Eines der wichtigsten Kulturareale im Berliner Stadtteil Friedrichshain steht weiterhin vor der Verdrängung: Der Mietvertrag für die “Zukunft am Ostkreuz” läuft im März 2022 aus. Eine Petition wirbt für den Erhalt der Institution im “Laskerkiez”.
Bereits im September 2021 hatten wir über das drohende Aus des Kulturareals “Zukunft am Ostkreuz” an der Laskerstraße im Berliner Stadtteil Friedrichshain berichtet. Die „Zukunft am Ostkreuz“ beherbergt ein Kollektiv, welches das Open-Air-Kino Pompeji, zwei weitere Indoor-Kinosäle, eine Brauerei, einen Gartenbereich und Flächen für Ausstellungen, Theater und Konzerte betreibt.
Es ist ein Areal, das mit industriellem Charme daherkommt und sich den häufig beschworenen Geist des „wilden“ Berlins der 1990er Jahre bewahrt hat. Errichtet wurde es vor über zehn Jahren auf den Brandruinen eines ehemaligen Filmlagers.
Nach über zehn Jahren wurde den Betreibern überraschend gekündigt
Nachdem sich der Grundstückseigentümer, die Grundwert Real Estate Beteiligung GmbH, in den vergangenen zehn Jahren nicht am Kulturbetrieb auf dem Gelände gestört hatte, wurde den Tilsiter Lichtspielen, welche die “Zukunft am Ostkreuz” betreibt, der Mietvertrag im vergangenen Jahr überraschend zum 31. März 2022 gekündigt. Die Tilsiter Lichtspiele unterhalten in Friedrichshain noch zwei weitere Kinos, deren Fortbetrieb bei einer Schließung der „Zukunft am Ostkreuz“ ebenfalls bedroht wäre.
Denn die „Zukunft am Ostkreuz“ ist der umsatzstärkste der drei Kinostandorte. Die durch die Corona-Pandemie eh schon nur dürftig gefüllte Kasse des Kollektivs würde bei einer Schließung des „Zukunft“-Areals ihre Haupteinnahmequelle verlieren. Zudem befindet sich auf dem Gelände die Brauerei, welche zwei der drei Standorte mit selbst gebrautem Bier versorgt.
In Friedrichshain hat sich breiter Widerstand formiert
Längst hat sich im Kiez breiter Widerstand gegen die drohende Schließung des Areals gebildet, mehrere Demonstrationen und Protestaktionen wurden durchgeführt. Auch eine Petition für den Erhalt der “Zukunft” wurde initiiert, die mittlerweile von rund 28.000 Menschen unterzeichnet worden ist – eine beachtliche Zahl.
Am morgigen Donnerstag, den 10. März, soll die Petition öffentlichkeitswirksam vor dem Bundestag übergeben werden. Für Freitag ist dann ein Fahrradkorso geplant, der verschiedene Standorte von Immobilienunternehmen in Berlin ansteuern soll.
Dass diese Aktionen zur Rettung der “Zukunft am Ostkreuz” beitragen können, ist eher nicht zu erwarten. Umso wichtiger aber ist es, dass die Menschen im betroffenen Kiez zeigen, wie gravierend negativ sich eine fortschreitende Verdrängung wichtiger Kulturareale auf das städtebauliche und gesellschaftliche Klima im Bezirk auswirken. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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