaler werden und damit zukünftig gut 36 Meter betragen. Das im Wettbewerb siegreiche Architektenteam (Arup Deutschland GmbH / COBE A/S) sieht nach Auskunft der Verkehrsverwaltung keine Probleme in der Verschmälerung des geplanten Brückenbaus.
Neue Verkehrsführung ermöglicht Reduzierung der Brückenbreite
Möglich wird die Veränderung durch eine neue, veränderte Verkehrsführung: Bislang sollte die Trasse der neuen Mühlendammbrücke in der Mitte der beiden Brücken – auf der künftig Straßenbahnen fahren sollen – bis zur Inbetriebnahme der Tramstrecke zwischen Alexanderplatz und Kulturforum frei gehalten werden.
Nun aber ist angedacht, dass diese Flächen zunächst für zwei Pkw-Spuren genutzt werden, um Platz zu sparen. Hinzu sollen pro Richtung ein weiterer Fahrstreifen für den sogenannten motorisierten Individualverkehr sowie eine Busspur kommen. Auch ein geschützter Radweg soll gleich im ersten Schritt errichtet werden.
Neue und alte Gertraudenbrücke sollen beiderseits genutzt werden
Spannender wird die vorgesehene Verkehrsführung aber bei der Neuen Gertraudenbrücke. Denn nur in Richtung Alexanderplatz sollen Rad- und Fußweg über das neue Bauwerk verlaufen. Fußgänger und Radfahrende, die in Richtung Potsdamer Platz unterwegs sind, sollen dafür die benachbarte, historische Gertraudenbrücke nutzen, die erhalten bleiben und saniert werden soll.
Durch die Nutzung der Alten und Neuen Gertraudenbrücke soll beim geplanten Neubau des Brückenbauwerks die gewünschte Verschmälerung erreicht werden, ein interessanter Ansatz, der zum Teil auf die im Mai vorgetragenen Ideen zurückzugehen scheint.
Zudem wird darüber nachgedacht, den Neubau der Neuen Gertraudenbrücke so zu montieren, dass sie später sogar noch schmaler werden könnte. Dafür könnte mit entsprechenden, später abnehmbaren Brückenteilen gearbeitet werden. Ein entsprechender Realisierungswettbewerb, der auch den Bereich am Spittelmarkt einschließen soll, steht aber noch aus. Man darf gespannt auf die Ergebnisse sein.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Neubau der Mühlendammbrücke: Das Projekt soll nun deutlich schmaler geplant werden, die neue Brücke wird etwa neun Meter an Breite verlieren.
© Visualisierung Mühlendammbrücke: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz / Arup Deutschland GmbH / COBE A/S
Quellen: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berliner Morgenpost, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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2. November 2024